Direktor der Abteilung für Mission und Entwicklung erläutert Ergebnis der globalen Konsultation
Die Erneuerung der theologischen Ausbildung und Bildung in einer sich ständig wandelnden Gesellschaft stelle für den Lutherischen Weltbund (LWB) eine dringende Aufgabe dar, erklärt Pfr. Dr. Musa P. Filibus, der Direktor der LWB-Abteilung für Mission und Entwicklung. Diese Erneuerung müsse gesellschaftliche Entwicklungen berücksichtigen und sinnstiftend sein.
„Der LWB ruft seine Mitgliedskirchen und theologische Institutionen auf, die theologische Ausbildung so zu erneuern, dass sie sich auf die Wurzeln der Reformation besinnt, aber die Anliegen der heutigen Zeit aufgreift“, sagte Filibus der Lutherischen Welt-Information (LWI) im Anschluss an eine globale Konsultation über theologische Ausbildung in Wittenberg (Deutschland).
Filibus ging auf das Ergebnis der internationalen LWB-Tagung ein, die gemeinsam von der AME und der Abteilung für Theologie und Öffentliches Zeugnis organisiert und vom Deutschen Nationalkomitee des LWB und der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland vom 18. bis 22. Oktober ausgerichtet worden war. Die Teilnehmenden – TheologInnen, leitende KirchenvertreterInnen, ProfessorInnen und DozentInnen theologischer Seminare und Hochschulen – diskutierten auch über Möglichkeiten einer Stärkung der lutherischen Identität und arbeiteten Themen heraus, die mit Blick auf das 500-jährige Reformationsgedenken 2017 schwerpunktmässig behandelt werden sollten.
Der AME-Direktor unterstrich, die Konsultation sende eine überzeugende Botschaft an theologische Institutionen. „Es ist dringend nötig, dass die theologischen Institutionen sich ihre Lehrpläne anschauen und prüfen, welche Impulse sie den Kirchen für die Erneuerung geben. Es muss eine direkte Wechselbeziehung zwischen der theologischen Ausbildung und Bildung an den kirchlichen Ausbildungsstätten und dem kirchlichen Leben in den Gemeinden geben.“
Die Diskussionen in Wittenberg seien, so Filibus, durch eine reiche Vielfalt geprägt gewesen. „Es wurde offensichtlich, dass die theologische Ausbildung vor der Herausforderung steht, konkreter zu werden; sie darf nicht abstrakt und ohne Bezug zu den Menschen sein.“
Ausbildung und Vorbereitung von PastorInnen
Filibus wertete die Ausbildung von LaiInnen für kirchliche Leitungspositionen als Priorität für theologische Institutionen und Kirchen. „Die theologische Ausbildung sollte aber auch Pastorinnen und Pastoren darauf vorbereiten, eine aktive Rolle in ihren Gemeinschaften zu spielen und ihre prophetische Aufgabe wahrzunehmen, eine glaubwürdige Stimme in der Gesellschaft zu sein und für eine gerechte Welt einzutreten“, fügte er hinzu.
Ein weiteres Thema der Konsultation war die Theologie im öffentlichen Raum und die Rolle von Kirchenverantwortlichen im Engagement für gerechte Gesellschaften. Nach Ansicht der Delegierten bietet gesellschaftliches Engagement der Kirche die Chance, christliche Einsichten öffentlich zu vertreten und auch vom öffentlichen Leben zu lernen, ohne jedoch ihre Identität als Kirche zu verlieren.
„Die Kirche sollte sich weder aus dem öffentlichen Raum zurückziehen noch sich von ihm abwenden. Aus diesem Grund sollte es Ziel der theologischen Ausbildung sein, die Studierenden auf die Herausforderung vorzubereiten, sich der gesellschaftlichen und geistlichen Wirklichkeit in ihren jeweiligen Kontexten zu stellen. Pastorinnen und Pastoren sollten durch ihre Ausbildung auch dazu ermutigt werden, ihre prophetische Stimme zu erheben und Ungerechtigkeit und Leid anzuprangern“, erklärte Filibus.
Für den weiteren Weg vereinbarten die Teilnehmenden der Konsultation vier praktische Schritte:
- Einrichtung von regionalen und globalen Netzwerken, um Erfahrungen und Ressourcen miteinander zu teilen
- Aufbau von Beziehungen zwischen Lehrenden und Kirchenleitungen
- Bildung eines Forums zur Förderung eines authentischen Dialogs und Austauschs zwischen theologischen Institutionen und Gemeinden
- Führung eines interaktiven Verzeichnisses für theologische Ressourcen und Freiwillige, um den Austausch von Lehrenden und Studierenden zu erleichtern.
Die Stärkung und Ausweitung des theologischen Netzwerks der Frauen wurde auf der fünftägigen Konsultation als Priorität angesehen. Der Einfluss solcher Netzwerke müsse in den LWB-Regionen gestärkt werden, betonten die Delegierten.
Die Konsultationsteilnehmenden nahmen gemeinsam an Gottesdiensten, Andachten, Bibelstudien und Gebeten teil. Am Sonntag, dem 21. Oktober, besuchten sie einen Gottesdienst in der Schlosskirche, an deren Pforten Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen genagelt hatte, die als Auslöser der protestantischen Reformation gelten.
Am Sonntagnachmittag leiteten LWB-Generalsekretär Pfr. Martin Junge und der LWB-Vizepräsident für die Region Mittel- und Westeuropa, der württembergische Bischof Frank O. July, eine feierliche Zeremonie, bei der zusammen mit den Teilnehmenden Bäume im Luthergarten gepflanzt wurden.
(Die in Berlin lebende Journalistin Anli Serfontein interviewte den LWB/AME-Direktor Pfr. Dr. Musa P. Filibus.)