Mexiko: Brand im Migrationszentrum war eine „vorhersehbare Tragödie“

3. Apr. 2023

Die Mexikanische Lutherische Kirche hat nach einem Brand in einem Migrationszentrum, bei dem mindestens 40 Menschen ums Leben kamen und weitere etwa 30 Menschen verletzt wurden, ihre Kritik an den Migrationsbehörden bekräftigt.

Die Grenze zwischen Mexiko und den USA bei Ciudad Juárez, Chihuahua, Mexiko

Die Grenze zwischen Mexiko und den USA bei Ciudad Juárez, Chihuahua, Mexiko. Foto: Alejandro Cartagena, Unsplash

Kirche verurteilt schlechte Behandlung von Migrierten

(LWI) – Als eine „vorhersagbare Tragödie“ hat Elisa Pérez Trejo, Koordinatorin im Pastoral de Migrantes der Mexikanischen Lutherischen Kirche (ILM), den Brand in einem Migrationszentrum (Centro de Seguridad) in der Stadt Ciudad Juárez an der Grenze zwischen Mexiko und den USA bezeichnet. Mindestens 40 Menschen sind gestorben und weitere 30 wurden während des Vorfalls am 27. März schwer verletzt.

In der Geflüchtetenunterkunft in der Stadt Ciudad Juárez werden Migrierende ohne Ausweispapiere festgehalten, die vor allem aus Mittelamerika, Venezuela, Kuba und Haiti stammen. Die Migrationszentren in Mexiko gehören zu den Einrichtungen des National Migration Institutes (INM). Diese Unterkünfte werden schon länger scharf von Menschenrechtsorganisationen aufgrund der unerträglichen Lebensumstände kritisiert, in denen die Menschen dort ausharren müssen. Es fehlt an medizinischer Betreuung, und es kommt zu Menschenrechtsverletzungen.

In einer offiziellen Erklärung haben die ILM und andere Organisationen ihre Kritik vom September 2022 nach einem Besuch von Kirchenvertreterinnen und -vertretern im Zentrum in wiederholt. 

„Als wir dort ankamen, war offensichtlich alles anlässlich dieses Besuchs herausgeputzt worden, denn es lag ein penetranter Geruch nach Chlor und Wandfarbe in der Luft“, sagte Pérez Trejo. Sie inspizierten zunächst die Unterkünfte – in Wirklichkeit Zellen mit Gitterstäben, um die Migrierenden einzusperren. „Die Unterkunftsbedingungen für die Frauen waren katastrophal, denn es wurden nicht einmal ihre grundlegenden Bedürfnisse berücksichtigt, und sie hatten auch nicht die Möglichkeit, regelmäßig in die Waschräume zu gehen“, sagte sie.

Weiterhin fiel auf, dass es trotz des Verbotes, Kinder festzuhalten, im Zentrum überall Kindersachen gab, Jungen oder Mädchen aber nirgendwo zu sehen waren.

Die Räume für Männer befinden sich am Ende sehr schmaler Gänge, und in der Mitte liegen die Büros des Personals. „Es gibt keine Evakuierungsflächen, und es gibt keinen Plan für die eingeschlossenen Migrierten, wie sie im Falle eines Brandes aus dem Gebäude herauskommen können, um sich zu retten“, sagte Pérez Trejo.

„Es gibt für Migrationszentren keine Rechtfertigung, Menschen einzusperren“, fügte sie hinzu. „Sie sind zu Gefängnissen geworden, und das ist illegal. In Mexiko haben alle Menschen, die mit oder ohne Ausweisdokumenten ins Land kommen, das Recht, das Land bis zum nächsten Grenzübergang zu durchqueren, ohne festgehalten zu werden.“

„Mexiko hat viele internationale Abkommen unterzeichnet, um Migrierende zu schützen“, erinnert Pérez Trejo. Das sei „allerdings nicht genug, um Vorfälle wie in Ciudad Juárez zu verhindern. Es ist die traurige Wahrheit, dass mit so einer Tragödie zu rechnen war.“

Quelle: “Una tragedia anunciada”: denuncia pública de la pastoral de migrantes de México

LWB/A. Weyermüller. Deutsche Übersetzung: Detlef Höffken