LWB setzt auf langfristiges Engagement für Mensch und Umwelt
Minawao, Kamerun/Genf (LWI) – Beim Dienst am Nächsten geht es nicht nur um eine kurzfristige Hilfe in Notfällen, sondern um ein langfristiges Engagement für die Menschen und auch für die Umwelt.
Das Lager Minawao für Flüchtlinge aus Nigeria befindet sich am Fuße einer Bergkette etwa 75 Kilometer westlich von Maroua, der Hauptstadt der Region Extrême-Nord in Kamerun.
Das Lager Minawao für Flüchtlinge aus Nigeria, ca. 30 Kilometer östlich der Grenze zu Nigeria.
Aus der Entfernung betrachtet, befindet sich das Lager am Ende einer großen, trockenen, offenen Ebene. Da war aber nicht immer so.
„Sie können hier im Bereich des Lagers sehen, dass es abgesehen von den jungen Setzlingen, die vor kurzem gepflanzt wurden, nirgendwo Bäume gibt. Für die Umwelt ist dies ein Risikofaktor“, sagt der nigerianische Flüchtling Luka Isaac, Vorsitzender des Zentralausschusses der nigerianischen Flüchtlinge in Minawao.
„Als wir hierherkamen, gab es keine Gebäude. Hier waren Wälder. Wenn man es negativ sieht, haben wir die Bäume gefällt, weil wir Feuerholz für die Zubereitung unserer Mahlzeiten brauchten. Man kann es aber auch positiv sehen – dieser Ort ist heute eine Stadt, wie sie es überall gibt. Es wurden Schulen gebaut, und unsere Kinder, die zu Hause keine Fremdsprachen gelernt haben, bekommen hier Unterricht in Französisch und Englisch“, fügt Isaac hinzu.
„Wir müssen uns darüber klar werden, dass jemand 10, 15 oder sogar 20 Jahre lang Flüchtling sein kann“, sagt Sheldon Munihire Bihira, Schutzbeauftragter und amtierender Leiter des UNHCR-Unterbüros in Maroua. „Wir müssen akzeptieren, dass die Flüchtlinge jetzt dort leben, wo sie eben leben, und dass es deshalb auch Auswirkungen auf ihr Lebensumfeld gibt. Das Engagement für die Umwelt bezieht sich deshalb auch auf den Klimawandel und hat ebenfalls eine strategische Komponente, wenn Flüchtlinge in die Lage versetzt werden, sich für die Gemeinschaft nützlich zu machen. Für die Gastgebergemeinschaft wird es so einfacher, diese Menschen zu akzeptieren.”
LWB-Projekte stärken den Umweltschutz
Heute arbeiten 20 Männer und Frauen in den vier Baumschulen in Minawao. In Zusammenarbeit mit dem LWB besteht das Ziel darin, 2019 mehr als 100.000 Baumsetzlinge heranzuziehen.
Bäume wachsen in einer von 20 so genannten „grünen Zonen“ auf insgesamt 150 Hektar Land in Minawao.
„Die Bäume werden in 20 so genannten ‚grünen Zonen‘ gepflanzt, dienen als Feuerholz nach dem Grundsatz erneuerbarer Energie, als Baumaterial und als Futter für Tiere während ihres fünfjährigen Erntezyklus“, erklärt der LWB-Umwelt- und Energiebeauftragte Kodji Ezechiel.
Die Äste werden regelmäßig geschnitten und als Rohmaterial für die Dächer von Flüchtlingsunterkünften im Lager verwendet, und die Pflanzungen leisten einen wichtigen Beitrag, um den ökologischen Fußabdruck der Flüchtlinge in diesem Gebiet möglichst klein zu halten.
Genauso wichtig ist es aber, dass dieses Projekt zu einer langen Reihe von auf Teilnahme setzenden Initiativen im Lager gehört und Flüchtlinge und Gastgebergemeinschaften zusammenarbeiten, um die Lebensqualität aller zu verbessern. Von unseren 20 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in der Baumschule sind elf Flüchtlinge, und neun stammen aus den Gemeinschaften im Umfeld von Minawao.
Der Wald ist nicht die Grenze
Umweltprojekte sind jedoch nicht auf das Pflanzen von Bäumen beschränkt.
Die Hygieneberaterin Tani Yakada, selbst aus Nigeria geflüchtet, berichtet, wie die Flüchtlinge in Eigenregie damit begonnen haben, ihren Müll in biologisch abbaubares und nicht-abbaubares Material zu trennen.
Hygieneberaterin Tani Yakada ist eine der Flüchtlinge, die über die Bedeutung der Mülltrennung informiert und erklärt, warum es so wichtig ist, Biomasse von anderem Abfall zu trennen und auf diese Weise durch Recycling neue Energiequellen zu erschließen.
Während zurzeit noch Optionen geprüft werden, wie man die Kunststoffabfälle im Lager recyceln könnte, gibt es bereits konkrete Fortschritte, biologisch abbaubare Holzabfälle als alternative Energiequelle zu nutzen.
In einem von zwei Holzkohle-Produktionszentren in Minawao schließt Aisha Bukar einen Metallbehälter, in dem Biomasse verbrannt wird.
Sobald die Biomasse von anderen Abfallsorten getrennt ist, wird sie in Metallbehältern verbrannt, verkokt und schließlich zu Holzkohlebriketts gepresst, die anstelle von Feuerholz zum Kochen verwendet werden.
Mit Unterstützung eines LWB-Umweltbeobachters wird der gesamte Prozess von der Abfalltrennung bis zur Holzkohleproduktion von einem Flüchtlingsteam gemanagt und durchgeführt. Die Brikettproduktion ist zu einer Einnahmequelle für Frauen geworden, die für diese Produktionstechniken werben und die Briketts an die örtlichen Gemeinschaften verkaufen.
Diese gebrauchsfertige Holzkohle kann jetzt von den Flüchtlingen in Minawao als Brennstoff für die Zubereitung von Mahlzeiten eingesetzt werden.
Neben den positiven Auswirkungen auf die Umwelt gibt es zahlreiche weitere Nutzen.
Als Vorsitzender des Zentralausschusses der Flüchtlinge fungiert Luka Isaac als Kontaktperson zwischen den Flüchtlingen und den zahlreichen Partnern, die das Lager mit Dienstleistungen versorgen.
„Aufgrund der Produktion von Holzkohle aus den im Lager entstehenden Abfällen müssen die Frauen keine langen Wege mehr gehen, um nach Feuerholz zu suchen. Diese Exkursionen waren immer mit dem Risiko verbunden, Opfer von Gewalt und Vergewaltigungen zu werden“, erklärt Isaac.
Seine Rolle besteht auch darin, die speziellen Bedürfnisse und Wünsche der Flüchtlinge zu ermitteln und zu Gehör zu bringen und zu überlegen, wie sie erfüllt werden könnten.
„Bei der Herstellung von Holzkohle geht es nicht nur darum, neue Energiequellen zu finden. Es geht um unsere Sicherheit“, sagt er abschließend.