LWB-VertreterInnen besuchen von Hurrikan Sandy verwüstete Gebiete

5. Dez. 2012
Elisa Buberwa, Bischof der nordwestlichen ELKT-Diözese, macht sich ein Bild von den Zerstörungen, die der Sturm in Staten Island, New York, angerichtet hat. © ELKA

Elisa Buberwa, Bischof der nordwestlichen ELKT-Diözese, macht sich ein Bild von den Zerstörungen, die der Sturm in Staten Island, New York, angerichtet hat. © ELKA

Generalsekretär Junge: Eine Botschaft der Hoffnung für all jene, die beim Wiederaufbau helfen

Bei einem historischen Besuch bereisten Führungskräfte der Evangelisch-Lutherische Kirche in Amerika (ELKA) und eine Delegation von KirchenleiterInnen als VertreterInnen des Lutherischen Weltbundes (LWB) am 30. November und 1. Dezember gemeinsam Gebiete in den Vereinigten Staaten, die von den durch Hurrikan Sandy verursachten Stürmen betroffen waren.

Elf Führungspersonen von ELKA und LWB trafen sich mit etwa 200 ELKA-Mitgliedern, PfarrerInnen und vor Ort lebende Menschen vor allem aus New Jersey und New York, die von den Auswirkungen der Stürme Mitte Oktober betroffen waren.

Die Mitglieder der Delegation machten sich ein Bild von den Zerstörungen und Schäden an Kirchengebäuden der ELKA und an den Häusern der dort lebenden Menschen. Mehr als zehn solcher Kirchengebäude waren stark beschädigt und tausende von ELKA-Mitgliedern sind noch immer obdachlos und/oder bauen ihre Häuser nach dem Sturm, der entlang der US-amerikanischen Atlantikküste einen auf 50 Milliarden US-Dollar geschätzten Schaden verursachte, wieder auf.

Der Leitende Bischof der ELKA, Mark S. Hanson, bezeichnete den Pastoralbesuch als historisch. Die „Mauern, die die lutherischen Kirchen in aller Welt in der Vergangenheit trennten, existieren nicht mehr“, und LWB und ELKA arbeiten inzwischen Hand in Hand. Hanson sagte weiter, der Besuch zeige auch, dass die lutherischen Kirchen in Afrika, die zu den am schnellsten wachsenden Kirchen weltweit zählen, nun aus eigener Initiative in die Vereinigten Staaten kämen, um ihre Anteilnahme und Solidarität zum Ausdruck zu bringen.

„Die Delegation steht stellvertretend für den ganzen LWB mit seinen 143 Mitgliedskirchen und ist hier, um all jenen, die leiden, Worte des Trosts zuzusprechen und denen, die ihr Leben wieder aufbauen, eine Botschaft der Hoffnung zu bringen“, schrieb LWB-Generalsekretär Pfr. Martin Junge in einem Brief vom 27. November an Hanson.

„Durch ihre Anwesenheit möchte die LWB-Delegation die ELKA bei den spirituellen und materiellen Herausforderungen, die durch Hurrikan Sandy auf die Kirche zugekommen sind, unterstützen“, schrieb Junge.

„Keine Kirche kann so gross, so alt [und] so gut ausgestattet sein, dass sie nicht stark von der Liebe, Anteilnahme und Solidarität anderer abhängt. Andererseits ist auch keine Kirche so klein, so jung und mit so geringen Mitteln ausgestattet, dass sie nicht geben und mit anderen teilen kann. Wir möchten, dass die Begleitung durch die LWB-Delegation symbolhaft für diese auf Gegenseitigkeit beruhende Beziehung steht, die die Grundlage für das grosse Geschenk ist, das wir erfahren und für das der LWB steht: Kirchen in Gemeinschaft zu sein“, so Junge.

Die lutherische Gemeinschaft wurde von Bischof Elisa Buberwa von der nordwestlichen Diözese der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELKT), von Bischöfin Cindy Halmarson von der Synode in Saskatchewan der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kanada (ELKIK) und von Pfr. Dr. Veikko Munyika von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Namibia (ELKIN) vertreten. Die ELKT unterhält freundschaftliche Beziehungen zur ELKA-Synode der Stadt New York und die ELKIN ihrerseits mit der ELKA-Synode in New Jersey.

Die Schäden in Augenschein nehmen und den Überlebenden zuhören

„Ich glaube fest daran, dass wir gemeinsam öffentlich klagen und trauern müssen“, sagte Hanson bei einem Treffen mit einer grossen Gruppe von Pastoren der ELKA am 30. November in West Hartford, Connecticut. „Die Menschen müssen weinen und das betrauern, was vergangen ist, so, wie im Buch der Klagelieder, bevor sie bereit sind, ihre Trauer loszulassen und [nach der Katastrophe] wieder nach vorne zu schauen.“

Der Leitende Bischof würdigte zudem die „ungeheure Kraft, mit der die Menschen hoffen, und die unerschütterliche Liebe Gottes, die niemals endet“. Ein wesentlicher Aspekt der Reise sei, so Hanson, „dass wir euch begleiten und für euch da sind“.

