(LWI) – Studierende, Lehrpersonal, Geistliche und Gäste füllten die weissen Stühle in der neuen Aula der Tumaini University Makumira (TUMA) in der Nähe von Arusha. Sie hatten sich versammelt zu einem Studientag, der im Rahmen der Festlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELKT) veranstaltet wurde.
Die Redebeiträge anlässlich der Veranstaltung in der Universität der ELKT, die am 22. Juni stattfand, beleuchteten Themen wie weltweite Kirchengemeinschaft, Globalisierung, Ethik und Moral sowie Mission.
Prof. Wilfred Mlay etwa vom Great Lakes Initiative Leadership Institute, das sich mit den Themen Frieden und Versöhnung beschäftigt, befasste sich mit den Folgen der Globalisierung. Er nannte als ein positives Ergebnis, dass „Kirchen in Afrika wie anderswo im globalen Süden […] selbstbewusster auftreten und […] mithilfe globaler Netzwerke ihren Einfluss geltend machen.“ Die Globalisierung habe jedoch auch Umweltschäden und die Zerstörung der Natur gebracht, so Mlay. „Die Suche nach Rohstoffen zerstört unser Naturerbe zum Nutzen der Reichen.“
Angesichts der Herausforderungen der Globalisierung appellierte Mlay an die Kirche, das Evangelium in Rückbesinnung auf das Beispiel der frühen Kirche treu zu leben und durch dieses Zeugnis die Kirche zu einem Ort der Hoffnung zu machen.
Unter den Referierenden war auch LWB-Generalsekretär Pfr. Martin Junge, der über die weltweite Gemeinschaft lutherischer Kirchen sprach. Pfr. Alphaus Shayo (Norddiözese der ELKT) befasste sich mit der Rolle afrikanischer EvangelistInnen in der westlichen Hemisphäre, während Bischof Dr. Benson Bagonza, Diözese Karagwe, über neue Bereiche der Mission für die nächsten 50 Jahre referierte.
Die Jubiläumsfeierlichkeiten der ELKT standen unter dem Motto „Damit sie alle eins seien“. Sie umfassten eine Ausstellung am 21. Juni, den Studientag und einen Festgottesdienst zum Abschluss am Sonntag, 23. Juni.
In seiner Ansprache anlässlich des Studientags sprach der LWB-Generalsekretär von den Gaben der weltweiten Kirchengemeinschaft. „Sie haben Brüder und Schwestern in Chile, Kanada, Italien, Ungarn […]; die Bande der communio bringen Sie Anderen nah, die, wie Sie selbst, den Herrn anbeten und den Nächsten dienen“, so Junge.
„Nicht wer wir sind oder was wir tun, sondern wer Gott ist und was Gott tut ist Ursache dafür, dass wir gerettet und zu neuem Leben erlöst sind“, betonte der Generalsekretär. „Das ist der Kern des Evangeliums Jesu Christi, und der Kern der Schrift. So sind wir eingeladen, wenn es darum geht, Leben in Fülle zu finden, weniger auf unsere eigenen Fähigkeiten und Anstrengungen zu vertrauen und mehr auf Gottes Wirken durch Jesus Christus.“
Junge unterstrich, den Kirchen in der weltweiten Gemeinschaft des LWB sei die Überzeugung gemein, dass es bei der Freiheit, „die uns durch Jesus Christus erworben ist, darum geht, dass wir gerufen sind in den Dienst an den Nächsten und an der Schöpfung Gottes sowie in die Liebe zu ihnen. Nie wird dies eine Freiheit sein, die uns zum Individualismus drängt, sondern zu Beziehung, Achtsamkeit, Verantwortung und Gegenseitigkeit.“
Ganzheitliche Mission in Leben und Wirken der ELKT
Seit 1964 ist die ELKT Mitglied des LWB und engagiert sich als Teil dieser weltweiten Kirchengemeinschaft im Sinne einer ganzheitlichen Mission, die Evangeliumsverkündigung, Dienst an Menschen in Not und Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit umfasst.
