Ein Hoffnungsstrahl für unsere Welt

29 Okt. 2016
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Nationalbischöfin Susan Johnson. Foto: LWB/P. Mumia

Nationalbischöfin Susan Johnson. Foto: LWB/P. Mumia

LWB-Vizepräsidentin Johnson: Gemeinsames Reformationsgedenken stärkt ökumenische und diakonische Berufung

WINNIPEG, Kanada (LWI) – Susan C. Johnson bekleidet seit 2010 das Amt der LWB-Vizepräsidentin für die Region Nordamerika. Sie ist Nationalbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kanada.

Im Vorfeld des Gemeinsamen Reformationsgedenkens in Lund und Malmö stellt Nationalbischöfin Susan Johnson der Lutherischen Weltinformation einige ökumenische und diakonische Initiativen vor, an denen lutherische und katholische Kanadierinnen und Kanadier beteiligt sind.

Welche Bedeutung hat das Gemeinsame katholisch-lutherische Reformationsgedenken in Lund und Malmö aus Ihrer Perspektive?

Diese Gedenkfeier macht deutlich, dass die Reformation große Bedeutung hat – nicht nur im Sinne unserer konfessionellen Identität, sondern auch als Schlüsselereignis der Weltgeschichte. Wenn wir uns vor Augen führen, dass wir gemeinsam mit 74 Millionen Lutheranern und Lutheranerinnen weltweit dieses Ereignisses gedenken, dann eröffnet sich die Chance, uns klar zu machen, dass wir als Christinnen und Christen zu einer größeren Familie gehören und verbunden sind mit Schwestern und Brüdern in Christus weltweit. Es gab eine Zeit, da hätte ich ein solches Ereignis für unmöglich gehalten: Der Papst gedenkt gemeinsam mit führenden Vertretern und Vertreterinnen des LWB der Reformation? Was für ein wunderbares Zeichen des Heiligen Geistes, der in und unter uns auch weiterhin wirkt und uns zur Einheit der Kirche ruft, die Jesus verkündet hat.

Wie arbeiten lutherische und katholische Christen und Christinnen in Ihrer Region zusammen? Können Sie uns ein Beispiel guter Zusammenarbeit beschreiben?

Wir dürfen zurückblicken auf eine lange Geschichte der Zusammenarbeit im Kanadischen Rat der Kirchen und im Rahmen von KAIROS, einem ökumenischen Bündnis, das sich für soziale Gerechtigkeit einsetzt. Wir haben hier in Kanada eine Reihe von ökumenischen Veranstaltungen zum Reformationsgedächtnis geplant.

Ich bin an einer lutherisch-katholischen Arbeitsgruppe beteiligt. Wir planen, vor Ende des Jahres Materialien herauszugeben, die von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kanada (ELKIK) und der kanadischen katholischen Bischofskonferenz gemeinsam erarbeitet werden. Da gibt es beispielsweise eine fünfteilige Handreichung, von der sowohl einzelne Elemente als auch die gesamte Serie verwendet werden können, um in gemeinsamen Gesprächsgruppen katholischer und lutherischer Ortsgemeinden eine Reihe historischer und theologischer Fragen im Blick auf die Reformation und die Versöhnungsschritte zu diskutieren, die in den vergangenen 50 Jahren getan wurden. Weiterhin gibt es eine Predigthandreichung für Sonntag, den 29. Januar 2017, also den Abschlusssonntag der Gebetswoche für die Einheit der Christen 2017.

Meines Wissens sind für die Zeit zwischen dem Reformationstag 2016 und dem 500. Reformationsjubiläum 2017 auch eine Reihe lokaler lutherisch-katholischer Veranstaltungen geplant.

Wie können wir uns, verbunden in Hoffnung, in Ihrer Region für Flüchtlinge einsetzen?

Viele Glieder unserer Kirche aus allen Landesteilen beteiligen sich mit Begeisterung an der ELKIK-Reformationsinitiative. Sie hat sich als eines von mehreren Zielen gesteckt, Patenschaften für 500 Flüchtlinge zu übernehmen. Bis Anfang Oktober hatten sich Kirchenglieder und Gemeinden verpflichtet, durch eine Patenschaft 320 Flüchtlingen die Einreise nach Kanada zu ermöglichen. Die Mitglieder der ELKIK engagieren sich tatsächlich „in Hoffnung verbunden“ und als Glaubende, die „zu den Mitmenschen gesandt“ sind, gemeinsam für Flüchtlinge. Wir hören vielfältige Berichte von Gemeinden, die Partnerschaften mit anderen Gruppen in ihrem Umfeld eingehen, um die nötigen finanziellen wie personellen Ressourcen zu erschließen, damit sie Patenschaften für Familien übernehmen können. Viele dieser Patenschaften laufen auf ökumenischer Ebene, auch unter römisch-katholischer Beteiligung. Das ist eine Grundlage, auf der wir aufbauen können, und die Veranstaltung in Malmö wird uns dahingehend ermutigen.

Wie gestaltet sich das Reformationsgedenken in Ihrer Region?

Die Lutheranerinnen und Lutheraner überall in Kanada haben vielfältige Pläne für das Reformationsjubiläum. Zahlreiche Veranstaltungen finden zwischen dem Reformationstag 2016 und dem 500. Reformationsjubiläum 2017 auf lokaler Ebene statt. Einige davon stellen wir auf unserer Website (http://elcic.ca/reformation2017/events.cfm)vor, da kommen nach und nach noch weitere dazu, sobald wir über sie informiert werden.

Wir hoffen, dass sich unsere Kirchenglieder unter anderem auch im Rahmen der ELKIK-Reformationsinitiative aktiv einbringen und mit ihrem Engagement angesichts der Not in der Welt praktisch zeigen, was es für uns bedeutet, durch Gottes Gnade befreit zu sein. In diese Initiative fließt sehr viel Energie aus allen Teilen unserer Kirche und ich bin begeistert, welche Bandbreite an Kreativität die ELKIK-Mitglieder hier einbringen.

Sie vertreten den LWB und Ihre Region in Lund und Malmö. Worauf freuen Sie sich persönlich bei diesem Ereignis?

Ich freue mich sehr darauf, an einer Veranstaltung von dieser historischen Tragweite teilzunehmen, die außerdem einen Hoffnungsstrahl für unsere Welt bietet. Hier kommen auf wunderbare Weise zwei Dinge zum Ausdruck, die wir für uns in Anspruch nehmen: lutherisch zu sein bedeutet, ökumenisch zu sein, und lutherisch zu sein bedeutet, diakonisch zu handeln.

LWF/OCS