Munyika bekräftigte das und ergänzte, dass die Fernsehnachrichten und die Bilder, die man aus der Ferne sieht, eine Sache seien, dass das persönliche Erleben aber einen viel stärkeren Eindruck hinterlasse. „Ich bin in die Vereinigten Staaten gekommen, um das zu tun, was E-Mails, Faxe und Anrufe nicht vermögen – persönliche Solidarität, Liebe und Anteilnahme zum Ausdruck zu bringen [und] den Menschen zuzuhören, die all dies hier miterlebt haben.“

Den Überlebenden des Sturms zuzuhören und an ihren Geschichten Anteil zu nehmen, war laut Pfr. Stephen P. Bouman, dem Exekutivdirektor der ELKA-Abteilung für den Dienst auf Gemeinde-, Synoden- und gesamtkirchlicher Ebene, besonders hilfreich. „Keine Katastrophe ist wie eine andere“, sagte er. „Die Erzählungen der Menschen sind sehr wichtig.“

„Ich bin mit dem Herzen bei Ihnen. Das ist eine neue Mission für die Kirche. Etwas, das wir von Hurrikan Katrina gelernt haben, ist, dass wir die Kraft des Evangeliums in der Gemeinschaft nicht übersehen können“, sagte Bouman.

Für Halmarson war es erschütternd, die von den Überschwemmungen zerstörten Gebiete zu sehen. Der LWB „ist in die Vereinigten Staaten gekommen, um zu sagen ‚Wir sind bei euch‘. Zum allerersten Mal werde ich nach Hause fahren und von all jenen berichten, die in New York und New Jersey Hilfe leisten. Wir sind im Gebet weiter bei euch.“

Buberwa sagte den Überlebenden, diese Geste der Unterstützung der lutherischen Gemeinschaft sei erst der Anfang. „Ich werde all diese Geschichten mitnehmen und sie mit den Menschen zu Hause teilen, und [wir] werden für euch beten. Unsere Gebete sind mit euch.“

Langfristiger Wiederaufbau

Gebete sind jedoch nur ein Teil der Antwort der Kirche, sagte Pfr. Michael Stadie, der die Katastrophenhilfe der ELKA koordiniert. Stadie versucht, den Bedarf an finanzieller Hilfe zu bemessen und arbeitet mit den lutherischen Sozialdiensten vor Ort zusammen.

„Die drei Bereiche, auf denen unser Hauptaugenmerk liegt, sind emotionaler und spiritueller Beistand, die Koordination ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer sowie der langfristige Wiederaufbau“, sagte er und fügte hinzu, dass Katastrophenhilfe in ganz unterschiedlicher Weise stattfinden kann, zum Beispiel durch Freiwillige, die beim Entrümpeln zerstörter Häuser helfen.

Bischof Robert A. Rimbo von der ELKA-Synode der Stadt New York und Bischof E. Roy Riley Jr. von der ELKA-Synode New Jersey brachten ihre Dankbarkeit für den Pastoralbesuch zum Ausdruck und betonte, dass sie noch viele Monate zusammenarbeiten werden.

Riley sagte, die Synode von New Jersey fange erst an, die Schäden zu beurteilen. „Auch vier Wochen nach der Katastrophe sind wir noch mit der Schadensfeststellung beschäftigt. So viele Menschen sind obdachlos geworden und zwei Kirchen[gebäude]sind schwer beschädigt. Es hat allein Wochen gedauert, nur die Leute ausfindig zu machen. Wir werden noch lange brauchen, bis alles wieder in Ordnung ist.“

Herb Nellis, ein Mitglied der Lutherischen Kirche Gethsemane in Keyport, New Jersey, und pensionierter Lastwagenfahrer und Kleinunternehmer, hat sich auf eine lange Zeit des Wiederaufbaus eingestellt. Das Erdgeschoss seines Hauses wurde zerstört und er lebt nun in einem Haus, das ihm ein Freund zur Verfügung gestellt hat. „Wie ich damit zurechtkomme?“, fragt er. „Weil ich weiss, dass sich Menschen um uns kümmern. Du denkst, du hast alles im Sturm verloren, aber dann wird dir klar, dass du gar nicht alles verloren hast. Du hast die Anteilnahme und die Betroffenheit anderer Menschen.“

Zusätzlich zu ihren Hilfseinsätzen in den Vereinigten Staaten hilft die ELKA auch in Gegenden, die ausserhalb der Vereinigten Staaten von den Auswirkungen von Hurrikan Sandy betroffen sind. ELKA-Mitglieder helfen in der Karibik durch die ELKA-Katastrophenhilfe bei der Grundversorgung mit Nahrungsmitteln, Wasser und Unterkunft.

Die ELKA ist die einzige LWB-Mitgliedskirche in den USA. Sie hat 4,2 Millionen Mitglieder in fast 10.000 Gemeinden in den 50 US-Bundesstaaten und in der Karibik.

(Von ELCA News)

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