Haiti: LWB baut sturm- und erdbebensichere Häuser

3. Mai 2022
Im Rahmen des Wohnungsbauprojekts stellen die Teilnehmenden Steine, Holz und Lebensmittel für die Bauarbeiter zur Verfügung. Marie Nusia, eine Projektteilnehmerin, beobachtet den Fortschritt beim Bau ihres neuen hurrikan- und erdbebensicheren Hauses. Foto: LWB Haiti

Im Rahmen des Wohnungsbauprojekts stellen die Teilnehmenden Steine, Holz und Lebensmittel für die Bauarbeiter zur Verfügung. Marie Nusia, eine Projektteilnehmerin, beobachtet den Fortschritt beim Bau ihres neuen hurrikan- und erdbebensicheren Hauses. Foto: LWB Haiti

LWB-Weltdienst weckt Hoffnung auf eine nachhaltige Zukunft

CAMP-PERRIN, Haiti/GENF (LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) errichtet erdbeben- und sturmsichere Häuser für die Familien, die in Haiti im vergangenen Jahr am schlimmsten von dem Erdbeben der Stärke 7.2 betroffen waren. Das Konzept des Länderprogramms für den Bau dieser sicheren Häuser ist einzigartig in der Region und hat das Potenzial, Familien bis zu 30 Jahre lang vor den Auswirkungen dieser häufigen Katastrophen zu schützen.

Schutzmöglichkeiten vor immer wiederkehrenden Katastrophen

Am Samstag, 14. August 2021, wurde Haiti von einem Erdbeben verwüstet, das mehr als 2.200 Todesopfer und 12.000 Verletzte forderte. Mehr als 80.000 Häuser wurden beschädigt. Das Erdbeben zerstörte ebenfalls Straßen, Brücken, Krankenhäuser, Schulen, Kirchen und öffentliche Gebäude. Direkt nach dem Erdbeben zogen tropische Stürme über die Insel, so dass sich die Situation weiter verschärfte.

Als Antwort auf diese Notlage haben der LWB Weltdienst, Act Allicance und die Norwegische Kirchenhilfe (NCA) humanitäre Hilfe für 24.430 betroffene Opfer in 4.000 Familien geleistet. Zu den Unterstützungsmaßnahmen gehörten der Bau von Häusern für zehn Familien, deren Wohnungen während des Erdbebens zerstört worden waren, finanzielle Unterstützung für 600 notleidende Familien und besonders für Frauenhaushalte und Hilfen zur Existenzsicherung.

Marie Nusia ist eine junge Großmutter, die mit vier Enkelkindern zusammenlebt. Sie hat ihr Haus und auch ihren Neffen bei dem Erdbeben verloren. Wie Viele der betroffenen Familien sind sie noch mitten in der Trauerphase. Als Teilnehmerin des Hausbauprojekts besorgt Marie Steine und Holzschutz für den Bau und Nahrungsmittel für die Bauarbeiter.

Das Projekt ist einzigartig, da es sich dabei um eine gemeinschaftsnahe Initiative handelt und Marie einige Unterstützung von ihren Nachbarfamilien erhält. Die Häuser werden speziell so gebaut, dass sie Wirbelstürmen und Erdbeben widerstehen können. Die Holzkonstruktion jedes Hauses ist in ein Betonfundament eingelassen, wobei Metallklammern das Haus stabilisieren. Auch das Dach wird so konstruiert, dass es einem starken Sturm kaum Angriffsfläche bietet. Die Häuser werden so gebaut, dass sie 25 bis 30 Jahre halten, das ist ein substanzieller Fortschritt im Vergleich zu den typischen Notunterkünften, auf die viele Menschen dort im Rahmen der Katastrophenhilfe immer noch angewiesen sind. Das Baumaterial für Reparaturen gibt es in der Gemeinschaft oder lokal auf der Insel, und die Hausbesitzer wurden darin geschult, grundlegende Wartungsarbeiten durchzuführen.

Der LWB-Weltdienst hofft, Partner und lokale Gemeinschaften motivieren zu können, gemeinsame Initiativen für langfristige Lösungen umzusetzen und Gebäude zu errichten, die besser vor den nächsten Katastrophen schützen und widerstandsfähiger sind.

„Wir haben die Unterstützung der Regierung für unser Vorhaben, die auch den Wert dieser neuen Architektur anerkennt. Das Bauprojekt ist nicht nur ein Programm, um einen Beitrag für den Wiederaufbau und die Verringerung von Katastrophenrisiken zu leisten. Es handelt sich hier auch um eine langfristige Investition in die Wirtschaft und die Existenzgrundlagen der örtlichen Gemeinschaft“, sagt Prospery Raymond, Landesdirektor des gemeinsamen Büros von LWB, Diakonie Katastrophenhilfe und Norwegischer Kirchenhilfe in Haiti. „Für jedes der zehn Häuser kommen 15 Bauarbeiter zum Einsatz, die von einem Maurer geschult werden. Insgesamt werden 150 Arbeitskräfte aus der Gemeinschaft von diesen neuen handwerklichen Fähigkeiten profitieren, die sie dann auch für neue Folgeprojekte und zur Verbesserung ihrer Lebensgrundlagen verwenden können.

Das Erdbeben hat auch alle denkbaren Verkehrsinfrastrukturen zerstört, so dass wichtige Lieferketten unterbrochen wurden und die Preise für Nahrungsmittel und wichtige Ressourcen im ganzen Land in die Höhe geschossen sind. Finanzhilfen für Haushalte, die allein von Frauen geleitet werden, konnten die schlimmste Not lindern. Mit dem Geld konnten die Frauen Lebensmittel und Saatgut für ihre eigenen Gemüsegärten kaufen. Auf dem Markt konnten sie sich damit ein zusätzliches kleines Einkommen sichern. Der LWB Haiti sorgt für die direkte finanzielle Unterstützung von mehr als 600 Familien, die jeweils 82 US-Dollar erhalten.

Auguste Gina, Mutter dreier Kinder und Begünstigte der Bargeld-Hilfen, verdiente ihren Lebensunterhalt durch den Heimverkauf von Nahrungsmitteln und Gemüse. Das Erdbeben hat ihr Haus beschädigt. Nach dem Erdbeben hatte die Familie nur die unverkauften Nahrungsmittel zum Überleben. „Ich habe alles in dem Erdbeben verloren, mein Haus war zerstört, ich hatte nichts mehr. Mit dem Geld werde ich jetzt versuchen, wieder ein kleines Geschäft zu eröffnen.“

 

Von LWB/T. Rakoto. Deutsche Übersetzung: Detlef Höffken, Redaktion: LWB/A. Weyermüller