Honduras: Solidarität während einer anhaltenden Krise

9. Nov. 2022

Ein Hilfsfonds der lutherischen Gemeinschaft unterstützt in Honduras weiterhin Haushalte mit niedrigem Einkommen bei der Bewältigung zweier Krisen: COVID-19 und zwei aufeinanderfolgende Hurrikane. „Einige Familien haben kein anderes Einkommen.“

Angesichts der anhaltenden wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie versorgt die Christlich-Lutherische Kirche Honduras einkommensschwache Familien mit Lebensmitteln und unterstützt kleine Unternehmen. Foto: ICLH

Angesichts der anhaltenden wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie versorgt die Christlich-Lutherische Kirche Honduras einkommensschwache Familien mit Lebensmitteln und unterstützt kleine Unternehmen. Foto: ICLH 

Der LWB-Soforthilfefonds versorgt Menschen mit Nahrungsmitteln und erschließt für sie neue Einnahmequellen  

(LWI) – 11 Stunden auf den Beinen, von 4 Uhr morgens bis um 15:00 Uhr, sechs Tage in der Woche von Montag bis Samstag für einen Wochenlohn von 500 Honduranischen Lempira (EUR 20) in einer kleinen Tortilla-Fabrik im Stadtteil Comayagüelain der honduranischen Hauptstadt Tegucigalpa. Mit dieser Arbeit konnte María de los Ángeles kaum genug Geld für die grundlegenden Bedürfnisse ihrer Familie verdienen, und sie hatte kaum noch Zeit, sich um ihre beiden acht und zwölf Jahre alten Töchter zu kümmern. Trotz der gelegentlichen Beiträge ihres Partners, der als Autolackierer arbeitet, „blieb die Situation angespannt, und ich kam immer erschöpft von der Arbeit“, erinnert sie sich.  

Heute ist María de los Ángeles Inhaberin eines kleinen Geschäftes, das Tortillas (Fladenbrot aus Maismehl) verkauft. Sie hat Zeit, um ihren Töchtern bei den Hausaufgaben zu helfen, und wird dabei von einem Lehrer der Sonntagsschule der Ortsgemeinde der Christlich-Lutherischen Kirche Honduras (ICLH) unterstützt. „Ich bin eine junge Frau und konnte die weiterführende Schule nicht abschließen, ich bin nur bis zur zweiten Klasse gekommen“, sagt die 24-jährige. „Mein eigenes Geschäft ermöglicht es mir jetzt, mehr Zeit mit meinen Töchtern zu verbringen, sie ein wenig bei den Schularbeiten zu unterstützen und mich mehr in der Kirche zu engagieren“, fügt sie hinzu.  

Sie gehört zu den 17 Unternehmerinnen, die jeweils einen nicht rückzahlbaren Kapitalstock in Höhe von ca. EUR 200 aus dem ICLH-Solidaritätsfonds erhalten haben. Diese Unterstützung kommt einkommensschwachen Familien in der Region Valle de Sula zugute, die ihre Existenzgrundlage infolge der COVID-19-Pandemie und den zwei aufeinanderfolgenden Hurrikanen Eta und Iota verloren haben. Mehr als 100 Familien haben auch Versorgungspakete mit nicht-verderblichen Lebensmitteln erhalten. Der Lutherische Weltbund (LWB) hat das ICLH-Projekt im Rahmen seines COVID-19-Soforthilfefonds (RRF) finanziert.  

„Einige Haushalte hatten kein anderes Einkommen“, berichtete Gloria Isabel Rodriguez Garcia, ICLH-Projektkoordinatorin. Die neuen Unternehmerinnen, in erster Linie Frauen und alleinerziehende Mütter, können jetzt ihre Familien selbst versorgen. „Darüber hinaus ist das ein Job, den sie in Eigenregie ausüben können, ohne als Niedriglohnbezieherinnen ausgebeutet zu werden“, berichtete sie über die 17 Kleinunternehmen, die die ICLH dieses Jahr bei der Gründung unterstützt hat. Von diesen Einkommen sichernden Aktivitäten profitieren fast 90 Menschen auf direktem Wege. 

María de los Ángeles Zavala betreibt jetzt ihr eigenes Tortilla-Geschäft. Foto: ICLH

María de los Ángeles Zavala betreibt jetzt ihr eigenes Tortilla-Geschäft. Foto: ICLH 

Doña Concepción Garcia, 65, die zwei Enkelkinder im Alter von 10 und 12 Jahren betreut, verdient ihren Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Tortillas in Villanueva, musste ihr Geschäft aber während der Pandemie schließen. Sie war deshalb überaus dankbar, als sie von der ICLH ein gut zusammengestelltes Lebensmittelpaket erhielt. „Darin war alles enthalten, was wir gebraucht haben, und ich konnte mehrere Tage lang abwechslungsreiche Mahlzeiten zubereiten. Ich konnte auch einzelne Nahrungsmittel an andere Bedürftige weitergeben, denn Gott gebietet uns, anderen Menschen mit dem zu helfen, was wir haben.“  

Concepción sagte, sie sei ihrer Kirche dankbar für diese unabhängig von der Religionszugehörigkeit geleistete Unterstützung besonders hilfsbedürftiger Menschen. „Die Lutherische Kirche unterstützt uns alle in gleicher Weise, und niemand wird diskriminiert oder bevorzugt behandelt.“  

Die ICLH-Projektkoordinatorin sagte weiterhin: „Diese Lebensmittelpakete stellen für die Menschen eine große Hilfe dar.“ Einige Haupternährer von Familien „sind jedoch nach wie vor arbeitslos und haben nicht genug Geld, um für ihre Familien zu sorgen.“  

Der LWB hat vor kurzem die Zahlungen aus dem RRF für das ICLH-Solidaritätsprojekt aufgestockt, da sich die Situation in den örtlichen Gemeinschaften noch nicht wirklich entspannt hat. Die honduranische Kirche gehört zu den 89 LWB-Mitgliedskirchen, die seit 2030 Zehntausenden von Menschen in 57 Ländern mit 193 vom RRF finanzierten Projekten geholfen haben. Die kurzfristigen Darlehen in Höhe von EUR 10.000 sind für Aktionen gedacht, die dem wirtschaftlichen Wiederaufbau und der Existenzsicherung gelten, und stehen im Allgemeinen innerhalb von sechs Monaten zur Verfügung.  

Auf der jährlichen Klausurtagung der neu gewählten Kirchenleitenden (RoNEL) der LWB-Mitgliedskirchen hat ICLH-Präsident Julio César Caballero erläutert, warum diese Direkthilfen auch in Zukunft ein wichtiger Teil des Zeugnisses und des Dienstes der Honduranischen Lutherischen Kirche bleiben. „Die Mehrheit der Mitglieder der Kirche sind Frauen“, sagte er. „Die meisten Familien leben in einfachen Haushalten, und nicht alle haben die Kaufkraft, um sich ein würdiges Leben zu leisten.“ 

LWB/P. Mumia. Deutsche Übersetzung: Detlef Höffken, Redaktion: LWB/A. Weyermüller