Studie präsentiert Grundsätze für Klimagerechtigkeit
BERLIN, Deutschland/GENF (LWI) – Eine neue Studie vom Lutherischen Weltbund (LWB), Brot für die Welt, dem ACT-Bündnis und dem Ökumenischen Rat der Kirchen hat sich die Frage gestellt, wie wir in unseren Umgang mit dem Klimawandel sowohl das Wohlergehen und die Bewahrung der Schöpfung als auch das Wohlergehen und den Schutz der ärmsten und verwundbarsten Menschen in Entwicklungsländern berücksichtigen können.
Ein weithin bekannter Faktor für die im Zusammenhang mit dem Klimawandel herrschende Ungerechtigkeit ist, dass die ärmsten Länder der Welt, die am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben, oftmals am stärksten davon betroffen sind. Für diese Länder kann das zu noch größerer Verwundbarkeit, Armut und noch größeren Schuldenbergen führen, und daher ist die Entschärfung dieses Faktors in unserem Umgang mit dem Klimawandel eine Priorität.
„Schützen Sie die Umwelt, lassen Sie keinen Müll liegen“ steht auf einem Schild am Flüsschen Fortuna in San José de León im Nordwesten Kolombiens. Aufgehängt haben das Schild die Menschen, die dort leben, um so für den Schutz des sauberen Trinkwassers zu sorgen, das ein lebenswichtiges Gut für alle Menschen ist. Weil der Zugang zu dem Flüsschen für die Menschen vor Ort von zentraler Bedeutung ist, machen sie sich große Sorgen, dass sie nicht in der Lage sein werden, sich dauerhaft gegen die großen Unternehmen und Konzerne zur Wehr zu setzen und sich vor ihnen zu schützen, die aus der Ressource Profit schlagen wollen.
Die Studie mit dem Titel „Climate Finance for Addressing Loss and Damage. How to Mobilize Support for Developing Countries to Tackle Loss and Damage“ (Klimafinanzierung für die Bewältigung von klimabedingten Schäden und Verlusten. Wie kann eine Unterstützung für Entwicklungsländer mobilisiert werden, um mit Schäden und Verlusten umzugehen) wurde zu einem Zeitpunkt vorgelegt, zu dem sich die Welt auf die Weltklimakonferenz COP25 in Madrid vorbereitete, die vom 2. bis 13. Dezember stattfindet. Die Studie leistet ein Beitrag zu der weltweiten Debatte über die finanzielle Bewältigung von Schäden und Verlusten, die durch den Klimawandel verursacht wurden, welche gleichzeitig die Bedürfnisse der ärmsten und verwundbarsten Menschen in der Welt und die Verantwortung der Verursacher hervorhebt.
„Unsere humanitäre Hilfe und Entwicklungsarbeit, die wir aus unserem Glauben heraus unternehmen, zusammen mit unserer anhaltenden Interaktion – und Präsenz – in den Gemeinwesen vor Ort durch unsere Mitgliedskirchen und Partner ermöglichen es uns, wichtige Fakten vorlegen und Zeugnis dafür ablegen zu können, wie dringend notwendig die finanzielle Bewältigung der Verluste und Schäden ist“, schreiben Pfarrer Dr. h.c. Dr. h.c. Martin Junge, Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes, Pfarrerin Dr. h.c. Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin von Brot für die Welt, Rudelmar Bueno de Faria, Generalsekretär des ACT-Bündnisses, und Pfarrer Dr. Olav Fykse Tveit, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, in ihrem Vorwort zu der Studie.
Elena Cedillo, LWB-Programmreferentin für Klimagerechtigkeit, hat an der Studie mitgearbeitet. Sie erklärte, während der Weltklimakonferenz würde geprüft werden, wie effektiv der Internationale Mechanismus von Warschau für Verluste und Schäden sei: „Es wird von zentraler Bedeutung sein, darauf zu schauen, inwiefern dieser Mechanismus das Engagement für den Umgang mit Verlusten und Schäden verbessert hat, die im Zusammenhang mit den Auswirkungen des Klimawandels stehen.“ Und weiter führte sie aus, dass wir uns noch weitere Gedanken darüber machen müssen, wie dieser Mechanismus gestärkt werden kann, zum Beispiel durch die Einrichtung einer Arbeitsgruppe, die sich konkret mit der Finanzierung von Verlusten und Schäden beschäftigt.
Eine Gruppe von Menschen der im eigenen Land vertriebenen Volksgruppe der Oromo läuft in der Nähe des Lagers für Binnenvertriebene in Seweyna woreda in der Bale-Zone in Äthiopien durch ein ausgetrocknetes Flussbett. Der LWB leistet in verschiedenen Regionen Äthiopiens Unterstützung für Binnenvertriebene durch Nothilfe in Form von Wasser, einer sanitären Grundversorgung und Hygiene und durch langfristige Entwicklungshilfe und Projekte zur Ermächtigung.
Vier Grundprinzipien für Klimagerechtigkeit
Die Studie präsentiert vier Grundprinzipien für Klimagerechtigkeit und für den Umgang mit Verlusten und Schäden, die auf den Klimawandel zurückzuführen sind:
- Gegenseitigkeit: Bündelung und Austausch unter den am stärksten Betroffenen,
- Solidarität: es soll niemand zurückgelassen werden,
- Rechenschaftspflicht: Einhaltung von Menschenrechtsstandards, und
- Transparenz bei den Finanzen: Teilhabe und Ermächtigung.
Sie legt eine systematische Analyse vor, um so nachhaltige Lösungsansätze vorschlagen zu können.
Abschließend spricht die Studie eine Reihe von konkreten Empfehlungen aus, darunter die Empfehlung, dass alle Mechanismen, die zum finanziellen Umgang mit den Verlusten und Schäden eingesetzt werden, einen Ansatz verfolgen, „der sich auf die Achtung der Menschenrechte stützt“, die Empfehlung, dass über die Einführung einer allgemeinen Kohlendioxidsteuer auf nationaler Ebene nachgedacht werden müsse, und die Empfehlung, einen „Weltweiten Solidaritätsfonds für die finanzielle Bewältigung von Verlusten und Schäden“ einzurichten.