Weltgeflüchtetentag 2024

20. Jun. 2024

Länderrepräsentanten und -repräsentantinnen für den Weltdienst, die in einigen der weltweit größten Hilfsaktionen für Geflüchtete im Einsatz sind, berichten darüber, wie die Aufnahmeländer in Notsituationen zur Stelle sind, während die Weltgemeinschaft es nicht ist. Am Weltgeflüchtetentag sprechen sie über die Realität an ihren Einsatzorten. 

Das Dorf Danamadja im Tschad, wo der LWB die Rückkehrenden und ihre Gastgebenden mit landwirtschaftlichen Geräten und Berufsausbildung unterstützt

Das Dorf Danamadja im Tschad, wo der LWB die Rückkehrenden und ihre Gastgebenden mit landwirtschaftlichen Geräten und Berufsausbildung unterstützt. Foto: LWB/M. Renaux

Die LWB-Länderprogramme stellen besonders die Beiträge der Aufnahmegemeinschaften hervor

(LWI) – Lokale Gemeinschaften sind die wichtigsten Akteure bei der Begrüßung und Unterstützung von Geflüchteten. Am Weltgeflüchtetentag beschreibt der Lutherische Weltbund seine Arbeit mit Geflüchteten und Aufnahmegemeinschaften und fordert mehr Unterstützung bei Katastrophen, die nicht mehr in den Schlagzeilen sind. 

„Tausende von Menschen, darunter aus dem Sudan und dem Tschad, mussten ihre Heimat verlassen und haben Zuflucht in den Provinzen im Osten des Tschad gefunden. Dort gibt es zu wenig Nahrungsmittel und Wasser, kaum Sicherheit und Schutz, und es fehlt an Gesundheitsversorgung und Bildungsmöglichkeiten“, sagt Keating Ngolsou, LWB-Länderrepräsentant im Tschad. Sein Team ist seit einem Jahr an vorderster Front in der sudanesischen Katastrophenhilfe in dem Land im Einsatz, liefert die wichtigsten Hilfsgüter, übernimmt Schutzaufgaben und muss sich mit unsicheren Einsatzbedingungen, einer extremen Bedarfssituation und unzureichender finanzieller Ausstattung auseinandersetzen. 

„Trotz der Unterstützung durch die Regierung und humanitäre Organisationen und Agenturen bleibt der Hilfsbedarf groß, während die finanziellen Mittel stetig weniger werden“, sagt er. Er fügt hinzu, dass die Hilfsaktionen des Sudan im Tschad lediglich zu 13 % finanziert sind. 

Grundbedürfnisse nicht erfüllt 

Das LWB-Personal in den Länderprogrammen weltweit berichtet über ähnliche Erfahrungen. „Allzu oft wird in den Medien nicht mehr über Geflüchtetenkrisen berichtet und damit auch nicht mehr darüber, was die Menschen dort brauchen. Wir dürfen nicht zulassen, dass diese Katastrophen vergessen oder nicht wahrgenommen werden“, sagt Amira Khamis, LWB-Länderdirektorin in Jordanien. Das Land hat über 650.000 syrische Geflüchtete, 130.000 Geflüchtete aus dem Irak und 2 Millionen palästinensische Geflüchtete aufgenommen. 

Oftmals sind es die lokalen Gemeinschaften, die zuerst auf Notfälle reagieren und die die umfangreichste Hilfe leisten. „Die Aufnahmegemeinschaften in Jordanien haben ihre Häuser geöffnet, knappe Ressourcen geteilt und diejenigen aufgenommen, die vor Gewalt und Verfolgung geflüchtet sind. Aber sie können diese Verantwortung natürlich nicht alleine tragen“, erklärt Khamis. 

Politik der offenen Tür 

Die LWB-Länderprogramme weltweit begehen den Weltgeflüchtetentag oft gemeinsam mit den Aufnahmegemeinschaften. Viele nutzen den Tag, um die Fähigkeiten und Talente zu feiern, die die Geflüchteten in ihre neue Heimat mitbringen. 

Der LWB in Uganda wird das Finale der Veranstaltung „Refugees Got Talent“ ausrichten, eine Show, in der Geflüchtete, die in der Siedlung Rwamwanja im Westen des Landes leben, ihre musikalischen und tänzerischen Fähigkeiten und andere kreative Talente unter Beweis stellen können. „Am Weltgeflüchtetentag erinnern wir uns daran, dass die Menschen aus ihrer Heimat fliehen, um Schutz und Zuflucht zu finden“, sagt Adriana Franco Chitanana, die LWB-Länderrepräsentantin in Uganda. 

Uganda hat 1,6 Millionen Geflüchtete aufgenommen, die u. a. vor den Konflikten im Südsudan, in der Demokratischen Republik Kongo und vor kurzem im Sudan Schutz gesucht haben. Das Land hat sich der größten Anzahl Geflüchteter in Afrika angenommen. Es verfolgt eine beispielhafte Politik der offenen Tür, erkennt den ankommenden Menschen einen Status als Geflüchtete zu und gibt ihnen ein Stück Land, das sie bewirtschaften können. 

„Hier in Uganda feiern wir auch die Tatsache, dass dieses Land so vielen unterschiedlichen Menschen und Nationalitäten Zuflucht bietet“, fügt Chitanana hinzu. „Es ist an der Zeit anzuerkennen, wie viel harte Arbeit die Gemeinschaften und die Regierung geleistet haben.“ 

120 Millionen Vertriebene 

Nach Angaben des Hohen UN-Flüchtlingskommissars (UNHCR) mussten 120 Millionen Menschen weltweit ihr Zuhause verlassen. Viele sind innerhalb ihres Heimatlandes auf der Flucht und werden als Binnenvertriebene bezeichnet. Mehr als die Hälfte sind Kinder und Frauen. 

Der LWB-Weltdienst sorgt zusammen mit den LWB-Mitgliedskirchen und Partnern für humanitäre Hilfe und Entwicklungshilfe in 25 Ländern in Afrika, Asien, Lateinamerika, dem Nahen Osten und Europa. 2023 haben sie gemeinsam 2,6 Millionen Menschen in Not unterstützt. 

„Geflüchtete wollen die Möglichkeit haben, ihre Würde zu behalten und sich selbst versorgen zu können. Wenn wir die Augen vor ihrem Elend verschließen, lassen wir die Geflüchteten und ihre großzügigen Aufnahmeländer im Stich, die zur Stelle sind, wenn die Weltgemeinschaft es nicht ist“, sagt abschließend Amira Khamis, LWB-Länderdirektorin in Jordanien. 

LWB/C. Kästner-Meyer