UN-Dialog zu Glauben und Flüchtlingsschutz führt zu konkreten Vorschlägen

3. Jan. 2013
Der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) António Guterres (li.), LWB-Generalsekretär Pfr. Martin Junge (Mi.) und LWB-Präsident Bischof Dr. Munib A. Younan (re.) anlässlich des Dialogs zu Glauben und Flüchtlingsschutz. © LWB/Peter Williams

Der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) António Guterres (li.), LWB-Generalsekretär Pfr. Martin Junge (Mi.) und LWB-Präsident Bischof Dr. Munib A. Younan (re.) anlässlich des Dialogs zu Glauben und Flüchtlingsschutz. © LWB/Peter Williams

LWB gebeten, sich an Erarbeitung eines Verhaltenskodexes für religiöse Führungspersonen zu beteiligen

„Manchmal liegt das Problem nicht in dem, was wir lehren, sondern in dem, was wir ignorieren“, sagte Bischof Dr. Munib A. Younan, Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), den Teilnehmenden an einer Sitzung des vom Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) einberufenen Dialogs zu den Herausforderungen im Flüchtlingsschutz, der am 12. und 13. Dezember in Genf stattfand.

Der Dialog, der erstmals VertreterInnen der grössten Glaubensgemeinschaften, Staaten und Nichtregierungsorganisationen und des UNHCR zusammenbrachte, um über die besondere Rolle von Glaubensorganisationen bei der Flüchtlingshilfe zu diskutieren, stand unter dem Titel „Faith and Protection“ (Glaube und Flüchtlingsschutz).

In der Gesprächsrunde führte Younan, der auch Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land ist, als Beispiel Jerusalem an, wo sich VertreterInnen muslimischen, christlichen und jüdischen Glaubens zusammengetan haben, um zu beobachten, was über die jeweiligen Glaubensgemeinschaften gelehrt wird. Diese Initiative habe sich als grosser Erfolg zur Verbesserung eines gemeinsamen Verständnisses und der gegenseitigen Aufklärung erwiesen, erklärte er.

Younan führte das Beispiel als mögliche Inspiration für den UNHCR-Dialog an. „Es ist wichtig, dass die religiöse Führungspersonen einen Verhaltenskodex unterzeichnen und diesen lehren“, betonte der LWB-Präsident.

Der Vorschlag wurde vom Ko-Vorsitzenden der Gesprächsrunde, Rabbi Joseph Telushkin, begrüsst und zur Prüfung an das Plenum weitergeleitet.  Wenn ein Verhaltenskodex „ein Dokument des gegenseitigen Respekts ist, hat es das Potenzial, Veränderungen zu bewirken“, erklärte der Rabbi.

Younan sagte, er sehe einen Verhaltenskodex als Teil des Beitrags von Glaubensorganisationen zur „Stärkung der Aufnahmegemeinschaften“ – ein Begriff, den der Hohe Flüchtlingskommissar in seiner Eröffnungsrede vor den 400 Teilnehmenden des Dialogs eingeführt hatte.

In seinen abschliessenden Worten zum Dialog über Glauben und Flüchtlingsschutz fasste der Hohe Flüchtlingskommissar António Guterres die konkreten Vorschläge der diesjährigen Tagung, zu denen unter anderem die Erarbeitung eines gemeinsamen Verhaltenskodexes für religiöse Führungspersonen gehört, noch einmal zusammen. Er schlug vor, dass der LWB und andere Organisationen, die an der Vorbereitung der diesjährigen Tagung beteiligt waren, die Erarbeitung eines ersten Entwurfs für einen solchen Verhaltenskodex koordinieren sollen, der dann VertreterInnen der verschiedenen Religionen vorgelegt und im Rahmen der Jahrestagung des Hohen Flüchtlingskommissars mit Nichtregierungsorganisationen 2013 vorgestellt werden soll.

„Es gibt tatsächlich viele Dokumente und Vereinbarungen, die den Ausgangspunkt für einen solchen Verhaltenskodex bilden könnten“, fügte der LWB-Generalsekretär Pfr. Martin Junge in seinen abschliessenden Worten im Plenum, das auf die Gespräche in geschlossenen Sitzungen folgte, hinzu. „Ein solches Dokument würde unser grundlegendes Verständnis ausdrücken und einen Überblick über die Verpflichtungen geben, die im Flüchtlingsschutz tätige Glaubensorganisationen eingehen würden.“

LWF Communication