Eine offene Tür für nordnigerianische Flüchtlinge

30 März 2015
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Titi Malik (dritte von li.) mit weiteren Mitgliedern der Lutherischen Kirche Christi in Nigeria sowie einer LWB-Delegation, die im März durch einen Besuch ihre Solidarität zum Ausdruck brachte. Foto: Jfaden Multimedia

Titi Malik (dritte von li.) mit weiteren Mitgliedern der Lutherischen Kirche Christi in Nigeria sowie einer LWB-Delegation, die im März durch einen Besuch ihre Solidarität zum Ausdruck brachte. Foto: Jfaden Multimedia

„Sie brauchten Unterstützung“

(LWI) – Die Lutheranerin Titi Malik gewährte dutzenden NordnigerianerInnen Zuflucht, die vor der islamistisch motivierten Gewalt Boko Harams fliehen mussten. Malik berichtet, dass diese Flüchtlinge Entsetzliches erlebten.

Im Gespräch mit der Lutherischen Welt-Information (LWI) beschrieb Malik, die dem Rat des Lutherischen Weltbundes (LWB) angehört, wie sie ab Oktober 2014 vier Monate lang 20 Personen in ihrem eigenen Haus und 50 weitere auf einem nahe gelegenen Grundstück beherbergte.

Frauen und Kinder waren in ihrem Haus untergebracht, Männer und männliche Heranwachsende auf dem Grundstück. Es wurde eine gemeinsame Küche eingerichtet und Malik erfuhr von den Schrecken, die die Menschen auf der Flucht vor Boko Haram erlebt hatten.

Auch ihre eigenen Tanten und Onkel waren, so Malik in dem Interview, zur Flucht gezwungen. „Sie waren in einer sehr schwierigen Lage und ich musste ihnen meine Tür öffnen, um ihnen eine Atempause zu ermöglichen. Sie waren eine lange Strecke zu Fuss unterwegs. Ich habe gespürt, in diesem Moment brauchten sie Unterstützung.“

Als das Schiessen begann und ihre Heimatstadt von Bomben getroffen wurde, wussten die Menschen nicht, in welche Richtung sie fliehen sollten. Viele kamen ums Leben, gerade auch alte Menschen und kleine Kinder, und die Überlebenden hatten nicht einmal Zeit, sie zu beerdigen. Sie bedeckten die Leichen mit Zweigen und flohen.

Die Flüchtlinge „legten mit ihren Karren weite Strecken zu Fuss zurück, mussten sie aber schliesslich stehen lassen. Die meisten älteren Menschen schafften es nicht und starben unterwegs. Die Kinder waren voller Angst. Wenn sie Flugzeuge hörten, rannten sie auf die Strasse, weil sie meinten, es würde etwas Schreckliches passieren“, erzählt Malik.

Die lutherische Verantwortungsträgerin erinnert sich besonders an eine Frau, die mit einem Säugling und mehreren weiteren Kindern unterwegs war und nach der entsetzlichen Erfahrung der Flucht vor der Gewalt von Boko Haram nie wieder ein Kind bekommen wollte, weil sie überzeugt war, ihm würde etwas zustossen.

Malik berichtet, einige der Aufständischen von Boko Haram, die Nordnigeria seit sechs Jahren terrorisieren, seien Nachbarn der Flüchtlinge gewesen. Nach Schätzungen hat der Terror der islamistischen Gruppierung im vergangenen Jahr 10.000 Menschenleben gefordert. Sie droht, die für den 28. März angesetzten Wahlen in Nigeria zu stören.

Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass über 1,5 Millionen NigerianerInnen im eigenen Land vor der Gewalt auf der Flucht sind, weitere 74.000 hätten in Kamerun, 100.000 im Tschad und im Niger Zuflucht gesucht. Hunderttausende Flüchtlinge, so die UN, benötigten die Hilfe der Völkergemeinschaft.

Malik berichtet weiter, die Ortskirche bete für die Flüchtlinge und ermutige sie, trotz der entsetzlichen Situation die Hoffnung nicht aufzugeben. Der LWB habe sich von Beginn der Unruhen an mit den NigerianerInnen und der Ortskirche solidarisch erklärt. „Das ist eine grosse Hilfe.“

 

 

LWF Communication