Gemeinsam in der Nachfolge wachsen

01 Juli 2013
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Canon Alyson Barnett-Cowan vertrat die Anglikanische Kirchengemeinschaft. © LWB/Maximilian Haas

Canon Alyson Barnett-Cowan vertrat die Anglikanische Kirchengemeinschaft. © LWB/Maximilian Haas

Ökumenische PartnerInnen des LWB sprechen sich für Fortführung von Dialog und Zusammenarbeit aus

(LWI) Für die Fortführung des Dialogs und der Zusammenarbeit zwischen den Konfessionen haben sich in ihren Grussworten die ökumenische Gäste bei der diesjährigen Ratstagung des Lutherischen Weltbundes (LWB) ausgesprochen, die in Genf (Schweiz) stattfand.

Pfr. Dr. Olav Fykse Tveit, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), verwies in seinem Grusswort auf die Parallelen zwischen dem Thema der Ratstagung, „Zur Nachfolge in der heutigen Welt berufen“, und dem der bevorstehenden 10. Vollversammlung des ÖRK, „Gott des Lebens, weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden“, die in Busan (Republik Korea) stattfinden wird.

Beide Themen betonten, so Tveit, dass Gebet und eine transformative Spiritualität notwendig seien: „Wir sind berufen gemeinsam in der Welt für Gerechtigkeit und Frieden einzustehen.“ Der ÖRK-Generalsekretär erklärte, die Vorbereitungen des LWB auf das Gedenken an 500 Jahre Reformation 2017 böten Hoffnung und eine Vision dafür, wie christliche Traditionen das Evangelium gemeinsam weitergeben könnten.

Pfr. Dr. Guy Liagre, Generalsekretär der Konferenz Europäischer Kirchen, brachte die Hoffnung zum Ausdruck, das Reformationsjubiläum werde den christlichen Traditionen in Europa Gelegenheit bieten, eine gemeinsame Vision von ihrer Berufung als Volk Gottes zu entwickeln.

„Wir können darauf vertrauen, dass die Zukunft in Gottes Händen liegt“, so Liagre. „Haben wir also den Mut, unsere besten Ideen, unsere wesentlichen Lebensenergien und unser freudigstes Beten in diese Hände zu legen. Die ökumenische christliche Stimme auf diesem Kontinent muss deutlicher hörbar werden.“

Pfr. Dr. Larry Miller, Geschäftsführer des Globalen Christlichen Forums würdigte den LWB für dessen „unverzichtbaren Beitrag zur Aktivierung und Gestaltung“ des Forums.

„Dass der LWB die mennonitische Gemeinschaft um Vergebung gebeten und die Aussöhnung mit ihr gesucht hat, gilt den Forumsteilnehmenden als vorbildhaftes Geschehen – und ein Beispiel, dem in vielfältigen kirchlichen Beziehungen in aller Welt nachzueifern ist, sowohl zwischen den als auch innerhalb der einzelnen Konfessionen“, erklärte Miller mit Blick auf den im Rahmen der Elften LWB-Vollversammlung in Stuttgart (Deutschland) 2010 vollzogenen Versöhnungsakt.

Vielfältige Herausforderungen in der Nachfolge

Pfr. Dr. Setri Nyomi, Generalsekretär der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK), bewertete das Thema der LWB-Ratstagung als zeitgemäss.

„In einer Welt, in der so viel Leid, Konflikte, Unrecht und Gewalt herrschen, stehen wir in unserer Berufung zur Nachfolge vor vielfältigen Herausforderungen“, führte Nyomi aus.

Er würdigte die Bereitschaft des LWB, gemeinsam mit WGRK, ÖRK und dem Council for World Mission an einem Prozess mitzuwirken, der Möglichkeiten einer neuen Wirtschafts- und Finanzarchitektur auslotet, die dem Leben in Fülle für alle Menschen dient: „Dieses Bestreben ist auch dem LWB ein Herzensanliegen.“

Unter Bezugnahme auf den Bericht „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“, der im Rahmen der Ratstagung vorgestellt wurde, betonte Monsignore Dr. Matthias Türk, der den Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen vertrat, wie wichtig es für KatholikInnen und LutheranerInnen sei, erstmals die Reformationsgeschichte gemeinsam darzustellen.

