Der LWB hat mit der Ausgabe von Nahrungsmitteln für Menschen begonnen, die durch die extreme Trockenheit in Somalia vertrieben wurden. Viele Menschen waren tagelang zu Fuß unterwegs, um zu einem Ort zu gelangen, wo ihnen geholfen wird. Allerdings kann es sein, dass sie ihre Lebensweise aufgrund des Klimawandels ändern müssen.
Betroffene Gemeinschaften werden sich an den Klimawandel anpassen müssen
(LWI) – Da sich die Hungerkrise in Somalia zunehmend verschärft, versorgt der LWB die Menschen in den Lagern für Binnenvertriebene in der Nähe der Stadt Kismayo im Südwesten Somalias weiterhin mit Nahrungsmitteln. Das Lager nimmt Menschen auf, die aus unterschiedlichen Bereichen der Region Jubbaland auf der Suche nach Lebensmitteln ausgewandert sind. Viele waren tagelang zu Fuß unterwegs und hofften auf die Hilfe internationaler Organisationen im Lager.
„Die durch die Dürre hervorgerufene humanitäre Krise in Somalia wird jeden Tag schlimmer. Die Menschen, darunter auch Kinder und Ältere, laufen oft 120 Kilometer, um die Camps zu erreichen“, sagt Birma Genti Gudima, Ländervertreter des LWB-Programms für Kenia und Somalia. „Das Leben von Tausenden von Menschen in den Lagern hängt von humanitärer Hilfe ab. Aber leider greift der Hunger um sich, und die Menschen werden immer anfälliger für Krankheiten.“
Drei Tagesmärsche für eine Mahlzeit
Die Menschen, die im Lager ankommen, haben durch die extreme Dürre alles verloren. Eine von ihnen ist Hawa Barawe Ali, eine 65 Jahre alte Frau aus Jubbaland. „Ich war fast drei Tage in der Hitze unterwegs, es war eine Qual“, sagte sie. „Ich habe fast den Verstand verloren, aber Gott war während des ganzen Wegs an meiner Seite.“
Hawa Barawe Ali berichtete, sie habe 60 Kühe und 50 Ziegen und damit ihren gesamten Besitz verloren. Deshalb ließ sie ihre Familie zurück und machte sich gemeinsam mit 50 anderen Betroffenen auf den langen Weg. Sie musste Schutz vor wilden Tieren suchen und sagt, dass sie kaum Habseligkeiten mitnehmen konnte. „Ich habe meinen gesamten Besitz zurückgelassen. Meine einzige Sorge war, ob ich es bis zu einem sicheren Ort schaffen würde“, sagte Hawa.
Im Vertriebenenlager Ceel Jale 1 wurde die 65 Jahre alte Frau in einer Behelfshütte aus alten, von Nachbarn zur Verfügung gestellten Kleiderstoffen untergebracht, so dass sie am Tag vor der Sonne und nachts vor der Kälte geschützt ist. Sie gehört zu den Menschen, die Reis, Weizen, Speiseöl und Zucker vom LWB erhalten haben.
„In Somalia erleben wir Migration und Vertreibung als Folge des Hungers“, sagt LWB-Ländervertreter Gudina. Nach Informationen des World Food Programms (WFP) der Vereinten Nationen wissen 7 Millionen der insgesamt 15,8 Millionen Menschen in Somalia nicht, woher sie ihre nächste Mahlzeit bekommen. 200.000 Menschen drohen zu verhungern, geschätzt 1,5 Millionen Kinder leiden unter schwerer Mangelernährung. Darüber hinaus haben fast vier Millionen Menschen auf der Suche nach Nahrungsmitteln und Wasser ihre Heimat verlassen.
Die Dürreperiode ist in erster Linie auf extreme Wetterereignisse und den Klimawandel zurückzuführen. Die Landwirtschaft hat mehrere schlechte Ernten hintereinander erleben müssen, und humanitäre Hilfsorganisationen gehen davon aus, dass Ende des Jahres die nächste Trockenzeit beginnt. Ein Ergebnis davon ist die Vervielfachung der Nahrungsmittelpreise in der gesamten Region. Die Menschen in Somalia bezahlen jetzt nach Aussage des WFP den dreifachen Preis für Sorghum und Mais. Der Krieg in der Ukraine verschärft die Nahrungsmittelknappheit zusätzlich, denn die Länder am Horn von Afrika sind von Getreideimporten aus Osteuropa abhängig.
