LWB-Generalsekretär ruft deutsche Kirchen auf, von der weltweiten Reformation zu lernen

2. Nov. 2012
LWB-Generalsekretär Pfr. Martin Junge spricht im Rahmen der VELKD-Generalsynode im November 2012 über das Thema "Reformation und Inkulturation". © VELKD

LWB-Generalsekretär Pfr. Martin Junge spricht im Rahmen der VELKD-Generalsynode im November 2012 über das Thema "Reformation und Inkulturation". © VELKD

Jubiläum 2017 in ökumenischer Verantwortung feiern

Das Reformationsjubiläum 2017 müsse die globalen Ausmasse und weltweiten Erfahrungen der Reformation aufnehmen und in ökumenischer Verantwortung gefeiert werden. So appellierte der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfr. Martin Junge, in einem Vortrag vor der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) in Timmendorfer Strand (Deutschland) an die deutschen Kirchen. Junge unterstrich, dass die Reformation aus Deutschland in die Welt gewandert sei und Einfluss auf Kirchen und Kulturen weltweit gehabt habe. 500 Jahre später müsse in den Ausgangszentren der Reformation verstärkt wahrgenommen werden, was aus dieser „ausgedehnten, fortwährenden Weltreise“ der Reformation gelernt werden kann.

Reformation und Inkulturation

In seinem Vortrag zu „Reformation und Inkulturation“ vor den Synodalen der VELKD – einem Zusammenschluss von sieben lutherischen Kirchen Deutschlands, die alle LWB-Mitgliedskirchen sind – stellt Junge an Beispielen aus der Communio des LWB die unterschiedlichen Wirkungen der Reformation vor. Die Inkulturations- und Kontextualisierungsprozesse hätten in verschiedenen Ländern jeweils zu eigenen Schwerpunkten der Reformation geführt. So sei in Indien die Inkarnation Gottes in Jesus Christus aufgrund der Verortung der lutherischen Kirche bei den Unberührbaren, den Dalits, von besonderer Bedeutung. „Aufgrund ihrer Erfahrung der Unberührbarkeit ist die Menschwerdung Jesus Christus Gottes ureigener Weg, um der eigenen Unberührbarkeit zu entkommen“, so Junge.

Lernen aus den DDR-Erfahrungen

Als weiteren Aspekt betonte Junge den Wert der Erfahrungen von Kirchen in Minderheitensituationen. Sie hätten nicht nur gelernt, sich unter schwierigen Bedingungen zu behaupten, sondern häufig auch sich relevant einzubringen: „Sie setzen das ABC des christlichen Glaubens nicht voraus, sondern müssen es anbieten.“ An die deutschen Kirchen stelle Junge in diesem Zusammenhang die Anfrage, ob in Zeiten der Säkularisierung nicht die Erfahrungen der Kirchen in der DDR als wertvoller Wissensvorsprung für alle deutschen Kirchen genutzt werden könnten.

Jubiläum in ökumenischer Verantwortung

Neben Junge sprach auch Kardinal Koch, der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, zum Schwerpunktthema der Synode. Beide gingen auf die gemeinsame Erklärung zum Reformationsjubiläum „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ ein, die zurzeit von der bilateralen Dialogkommission fertiggestellt wird. Das Dokument, das die gemeinsame Vergangenheit, aber auch die ökumenische Zukunft der katholischen und lutherischen Kirchen behandelt, soll ein gemeinsames Begehen des Reformationsjubiläums 2017 ermöglichen. Der LWB-Generalsekretär wies darauf hin, dass 2017 auch der Dialog zwischen Vatikan und LWB 50 Jahre alt wird. Ein solches Jahr könne man daher nur in ökumenischer Verantwortung feiern.

(Für LWI von Florian Hübner, Referent für Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Nationalkomitee des LWB)

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