Lutherische Kirchen in Lateinamerika und der Karibik berichten über ihre Erfahrungen
VertreterInnen von Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB) in der Region Lateinamerika und die Karibik (LAK) haben geschildert, wie eine stärker strategisch ausgerichtete Schulung von Ordinierten und LaiInnen das Kirchenwachstum fördert und die Gemeindeglieder zu stärkerer Beteiligung an der prophetischen Mission der Kirche ermutigt.
„Wir spüren, dass alle unsere Teammitglieder – von Pastoren und Pastorinnen bis hin zu Mitarbeitenden in der Verwaltung – diesen Prozess des ‚Lerne und tu es einfach‘ verstehen“, sagte Linda M. Perez Gomez von der Christlich-Lutherischen Kirche Honduras‘ über das vom LWB unterstützte und über fünf Jahre (2007-2011) durchgeführte Nachhaltigkeitsprogramm, das kirchliche Kapazitätsentwicklung auf lokaler Ebene und die Stärkung von Führungskräften anstrebt.
„Wir fangen an, zahlenmässig zu wachsen, und haben gleichzeitig den Willen, zusammenzuarbeiten, gemeinsame Anstrengungen zu unternehmen und gemeinsame Entscheidungen zu treffen“, fügte sie hinzu.
Perez und rund 50 weitere Teilnehmende an der LAK-Tagung, die vom 18. bis 22. September in Santa Cruz (Bolivien) stattfand, diskutierten über die Lehren, die die 16 LWB-Mitgliedskirchen aus den Prozessen der Kapazitätsentwicklung zur Stärkung ihres Zeugnisses und Engagements im Kontext von Armut, Gewalt und Ungleichheit gezogen haben, und über die Herausforderungen, denen sie dabei begegnet sind.
Der Prozess der Begleitung, der bewusstseinsbildenden Arbeit, der Kapazitätsentwicklung, der Integration und gemeinsamen Übernahme von Verantwortung sei, so Perez, für die an dem fünfjährigen Programm beteiligten Kirchen sehr wichtig.
Die LWB-Abteilung für Mission und Entwicklung (AME) organisierte die Tagung, deren Gastgeberin die Bolivianische Evangelisch-Lutherische Kirche war. Frauen- und Jugendnetzwerke, Menschen mit Behinderungen, AusbilderInnen und Diakoniemitarbeitende sowie Kirchenleitende nahmen daran teil.
„Die kirchlichen Programme hätten in unseren Kirchen und Gemeinschaften mehr Erfolg haben können, wenn wir uns für die Entwicklung der Kapazitäten der Menschen, der Dienste und der Laiinnen und Laien in kirchenleitenden Funktionen eingesetzt hätten“, erklärte Miltom José de Oliveira von der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien.
Oliveira brachte seine Überzeugung zum Ausdruck, dass die Kirchen in der Region mit stärker strategisch ausgerichteten Plänen jetzt auf dem richtigen Weg seien und die Art von Ausbildung und Schulung anbieten würden, die LaiInnen und Ordinierten in ihrem Dienst an Kirche und Gesellschaft helfen würde.
Mehr Partizipation
Enrique Nery Kallsten, ein Vertreter der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche (Argentinien), schilderte, wie es seiner Kirche mit Hilfe von privaten Bibelkreisen gelungen ist, mehr Engagement und Verantwortung füreinander zu entwickeln.
„Unsere Kirche brauchte einen Strategieplan. Wir mussten unsere Dienste organisieren und die Menschen stärker einbinden, damit sie ihre Gaben für das Wohl der Kirche einsetzen konnten“, erklärte er.
Pfr. Everardo Stephan von der Evangelischen Kirche am La Plata (Argentinien) betonte, Dienste, die sich für Geschlechterfragen, Jugendliche und Kinder einsetzten, erforderten eine besondere Ausbildung, und appellierte an den LWB, diese Arbeitsbereiche zu unterstützen.
Eine der wichtigsten Lehren, die die Teilnehmenden aus der Tagung in Santa Cruz zogen, war, dass die Entwicklung der Kapazitäten und Gaben von Menschen und Institutionen von grösster Bedeutung ist, damit kirchliche Dienste gut funktionieren können. „Ich bin begeistert von dem Nachhaltigkeitsprogramm. Es ist mehr als nur ein Programm. Es stellt eine Form des Kircheseins dar“, fügte Stephan hinzu.
Pfr. Guadalupe Cortéz von der Salvadorianischen Lutherischen Kirche regte an, die LWB-Region Lateinamerika und die Karibik solle gemeinsam an einem Referenzrahmen für ihren Dienst arbeiten.
Abebe Yohannes Saketa, LWB-Referent für Personal- und Ausbildungsförderung in der AME, betonte, die Tagung sei dank der im Rahmen des fünfjährigen Programms entwickelten neuen Perspektiven „sehr inhaltsreich“ gewesen.
„Diese Tagung war, wie ich aus den Berichten und Kommentaren ersehen konnte, einzigartig und hat sich von früheren Tagungen unterschieden. Sie war breiter angelegt, denn ungefähr die Hälfte der Teilnehmenden war zum ersten Mal dabei. Sie war reichhaltiger dank der neuen Perspektiven, die vorgestellt wurden. Sie ging auch mehr in die Tiefe, da sie mehrere Anliegen von gegenseitigem Interesse deutlich machte“, erklärte Saketa.
Die LAK-Tagung war Teil der strategischen Bemühungen des LWB, Initiativen zur Entwicklung personeller Kapazitäten unter den Mitgliedskirchen neu auszurichten. Es wurde ein langfristiger Planungsrahmen ausgearbeitet, der auf Kirchenebene Anwendung finden und an die lokalen Gegebenheiten angepasst werden kann und soll.