Türk erläuterte, das Konsensdokument mache deutlich, dass LutheranerInnen und KatholikInnen das 500. Reformationsgedenken 2017 gemeinsam feiern können, wenn sie Jesus Christus in die Mitte stellen: „Das Ziel des gemeinsamen Gedenkens an den Beginn der Reformation 2017 soll es sein, Jesus Christus in den Mittelpunkt zu stellen, ihn zu bekennen und für ihn in der Welt von heute entschlossen und gewinnend einzutreten. Dann hätten wir unseren Auftrag als seine Jünger erfüllt!“

Sakrament der Taufe

Pfr. Dr. Charles Evanson vom Internationalen Lutherischen Rat (ILR) erinnerte daran, dass das Sakrament der Taufe die Grundlage kirchlicher Einheit sei und betonte, diesem Prinzip müsse mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.

„Bisher wird nicht intensiv genug theologisch über die Bedeutung unserer aus der Taufe erwachsenden Bindungen nachgedacht, wo und wenn theologische Differenzen erwachsen. Nach meinem Dafürhalten sollten wir dieser Frage gemeinsam nachgehen“, so Evanson, der ein Grusswort im Namen des ILR-Vorsitzenden Bischof Hans-Jörg Voigt überbrachte.

Er stellte fest, das gemeinsame Reformationsgedenken 2017 werde eine Gelegenheit bieten, „die grundlegenden Einsichten lutherischer Theologie neu zu entdecken und auf ihnen aufbauend als LWB und ILR mögliche gemeinsame Schritte zu gehen.

In grössere Gemeinschaft berufen

Canon Alyson Barnett-Cowan, Direktorin für Einheit, Glauben und Kirchenverfassung bei der Anglikanischen Kirchengemeinschaft, stellte fest, LutheranerInnen und AnglikanerInnen seien aus Isolation und Eigennutz herausgerufen in intensivere Gemeinschaft miteinander.

„Wir leben in dieser Welt immer im Konflikt zwischen den Werten unserer jeweiligen Gesellschaft und den Werten des Reiches Gottes – in diesem Schmelzofen des Konflikts wird uns die Gnade zuteil, zuzunehmen an der Erkenntnis Gottes und an der Liebe zu ihm, und in ihm prüfen wir, wie wir gemeinsam in der Nachfolge wachsen können“, legte Barnett-Cowan dar.

Beide Traditionen stünden vor Herausforderungen, was die Auslegung und das Leben nach dem Evangelium angehe, doch sie müssten lauschen auf die „immer noch leise Stimme der Stille Gottes“ und gleichzeitig aufeinander wie auch auf jene zugehen, die andere Positionen vertreten.

„Die Anglikanerinnen und Anglikaner freuen sich darauf, mit Ihnen gemeinsam den Weg auf das Gedenken an 1517 hin zu beschreiten. Dies ist eine Jahreszahl, die für alle Kirchen Christi von Bedeutung ist, insbesondere, weil sie uns an die kontinuierliche Notwendigkeit erinnert, uns zu erneuern, wie auch an die Notwendigkeit, uns zu versöhnen, wo unser Eifer für das Evangelium uns vielleicht zu weit voneinander wegführt.“

Dr. J. D. Plüss, der die pfingstkirchliche Bewegung vertrat, ermutigte den LWB auf seinem Weg christlicher Nachfolge und ökumenischen Engagements insbesondere in Bezug zu jenen, mit denen Meinungsverschiedenheiten bestünden.

„Beten wir gemeinsam darum, dass wir wirklich alle über die Gemeinschaft der gleichen Gesinnung hinausgehen, denn wir haben Anteil an der Gnade Gottes und wir wollen den Ruf in die Nachfolge ernst nehmen“, schloss Plüss.

 

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