Kreuz, Bibel und Schwan
(LWI) – Mit der Herausgabe von Gedenkmarken, einem feierlichen Gottesdienst und Präsentationen ihrer Gemeinden hat die Evangelisch-Lutherische Kirche in Guyana (ELKG) in der Küstenstadt New Amsterdam ihres 270-jährigen Bestehens gedacht.
Über 600 LutheranerInnen nahmen an dem Festgottesdienst teil, der am 16. Oktober in der Lutherischen Ebenezer-Kirche stattfand. Laut Pfr. Moses Prashad, dem Präsidenten der ELKG, handelte es sich hierbei um eine der grössten lutherischen Veranstaltungen in Guyana seit längerer Zeit.
Die 1743 gegründete Kirche hat derzeit 13.000 Mitglieder in 14 Regionalgemeinden.
In Zusammenarbeit mit der guyanischen Post gab die ELKG am 6. Oktober im Rahmen eines landesweiten Jugendgottesdienstes Gedenkmarken heraus. Die Marken im Wert von 20 bzw. 80 Guyana-Dollar (10 bzw. 40 US-Cent) zeigen das Logo der Kirche – Kreuz, Bibel und Schwan.
„Wenn man auf 270 Jahre zurückblickt, ist das für jede Organisation und besonders für eine Kirche ein symbolisches, bedeutsames Ereignis und sehr, sehr wichtig“, so Prashads Bewertung. Gott habe der ELKG, die im Lauf der Jahre die Abwanderung von Gemeindemitgliedern und Geistlichen zu bewältigen hatte, seine Gnade erwiesen.
Denn: „Wir sind immer noch in der Lage, auf andere zuzugehen und die Kirche für sie attraktiv zu machen“, betonte der Kirchenpräsident.
Aktive Rolle von Geistlichen und DiakonInnen
Prashad erläuterte, die Kirche stehe vor der Herausforderung, fähige und gut qualifizierte Geistliche, DiakonInnen und Laien für die Zukunft zu mobilisieren und er sei dankbar, dass die ELKG im Mai fünf DiakonInnen ins Pfarramt ordinieren konnte.
Als erste christliche Kirche in dem karibischen Land organisiert die ELKG die Ausbildung ihrer Mitglieder zu PfarrerInnen und DiakonInnen vor Ort. Die Lutherische Laienakademie der ELKG, die 2005 ins Leben gerufen wurde, bietet einen zweijährigen Kurs an, mit PfarrerInnen als DozentInnen und Fachleute für die Fächer biblische Exegese, Kirchengeschichte, Homiletik sowie Gottesdienst und Liturgie. Externe TheologInnen leisten zusätzliche Unterstützung.
Pfarrerin Dr. Patricia Cuyatti, Gebietsreferentin für Lateinamerika und die Karibik beim Lutherischen Weltbund (LWB), erklärte, die aktive pastorale Funktion von DiakonInnen ermögliche der guyanischen Kirche, innovative Formen der Verwirklichung ihres Auftrags zu entwickeln. Aktuell arbeiten in den Gemeinden der ELKG 14 DiakonInnen.
„Die aktive Rolle von Diakonen und Diakoninnen, Pfarrerinnen und Pfarrern in den Ortsgemeinden ist von zentraler Bedeutung dafür, die Kapazität der ELKG zu erhalten und zu entwickeln, insbesondere im Blick auf die Vermittlung von Kompetenzen und die Eröffnung von Chancen für Laien in Führungspositionen bezüglich Fragen der lutherischen Identität“, so Cuyatti weiter.
Die ELKG hat ihren Ursprung in einer Versammlung niederländischer KolonistInnen am 15. Oktober 1743 im Haus Lodewyk Abbensetts‘ in Fort Nassau, die die Gründung einer Kirche anstrebten. Neun Jahre später erhielt diese Kirche ihren ersten Pfarrer, Johan Henrik Faerkenius, und baute ein Gotteshaus.
Die ELKG beschreibt sich als landesweite Gemeinschaft christlicher Kirchengemeinden in der lutherischen Tradition und hat sich in ihrem konfessionellen wie ökumenischen Zeugnis zum Ziel gesetzt, das Evangelium in Bezug zu bringen zu den Nöten und Bedürfnissen der Menschen. Ihre Beziehungen zu anderen Kirchen und christlichen Organisationen sind ihr wichtig, denn sie helfen der ELKG, ihre Sicht auf die eigene Arbeit, die eigenen Probleme, Schwächen, Stärken und Gaben zu schärfen.
„Die ELKG muss sensibel sein für Probleme wie Ausgrenzung, Diskriminierung, Armut und Geschlechterstereotypen und sie muss bei der Bewältigung dieser Probleme das Wort Gottes zum Tragen bringen“, führte Prashad aus.
Ein guyanischer Geistlicher vertrat die Kirche bei der Gründungsvollversammlung des LWB 1947. Im Jahr 1950 wurde die evangelisch-lutherische Kirche im damaligen Britisch-Guayana als Mitglied in den LWB aufgenommen.
Durch ihre LWB-Mitgliedschaft hat die ELKG die Möglichkeit, sowohl unterschiedliche Gottesdienstformen als auch die Nöte der Menschen in aller Welt kennenzulernen, erklärte Prashad: „Partnerschaften, in denen man sich gegenseitig ergänzt, sind sehr wichtig.“