Im Anschluss an das Festwochenende besuchte der LWB-Generalsekretär eine Reihe kirchlicher Einrichtungen, in denen dieser ganzheitliche Missionsansatz erkennbar wird. Begleitet wurde er von ELKT-Generalsekretär Brighton B. Killewa und der LWB-Gebietsreferentin für Afrika, Pfarrerin Dr. Elieshi Mungure.
In Moshi betreibt die ELKT das Kilimanjaro Christian Medical Centre (KCMC), eines der Krankenhäuser, die in Nordtansania als übergeordnete Versorgungszentren fungieren. Geschäftsführer Dr. Moshi Ntabaye erläuterte die Prinzipien Heilung, Lehre und Forschung, an denen sich die Arbeit des Krankenhauses orientiert, dessen Programm für Klinische Seelsorgeausbildung (KSA) vom LWB finanziert wird.
Jährlich versorgt das Krankenhaus acht Millionen Menschen ohne Ansehen ihrer Religionszugehörigkeit. Derzeit werden im KCMC 1.600 Auszubildenden praktische Kenntnisse der Gesundheitsversorgung vermittelt. „Ärztinnen und Ärzte heilen den Leib, wir heilen den Geist des Menschen“, beschrieb Pfr. Daniel Lyatuu, seit 27 Jahren KSA-Programmdirektor, seine Aufgabe. Die KlinikseelsorgerInnen vermittelten „Hoffnung und Trost im Kontext von Krankheit und Tod.“
Ein Land, wo bei einer Bevölkerung von 44 Millionen nur 6 Millionen Menschen Internetzugang haben, ist zwangsläufig eine Hochburg des Hörfunks. Täglich strahlt der Radiosender „Stimme des Evangeliums“ (Kisuaheli: Radio Sauti ya Injili), dessen Studio in Moshi am Fusse des Kilimandscharo angesiedelt ist und der viele Jahre vom LWB unterstützt wurde, Nachrichten, Musik und Predigten aus.
Der Direktor des Senders, Philemon Mark Fihavango, erklärte dem LWB-Generalsekretär bei seinem Besuch, das Programm, das 1963 auf Sendung ging, habe christliche wie muslimische HörerInnen. Die Regierung wolle bis 2015 den gesamten Rundfunk digitalisieren. Für „Stimme des Evangeliums“ biete sich damit das Potenzial. „ganz Ostafrika mit der frohen Botschaft“ zu erreichen.
Inspiration aus der südlichen Hemisphäre
Die ELKT entstand 1963 aus einer Fusion von sieben lutherischen Kirchen im damaligen Tanganjika. Im Juni 2013 feierte die Kirche ihr 50-jähriges Bestehen sowie Einheit, Wachstum und aktive Mission einer Kirche.
„Eine der wichtigsten Gaben, die Kirchen im so genannten Globalen Süden in die Kirchengemeinschaft als Ganze einzubringen haben, ist ihr ganzheitlicher Missionsansatz“, stellte der LWB-Generalsekretär als Teilnehmer der Jubiläumsfeierlichkeiten fest. „Bereits in den 1970er Jahren regte unsere Mitgliedskirchen in Äthiopien den LWB an, sich mit dem Konzept des ‚ganzen Evangeliums für den ganzen Menschen‘ auseinanderzusetzen.
Junge forderte verstärkte Bemühungen, das Konzept der ganzheitlichen Mission in die Curricula theologischer Aus- und Weiterbildung einzubeziehen. „In vielen Teilen der Welt sind die Dimensionen Diakonie und Advocacy noch zu wenig ausgebildet und nicht ausreichend berücksichtigt in den Lehrplänen und Programmen theologischer Einrichtungen“, so Junge.
Hier finden Sie Fotos vom Festwochenende