Verkündigung des Evangeliums inmitten vielfältiger Gesellschaften

26 Apr. 2013
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Bischof Eduardo Martínez von der Evangelisch-Lutherischen Kirche Kolumbiens während der Kirchenleitungskonferenz der Region Lateinamerika und die Karibik in Managua (Nicaragua). © LWB/Chelsea Macek

Bischof Eduardo Martínez von der Evangelisch-Lutherischen Kirche Kolumbiens während der Kirchenleitungskonferenz der Region Lateinamerika und die Karibik in Managua (Nicaragua). © LWB/Chelsea Macek

Kirchenleitende aus Lateinamerika und der Karibik erklären lutherische Identität und Kommunikation zum Schlüssel der Missionsarbeit

Lutherische Kirchenleitende aus Lateinamerika und der Karibik haben sich mit der Herausforderung beschäftigt, die die Verkündigung des Evangeliums in vielseitigen Kulturen und unterdrückten Bevölkerungsschichten darstellt. Sie fordern eine neue theologische Sprache, ein ganzheitliches Missionsengagement und Unterstützung für die jungen Mitglieder in ihren Kirchen.

Die Kirchenleitungskonferenz in der Region Lateinamerika und der Karibik fand vom 15. bis 19. April in Managua (Nicaragua) statt und wurde von der Nicaraguanischen Lutherischen Kirche „Glaube und Hoffnung“ unter dem Motto „Lutherische Kirchen, Kirchen der Welt“ veranstaltet.

Organisiert wurde die Konferenz von dem in der Abteilung für Mission und Entwicklung (AME) des Lutherischen Weltbundes (LWB) angesiedelten Gebietsreferat für Lateinamerika und die Karibik in Zusammenarbeit mit der nicaraguanischen Kirche. Rund 50 Kirchenleitende aus der Region nahmen an der jährlich stattfindenden Veranstaltung teil, die als Plattform zur Entscheidungsfindung, Berichterstattung, Zusammenarbeit sowie zum Networking dient.

Die Kirchenleitungen sprachen sowohl über die Herausforderungen als auch über die Chancen, die Trends wie die zunehmende Säkularisierung und die Gleichgültigkeit gegenüber Glauben und Religion mit sich bringen. Betont wurde auch die Notwendigkeit, die theologische Sprache zu überarbeiten, die verwendet wird, um das Wort Gottes in den verschiedenen kulturellen Realitäten in überwiegend römisch-katholischen Ländern zu verkündigen.

Viele der Kirchenleitenden brachten ihre Sorge darüber zum Ausdruck, wie schwierig es sei, das Wort Gottes in einem Kontext zu verkündigen, in dem Armut, zunehmende Gewalt und der Klimawandel das Leben der Menschen bestimmen.

Pfr. Gustavo Gómez, Präsident der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Argentinien (IELU), sprach über die Schwierigkeit, eine integrative Kirche in einer vielschichtigen Gesellschaft zu sein, in der sich die Wahrnehmung von Vielfalt verändert.

Die lutherische Identität in einer sich wandelnden Welt zu erkennen, sei eine sehr schwierige Aufgabe, fügte er hinzu. „Wenn wir an die lutherische Identität denken, denken wir an grosse Kirchen mit Holzbänken und einer Pfeifenorgel, die von hellhäutigen Menschen besucht wird, die Deutsch oder Englisch sprechen.“

„Wenn das unsere Perspektive bleibt, werden wir niemals zu 100 Prozent lutherisch sein. Die lutherische Gemeinschaft verändert sich, wird zu etwas Neuem, mit neuen Gesichtern und Ausdrucksformen”, betonte Gómez.

Pfr. Emilio Aslla, Präsident der Bolivianischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (IELB), sprach von der Vielfalt in seiner Kirche. „Wir sprechen von ‚Vielfalt‘, denn unsere Kirche ist multikulturell und mehrsprachig. Wir sprechen unter anderem Spanisch, Aymara, Quechua und Guaraní, und jede Gemeinde hat ihre eigene Geschichte und ihre eigenen Bräuche.“

Als die christlichen MissionarInnen nach Bolivien kamen, sei die indigene Bevölkerung dazu aufgefordert worden, ihre Kultur aufzugeben, erzählt Aslla. „Das war ein schmerzlicher Prozess, aber wir möchten nun mit unserer Vielfalt leben. Die schwierige Frage dabei ist: Wie können wir weiterhin Lutheranerinnen und Lutheraner sein, ohne unsere Geschichte zu vergessen?“