Mehr Hilfe erforderlich
„Ich habe hilflos zugesehen, wie ein Kamel nach dem anderen aus meiner Herde verendet ist. Ich habe alle meine 100 Kamele durch die Dürre verloren, meine einzige Existenzgrundlage. Diese Situation war bisher mein schlimmster Albtraum, und ich spüre den Schmerz immer noch. Jetzt habe ich nichts mehr“, sagte Hussein Mohamed Ali aus Bu'ale, einem Ort im ländlichen Süden Somalias.
Für die Menschen in Ostafrika hat Nutzvieh die Bedeutung von erspartem Geld auf einem Bankkonto. Der Verlust einer so großen Herde ist vergleichbar mit dem Verlust der Familienersparnisse. Ähnlich wie Hawa Barare Ali haben sich der 59 Jahre alte Mann und seine Familie mit ihren 13 Kindern entschlossen, dorthin zu fliehen, wo sie überleben können, denn die Auswirkungen der Dürre wurden Tag für Tag dramatischer.
Er erzählte, dass er und Hunderte andere Menschen sich auf den Weg nach Kismayo gemacht hätten, wo sie hofften, Hilfe zu bekommen. Sie waren mit Eselskarren unterwegs, und mit ihnen viele weitere Familien. Nach einer Odyssee von fast vier Tagen erreichten Hussein Mohamed Ali und seine Familie Ceel Jale 2.
Sie wurden willkommen geheißen und bekamen einen Platz in einer Notunterkunft zugewiesen. Hussein Mohamed und seine Familien erhalten Lebensmittel, die vom LWB verteilt werden. Die Situation sei etwas besser als dort, wo sie herkommen, aber selbst hier, so Hussein Mohamed Ali, gebe es nicht genug Nahrungsmittel für alle. „Manchmal erhalten die Menschen in dem Vertriebenenlager Lebensmittelrationen, aber nicht alle haben dieses Glück.“
Der LWB unterstützt 500 Haushalte mit Nahrungsmitteln und will diese Zahl in den kommenden Monaten auf mindestens 1.000 (ca. 6.000 Personen) erhöhen und die Menschen mit Nahrungsmitteln, Wasser und sanitärer Versorgung sowie psychosozialen Betreuungsangeboten unterstützen. Gudina denkt aber bereits über eine längerfristige Lösung nach.
Fischerei und Landwirtschaft anstatt Viehzucht?
„Wenn wir humanitäre Hilfe leisten, müssen wir auch darüber nachdenken, wie wir die Existenzgrundlage der betroffenen Gemeinschaften wiederaufbauen können“, sagte er. „Die Haushalte in den Camps für Binnenvertriebene haben ihre Nutzviehbestände durch die Dürre verloren. Da die Trockenperioden anhalten und sich vielleicht noch verschlimmern, werden wir den Menschen auf Dauer nicht helfen können, wenn wir ihnen lediglich neue Ziegen und Kamele geben.“
Die Viehhirten in Jubbaland müssen vielleicht eine Lebensweise ändern, die für sie seit vielen Generationen selbstverständlich ist. Gudina denkt über alternative Nahrungs- und Einnahmequellen nach, die besser an den Klimawandel angepasst sind. „Wir könnten zum Beispiel über Bewässerungslandwirtschaft entlang ganzjährig wasserführender Flüsse wie dem Juba River und Fischzucht vor den Küsten nachdenken sowie technische und berufliche Bildungsprogramme für die Jugend anbieten“, sagte er.
„Das ist eine große Chance für Weidewirtschaft betreibende Gemeinschaften, die seit Generationen Vieh halten. Wir müssen mit ihnen darüber reden, was möglich ist, und natürlich brauchen wir die Hilfe aller unserer Partner, um diesen Übergang zu finanzieren.“