Indien: Jugend macht Anfang in einer Reihe von Veranstaltungen zum Reformationsjubiläum

6. Mai 2013
Der VELKI-Geschäftsführer Pfr. Dr. Augustine A. G. Jeyakumar (re.) zündet zur Eröffnung der YMR-Konferenz 2013 in Chennai ein Licht an. An der symbolischen Handlung nahmen auch Augustina Gerson, Vasuki Jesudoss, J. S. Anbu und Annes Brida Rose (v. li. n. re.) teil. © VELKI

Der VELKI-Geschäftsführer Pfr. Dr. Augustine A. G. Jeyakumar (re.) zündet zur Eröffnung der YMR-Konferenz 2013 in Chennai ein Licht an. An der symbolischen Handlung nahmen auch Augustina Gerson, Vasuki Jesudoss, J. S. Anbu und Annes Brida Rose (v. li. n. re.) teil. © VELKI

„Gebt uns Raum“ für unseren Beitrag zur Neugestaltung der Kirche

Jugendliche und junge Erwachsene, die an der Eröffnung einer Reihe von Veranstaltungen zum 500-jährigen Reformationsjubiläum in Indien teilnahmen, haben die Ältesten der Kirche und die Kirchenleitungen aufgerufen, ihnen „Raum zu geben“, sich an der Erneuerung von Kirche und Gesellschaft zu beteiligen.

Am 16. Mai startete „Young Minds Rendezvous“ (YMR) 2013 eine Reihe von Veranstaltungen in Vorbereitung auf die Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum 2017 in Indien, die vor Ort von der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Indien (VELKI) organisiert werden. Fast 100 junge Menschen aus lutherischen und anderen Kirchengemeinden in Chennai, der Hauptstadt des indischen Bundesstaats Tamil Nadu, sprachen über das Thema „Bestrebungen: die Sehnsucht nach Liebe, Gerechtigkeit und Frieden“.

Der VELKI gehören elf Kirchen an, die alle Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB) sind.

Pfr. Dr. Augustine A. G. Jeyakumar, Geschäftsführer der VELKI, begrüsste die Teilnehmenden von YMR und erklärte, das Reformationsjubiläum 2017 sei „nicht nur in einer Feier, sondern auch ein Aufruf, uns selbst und die Kirche zu reformieren“.

1517 nagelte Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg (Deutschland). Dies wird weithin als Beginn der protestantischen Reformation betrachtet.

Die Reformation sei mehr als das Ereignis eines einzigen Tages. Sie sei das Ergebnis jahrhundertelanger Bemühungen von Reformatoren wie Luther. Sie sei auch nicht ein einmaliges Ereignis, sondern „ein Prozess, der in unseren Kirchen fortwährend vollzogen werden muss“, so Jeyakumar, Mitglied des LWB-Rates und Vorsitzender des LWB-Ausschusses für Weltdienst.

Auf internationaler Ebene ist der LWB dabei zu planen, wie der globale Aspekt sowie die andauernde Bedeutung und die Gaben der Reformation in den Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum am besten zum Ausdruck kommen und wie diese ökumenisch verantwortlich gestaltet werden können.

Streben nach Gerechtigkeit und Frieden in der Gesellschaft

In seiner Ansprache ermutigte J. S. Anbu, Geschäftsführer des „Christian Institute of Management“ in Chennai, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen dazu, „nach Höherem zu streben“ und betonte: „Eine Kirche, die die Ansichten von Kindern und jungen Menschen in den Vordergrund stellt, wird Erfolg haben.“

Bischof Dr. M. Prakash, Vorsitzender der staatlichen Kommission zum Schutz von Minderheiten in Tamil Nadu, hielt ebenfalls eine Rede auf der Veranstaltung und beschrieb junge Menschen als das lebendigste und dynamischste Element einer jeden Gesellschaft. „Sie sind nicht nur unsere zukünftigen Führungskräfte, sondern können auch heute schon Führungsrollen übernehmen, wenn ihnen der Raum und die Möglichkeiten dazu gegeben werden“, erklärte Prakash, der die christliche Bevölkerung bei der Regierungskommission vertritt.

Die Christen und Christinnen in Indien sind vorwiegend Dalits und Mitglieder anderer indigener Stämmen. Sie machen rund sechs Prozent der 1,2 Milliarden EinwohnerInnen Indiens aus.

Zum Thema des YMR 2013 sagte die VELKI-Jugendreferentin Pfarrerin Cand Chrisida Nithyakalyani: „Wir [Jugendlichen und Kinder] legen keinen Wert darauf, welcher Kaste, Hautfarbe oder sozialen Schicht unsere Freunde und Freundinnen oder neuen Bekanntschaften angehören. Wir sehen die anderen wie uns selbst. Das ist eines unserer Merkmale, die uns veranlassen, nach Erneuerung zu streben und uns für Liebe, Gerechtigkeit und Frieden in unseren Kirchen und in unserer Gesellschaft einzusetzen.“

Joshua von der Tamilischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (TELK) betonte den Beitrag der Jugend zu Initiativen, die Frieden und Gerechtigkeit in Kirche und Gesellschaft fördern. „Wir wollen Brücken bauen, keine Mauern. [Daher] ist es für uns ganz natürlich, nach Dingen zu streben, die die Menschen vereinen und nicht trennen“, so der 17-Jährige.

Führungskräfte von morgen, deren Wünsche jedoch ignoriert werden

Jeyakumar hatte darauf hingewiesen, dass es vielen Kirchen heutzutage „an Frieden“ fehle und „das Streben nach Macht und hohen Positionen in den Vordergrund getreten“ sei, ein Problem, das die Jugendlichen und jungen Erwachsenen ausführlicher erörterten.

„Das 500-jährige Jubiläum der protestantischen Reformation 2017 wird ein denkwürdiges Ereignis werden. Dass sich unsere Kirchen jedoch immer noch in den Fängen von Macht und Politik befinden, ist traurig. In diesen Zeiten brauchen wir einen neuen Martin Luther, und ich wünsche mir, dass die Jugend diese Aufgabe, Wandel und Erneuerung in der Kirche herbeizuführen, übernimmt“, erklärte Hannah Sheeba, Mitglied der TELK.

Die Wünsche der Jugend würden in der Kirche und der Gesellschaft meist einfach übergangen, sagte Annes Brida Rose von der Lutherischen Kirche Arcot. „Wenn wir mundtot gemacht werden, verlieren wir unser Selbstvertrauen und das Interesse daran, uns zu engagieren. [Obgleich] es unser Wunsch ist, Frieden und Gerechtigkeit in der Kirche zu schaffen, können wir dieses Ziel nicht erreichen“, fügte sie hinzu.

Die VELKI-Jugendreferentin stimmte zu und erklärte, viele junge Menschen seien entmutigt, wenn sie Kommentare hören wie: „Ihr seid noch zu jung, um euch hier aktiv [in die kirchlichen Veranstaltungen] einzubringen“. Sie betonte, wie wichtig es sei, dass die Würde der Jugend von den Kirchenleitungen geachtet und ihre Sichtweisen ernstgenommen würden.

(Für LWI von der VELKI)

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