Kurt Kardinal Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen; Bischof Munib Younan, LWB-Präsident; Papst Franziskus; Pfarrer Martin Junge, LWB-Generalsekretär. Foto: Magnus Aronson/Ikon

Lutherisch – Römisch-katholischer Dialog

Die Beziehungen zwischen LWB und Römisch-katholischer Kirche

Der offizielle internationale Dialog mit der Römisch-katholischen Kirche nahm unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils 1967 seinen Anfang. In dem auf katholischer Seite vom Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen (PCPCU) - inzwischen in Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen umbenannt - koordinierten Dialog wurden bereits fünf Phasen abgeschlossen und Berichte zu zahlreichen wichtigen Themen formuliert.

Ein wichtiger Meilenstein war die Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre (GER) 1999 in Augsburg, Deutschland, durch den LWB und den PCPCU im Namen der Römisch-katholischen Kirche. Diese GER bekundet, dass lutherische und katholische Gläubige ein grundlegendes Verständnis der Rechtfertigungslehre teilen und dass die gegenseitigen Verurteilungen der jeweils anderen Lehre im 16. Jahrhundert diesbezüglich keine Gültigkeit mehr besitzen. 

Ein nächster wichtiger Schritt erfolgte 2013 mit der Veröffentlichung des gemeinsamen Studiendokuments „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“, das den Weg ebnete für ein gemeinsames katholisch-lutherisches Reformationsgedenken im Dom zu Lund und der Arena von Malmö am 31. Oktober 2016. Die gemeinsam von Papst Franziskus, LWB-Generalsekretär und LWB-Präsident geleiteten Veranstaltungen umfassten einen ökumenischen Gottesdienst und die Unterzeichnung einer Absichtserklärung über eine engere Zusammenarbeit des LWB-Weltdienstes und Caritas Internationalis, dem Dachverband der nationalen katholischen Organisationen für Nothilfe und Entwicklungszusammenarbeit.

Zentrale Themen

  • Evangelium
  • Kirche
  • Herrenmahl
  • Amt
  • Rechtfertigung
  • Apostolizität der Kirche
  • Taufe

Meilensteine

Regionale Übereinkommen

Beachtenswerte Beziehungen zwischen lutherischen und römisch-katholischen Kirchen auf regionaler Ebene gibt es in verschiedenen Teilen der Welt.

  • Deutschland – Ein Dialog zwischen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Deutschen Bischofskonferenz der Römisch-katholischen Kirche hat sich mit zahlreichen wichtigen theologischen Themen beschäftigt. So wurde zum Beispiel eine umfassende Studie zu den Lehrverurteilungen in der Zeit der Reformation bezüglich Rechtfertigung, Amt und Sakramente durchgeführt und es wurde untersucht, ob diese immer noch Gültigkeit besitzen.
  • Vereinigte Staaten von Amerika – Der lutherisch/römisch-katholische Dialog hier hat sich insbesondere mit theologischen Themen beschäftigt, die für den gemeinsamen Glauben – Rechtfertigung durch den Glauben – von zentraler Bedeutung sind, mit dem Stellenwert von Maria, mit den Heiligen und mit dem Petrusdienst. Darüber hinaus wurde in diesem Dialog auch das Thema Taufe erörtert.

Beide regionalen Dialoge haben maßgeblich zur Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre beigetragen.
 

Praktische Zusammenarbeit: LWB und Caritas Internationalis

LWB und Caritas Internationalis (CI), der weltweite Dachverband der nationalen katholischen Organisationen für Nothilfe und Entwicklungszusammenarbeit, arbeiten im Dienst an den marginalisiertesten Menschen in der Welt zunehmend zusammen. Nepal, Syrien und Venezuela sind drei Beispiele von Ländern, in denen die beiden Organisationen ihre erfolgreiche Zusammenarbeit in jüngster Vergangenheit ausgeweitet haben.

Im Rahmen eines Treffens im Juni 2021 im Vatikan haben die Direktorin des LWB-Weltdienstes und der Generalsekretär des Caritas-Netzwerks eine „Gemeinsame Vision“ vorgelegt, in der sie bekräftigen, dass die beiden Organisationen zum Dienst an unseren Nächsten zusammenstehen wollen – ein Ruf, der im Glauben begründet ist.

Die Erklärung bekräftigt weiterhin die Hoffnung, dass durch die Stärkung ihrer humanitären Arbeit für Gerechtigkeit, Frieden und Würde für alle Menschen ihr Engagement auch ein Katalysator für die Gestaltung eines Dialogs über die jeweiligen Lehren sein könne. Sie bekräftigt, dass die Projekte von Caritas Internationalis und Weltdienst nicht nur humanitäre Hilfe seien, sondern auch die spirituelle Dimension des Dienstes erfahren ließen. 

Die „Gemeinsame Vision“ ist der nächste Schritt in einem Prozess, der 2016 im Rahmen der gemeinsamen Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum in Lund und Malmö, Schweden, begonnen wurde. Während der Veranstaltungen dort hatten der LWB und Caritas eine Absichtserklärung unterzeichnet, dass sie ihr Engagement für ein gemeinsames Zeugnis und einen gemeinsamen Dienst ausbauen wollten.

Foto: Magnus Aronson/Ikon | Foto: Mazur/catholicnews.org.uk