70 Jahre konsequentes Engagement in Notlagen

22 Okt. 2020
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ALWS-Mitarbeiterinnen besuchen im Januar 2020 eine Gemeinde in Jonglei im Südsudan. Foto: ALWS/ Julie Krause

ALWS-Mitarbeiterinnen besuchen im Januar 2020 eine Gemeinde in Jonglei im Südsudan. Foto: ALWS/ Julie Krause

LWB gratuliert zum Jubiläum von Australian Lutheran World Service

MELBOURNE, Australien/GENF (LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) hat seiner Partnerorganisation, dem Australian Lutheran World Service (ALWS), Glückwünsche zum 70-jährigen Bestehen übermittelt.

„Seit Jahrzehnten unterstützen Sie unsere Arbeit in Ländern, die andere vergessen. Sie helfen bis heute konsequent dort, wo Sie die größte Not wahrnehmen und die grundlegendste Veränderung bewirken können“, schrieb aus diesem Anlass Maria Immonen, Direktorin des LWB-Weltdienst, an den Leiter des ALWS, Jamie Davis.

Die australische Hilfsorganisation entstand aus einem Neuansiedlungsprogramm für durch den Zweiten Weltkrieg entwurzelte Menschen aus Europa, das die lutherische Kirche in Australien initiierte. Heute arbeiten ALWS und LWB in 11 Ländern weltweit zusammen.

„Ihr Beitrag zur Bewältigung von Armut und Unrecht geht weit über die rein finanzielle Unterstützung hinaus. Wir nehmen ihn auf vielen Ebenen wahr: da sind die Mitarbeitenden in unseren Länderprogrammen, jene, die im Genfer Weltdienst-Büro Leitungsverantwortung tragen oder getragen haben, und die aktiven Mitglieder in unserem Weltdienstausschuss“, führte Immonen aus. „Sie haben Grundsatzpositionen mitentwickelt, die nachhaltige Veränderungen bewirken, insbesondere in den Bereichen Kinderschutz, Inklusion von Menschen mit Behinderungen und Gendergerechtigkeit.“

Glaube als Konstante

Die Wurzeln des ALWS reichen, ebenso wie die des LWB, in die Nachkriegszeit zurück. 1947 bot sich Australien an, Menschen, die durch den Krieg in Europa ihre Heimat verloren hatten, ein neues Zuhause zu geben. Viele der Einwandernden, die im nahe dem australischen Victoria gelegenen Bonnegilla Migrant Centre eintrafen, waren lutherisch. Bruno Muetzelfeld, Pfarrer der benachbarten lutherischen Kirchengemeinde, begann, die europäischen Neuankömmlinge zu besuchen, und wurde bald zum hauptamtlichen Seelsorger in dem Aufnahmelager.

 ALWS

Wurden Menschen in unterschiedlichen Städten und Dörfern im ganzen Land angesiedelt, informierte das Seelsorgeteam aus Bonnegilla die Geistlichen der jeweiligen lutherischen Gemeinde vor Ort. „So hatten die Einwandernden seelsorgliche Begleitung bei ihrer Ankunft aus ihrer Heimat in Bonnegilla, genauso wie auch bei der Ankunft am neuen Heimatort. Mitunter war ihr Glaube die einzige Konstante in einer Zeit des Umbruchs“, erläutert dazu Jen Pfitzner, Kommunikationsreferentin beim ALWS.

Aus der Initiative entstand eine offizielle kirchliche Organisation, als der drei Jahre zuvor gegründete Lutherische Weltbund in Australien einen Stützpunkt brauchte, um die Neuansiedlungsmaßnahmen begleiten zu können. 1950 wurde der Lutheran World Service-Australia (LWS-A) gegründet, zunächst als Tochterorganisation des LWB. Im Verlauf der folgenden fünf Jahre organisierte er die Ansiedlung von 2.350 Menschen, vergab Reisekostenkredite und begleitete Familienzusammenführungen, also die Einreise der Angehörigen, die in Europa zurückgeblieben waren. LWS-A unterstützte zudem die lutherischen Gemeinden, die aufgrund der Zuzüge ein schnelles Mitgliederwachstum verzeichneten.

Von Australien nach Afrika

Mit der Gründung der Lutherischen Kirche Australiens im Jahr 1960 wurde LWS-A zu deren Entwicklungshilfswerk. In Australien hatte der Bedarf an Neuansiedlungen und Integrationsmaßnahmen für Eingewanderte abgenommen, so dass LWS-A sich nun auf die Unterstützung von Flüchtlingen in anderen Weltregionen konzentrierte und zu diesem Zweck die Länderprogramme des LWB-Weltdienst unterstützte.

 Pastor Bruno Muetzelfeldt (far right), who began visiting Lutheran migrants at Bonegilla Migrant Centre in 1947, with the staff of Lutheran World Service–Australia office, on the day he departed for Geneva to serve with LWF. Also, from left, Pastor Muetzelfeldt’s LWS-A successor Brian Neldner, Eeva-Liisa Viheriakoski, Ora Simpfendorfer, Lorna Koetz, Margaret Bruveris. Photo courtesy Dr Brian Neldner.

In den nächsten Jahrzehnten trug LWS-A zur Finanzierung der Arbeit des LWB in ca. 20 Ländern weltweit bei mithilfe von Spenden australischer lutherischer Kirchenglieder sowie staatlichen Hilfsgeldern. Von der zum Teil bis heute laufenden Kooperation profitierten und profitieren Menschen in Äthiopien, Angola, Bangladesch, Dschibuti, El Salvador, Haiti, Indien, Jerusalem, Kambodscha, Nepal, Malawi, Mauretanien, Mosambik, Sambia, Südafrika, Tansania und Uganda.

Von der Tochterorganisation zur Partnerin

Aufgrund einer Gesetzesänderung wurde LWS-A 1985 zu einer eigenständigen Organisation mit dem Namen Australian Lutheran World Service (ALWS). Als starker Partner unterstützt der ALWS die Länderprogramme des LWB-Weltdienst Und von Katastrophen heimgesuchte LWB-Mitgliedskirchen. Bis heute engagiert sich der ALWS auch für die Aufnahme und Integration von Flüchtlingen in Australien, die inzwischen nicht mehr aus Europa, sondern aus Asien und Afrika kommen.

„Bei meinem Besuch des ALWS im Jahre 2017 hat mich seine starke Position beeindruckt: Er mobilisiert die Menschen vor Ort zur Unterstützung ihrer Nächsten in aller Welt. 2018 habe ich Nepal besucht und dort die starke Partnerschaft von LWB und ALWS erlebt, die der Bevölkerung wirkungsvolle Unterstützung dabei leisten, ihre Rechte einzufordern. Der LWB ist zutiefst dankbar für diese Partnerschaft und die Wirkung, die sie im Leben der Menschen entfaltet“, betont LWB-Generalsekretär Martin Junge.

Eigentlich sollte es Organisationen wie ALWS und LWB gar nicht geben müssen, so Immonen in ihrem Glückwunschschreiben. Aber angesichts der 80 Millionen Menschen weltweit, die durch Gewalt ihre Heimat verloren haben, seien sie heute so notwendig wie vor 70 Jahren. „Offensichtlich ist unsere Arbeit noch längst nicht getan. (…) Wir freuen uns auf viele weitere Jahre der Partnerschaft mit Ihnen in unserem gemeinsamen, aus Liebe gespeisten Engagement für Gerechtigkeit.“

LWF/OCS