Klimagerechtigkeit: Sorge über zu wenig internationalen Fortschritt

28 Juni 2022

LWB fordert auf UN-Konferenz nachdrücklich konkrete Maßnahmen für vulnerable Gruppen

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UN Climate Change Executive Secretary Patricia Espinosa

(LWI) – „Es besteht die zunehmende Sorge, dass das im Pariser Abkommen festgelegte Ziel einer Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf höchstens 1,5°C über dem vorindustriellen Zeitalter nicht erreicht werden könnte“, sagte Erick Kapira von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania. Kapira hat als Mitglied der Delegation des Lutherischen Weltbundes (LWB) an der Bonner Klimakonferenz teilgenommen – es war die 56. Sitzung der untergeordneten Gremien (SB56) der Vertragsstaaten der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC). Die Konferenz war eine Anschlussveranstaltung an die 26. UN-Klimakonferenz (COP26) in Glasgow, Schottland, und diente der Vorbereitung auf die COP27 im November in Sharm el-Sheikh, Ägypten in diesem Jahr.

Zum Ende der Konferenz am 16. Juni erklärte Patricia Espinosa, Leiterin des Sekretariats der UN-Klimarahmenkonvention: „Die COP27 muss wichtige politische Entscheidungen besonders über die Finanzierung von Verlusten und Schäden treffen. Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass Sharm el-Sheikh zu dem Konferenzort wird, an dem wichtige Zusagen des Pariser Abkommens in die Wirklichkeit umgesetzt werden.“

Kapira ist ein junger LWB-Delegierter, der im vergangenen Jahr an der COP26 teilgenommen hat und jetzt den Verlauf der SB56-Konferenz verfolgt hat. Der LWB hat Beobachterstatus bei diesen Veranstaltungen. Ebenfalls teilgenommen hat Zuzanna Welman von der Evangelischen Kirche der Augsburger Konfession in Polen.

„Die jetzt stattfindenden Klimaveränderungen und alle zukünftig zu erwartenden Entwicklungen werden ganz sicher gravierend sein und erhebliche Auswirkungen auf die Menschheit und unsere Ökosysteme haben“, sagte Welman. „Extreme Wetterereignisse haben unsere Ökosysteme getroffen und bereits zu Verlusten geführt, dazu gehören terrestrisches Süßwasser, Ozeane und Küstenökosysteme mit negativen Folgen für die Ernährungssicherheit, die Wasserversorgung und die Existenzen vieler Menschen. SB56 hat uns deutlich vor Augen geführt, wie wichtig Maßnahmen zur Anpassung an diese aktuellen und zukünftigen Folgen sind.“

„SB56 war eine hervorragende Möglichkeit, um Fortschritte bei der Vorbereitung auf COP27 auf den Weg zu bringen“, sagte Elena Cedillo, LWB-Programmreferentin für Klimagerechtigkeit und Leiterin der Beobachtergruppe. Allerdings zeigt sie sich auch besorgt wegen ausbleibender Fortschritte. „Die wissenschaftliche Evidenz besagt, dass wir mit katastrophalen Auswirkungen für uns alle rechnen müssen, wenn wir das 1,5°-Ziel nicht erreichen. Mittlerweile gibt es zunehmend Bedenken, dass wir dieses Ziel des Pariser Abkommens verfehlen.“

Gemeinsam mit anderen Akteuren setzt sich der LWB besonders für die vulnerablen Gruppen ein, die am stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffen sind, darunter junge Erwachsene und Frauen. Ein Teil dieser Agenda besteht in Maßnahmen nach Verlusten und Schäden als Folge des Klimawandels und in der Forderung nach ausreichenden Finanzmitteln, um sich an den Klimawandel anzupassen und seine Auswirkungen zu mindern.

Als Teil ihrer Advocacy-Arbeit haben der LWB und seine interreligiösen Partner eine Nebenveranstaltung ausgerichtet, die sich mit der schnellen Präzisierung und Ausgestaltung des globalen Ziels für die Anpassung an Klimafolgen (Global Goal on Adaptation – GGA) befasst hat. Khulekani Magwaza von der Evangelisch-Lutherischen Kirche im südlichen Afrika war einer der Podiumsgäste. „Die Wissenschaft warnt uns jedes Jahr vor Katastrophen infolge des Klimawandels, und jetzt erleben wir sie ganz konkret“, sagte er.

Das GGA will die Vertragsparteien des Pariser Abkommens dazu bewegen, die Fähigkeit zur Anpassung und Resilienz zu verbessern; Risikogefährdungen zu verringern im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung; angemessene Anpassungsmaßnahmen durchzuführen und alles zu unternehmen, um die Erderwärmung unter 1,5°C zu halten.

Referenten und Referentinnen auf der Nebenveranstaltung erörterten aus wissenschaftlicher, praxisbezogener und politischer Sicht dringend erforderliche Anpassungen und die Aufgabe, ein globales Verständnis für die Anpassung an die Klimafolgen zu entwickeln und auf multilateraler Ebene das hierfür erforderliche Momentum aufzubringen. Sie sprachen sich für eine effektive Anpassungspolitik als Kernpunkt globaler Klimaentscheidungen unter Sicherstellung der Belange der Gendergerechtigkeit innerhalb dieser Prozesse aus.

LWF/A. Weyermüller