Der bolivianische Kirchenleiter sprach den Mangel an theologischem Material an, das zur Verfügung stünde, um die indigene Bevölkerung in der Region zu erreichen. „In Bolivien kommen wir an viele Menschen ohne die geeigneten Hilfsmittel gar nicht heran“, erklärte er. „Und das ist ein grundlegendes Problem, mit dem wir uns weiter beschäftigen müssen.“

Junge Menschen sind die Zukunft der Kirche

Im Rahmen der Konferenz wurde das Programm „Creatitude“, das von der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (IECLB) entwickelt wurde, um junge Menschen auf kreative Art und Weise einzubinden, von den Delegierten für Podiumsdiskussionen und Präsentationen verwendet.

Bischof Eduardo Martínez von der Evangelisch-Lutherischen Kirche Kolumbiens (IELCO) berichtete, was es bedeute, eine junge Kirche zu sein, in der 42 Prozent der Mitglieder unter 25 Jahre alt sind, und sagte, das sei „ein Grund zum Feiern“.

„Wir sind davon überzeugt, dass unsere Kirche eine vielversprechende Zukunft vor sich hat. Dass in den kommenden Jahren zahlreiche neue Kirchenleiterinnen und Kirchenleiter und Menschen lutherischen Glaubens in der Kirche und der Gesellschaft tätig sein werden, macht uns Hoffnung“, fügte Bischof Martinez hinzu.

Dennoch stehe die IELCO vor der Herausforderung, neue Wege zu finden, die jungen Menschen in ihrem Glauben zu bestärken. „Wir wollen die jungen Menschen dabei unterstützen, als Menschen an ihrer Spiritualität zu wachsen. Unsere kirchlichen Dienste müssen besser auf sie eingehen, damit sie sich als Teil der Kirche fühlen.“

Lutherische Bildung und Ausbildung als Grundlage

Die theologische Bildung und Ausbildung stellte ein weiteres zentrales Thema der Konferenz dar. Die Kirchen analysierten ihr Engagement, ihre seelsorgerischen Dienste besser auf die schwierigen und sich wandelnden Gesellschaften, in denen sie tätig sind, abzustimmen.

Sie bekräftigten, dass die theologische Bildung und Ausbildung sich an den sozialen Kontexten orientieren und auf schwächere Bevölkerungsgruppen eingehen solle. Bischof Melvin Jiménez von der Lutherischen Kirche in Costa Rica (ILCO) erklärte: „Die Pfarrerinnen und Pfarrer müssen in der Lage sein, zu predigen, Seelsorge anzubieten und sich gleichzeitig für Menschenrechte und Anwaltschaft einzusetzen.“

Im theologischen Ausbildungssystem müsse ein Schwerpunkt auf die theologische Praxis gelegt werden, um die Diakonie und die Beteiligung aller auf allen kirchlichen und gesellschaftlichen Ebenen zu stärken, bekräftigten die Kirchenleitenden. Die Mitgliedskirchen vereinbarten, lokale Initiativen in der theologischen Ausbildung über Online-Ausbildungsprogramme zu unterstützen. Auch die Kluft zwischen den Generationen soll so überbrückt werden, indem die jüngeren Kirchenleitenden als MentorInnen die ältere Generation dabei unterstützen, sich neue Fähigkeiten anzueignen.

„Die Beiträge dieser Kirchenleitungskonferenz im Blick auf 2014 haben zu einer inhaltsreichen Diskussion über das lutherische Erbe geführt, das damit in einen Gesamtzusammenhang gebracht wird und uns aufruft, die Prozesse unserer theologischen Bildung und Ausbildung zu reformieren“, erklärte Pfarrerin Dr. Patricia Cuyatti, LWB-Gebietsreferentin für Lateinamerika und die Karibik.

Die Kirchenleitenden legten die Schwerpunkte für die Kirchenleitungskonferenz 2014 fest. Es soll um praktische Theologie, Hermeneutik aus der Perspektive Lateinamerikas und der Karibik, Online-Bildungsprogramme, die Rolle der Theologie in der ökumenischen und interreligiösen Welt und um die theologische Bildung und Ausbildung unter Berücksichtigung der Weltwirtschaft gehen.

Bei allen Themen wird die geschlechtsspezifische Perspektive berücksichtigt.

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