Wie Bohrloch-Komitees die Wasserversorgung in Uganda regeln
(LWI) – „Wir müssen nicht länger Wasser aus dem trüben Teich holen, an dem ihr auf dem Weg hierher vorbeigekommen seid“, sagt Habyara. „Jetzt sind unsere Kinder gesünder. Sie haben keine Darmwürmer oder Hautkrankheiten durch das verschmutzte Wasser mehr.“
Der trübe Teich, von dem Habyara spricht, war bis Dezember 2014 die einzige Möglichkeit der kongolesischen Flüchtlinge im Lagern Rwamwanja, an Wasser zu kommen. „Das Wasser, das wir dort geholt und getrunken haben, war gefährlich“, fügt Jean hinzu. Jean und Habyara sind vor dem kongolesischen Bürgerkrieg geflohen. Jetzt leben sie im Bereich Ntenungi in der Flüchtlingssiedlung Rwamwanja im Westen Ugandas. Als Vorsitzender und Sekretär ihres lokalen Komitees kümmern sie sich um das neue Bohrloch, das vom Lutherischen Weltbund (LWB) im Dezember 2014 gebohrt wurde. Das Bohrloch, das vom US-amerikanischen Büro für Bevölkerung, Flüchtlinge und Migration (BPRM) finanziert und vom LWB gebaut wurde, versorgt die Menschen in Rwamwanja mit dem kostbaren Nass.
Die Gemeinde kümmert sich um das Bohrloch. Jedes Mitglied der Gemeinde zahlt für mögliche Reparaturen und Unterhalt 500 ugandische Schilling (UGX) pro Monat an das Komitee, das entspricht 0,15 US$. Innocent, der stellvertretende Vorsitzende des Komitees, erzählt, dass sie ihm kürzlich 60 000 UGX für einen Techniker gezahlt haben, um das Bohrloch zu reparieren. Das Komitee möchte jedoch die Menschen vor Ort ausbilden, um Bohrlöcher selbst zu reparieren, so dass sie in Zukunft nicht mehr auf Hilfe von aussen angewiesen sind.
Bohrloch oder abgekochtes Wasser
Abgesehen vom Bau der Bohrlöcher werden in den Kommunen auch Sensibilisierungsmassnahmen durchgeführt. So informieren Gesundheitsteams in den Dörfern die Menschen über Risiken, die mit der Benutzung von Wasser aus stehenden Gewässern wie dem nahegelegenen Teich verbunden sind. Sie erklären den Menschen, dass sie das Wasser nur verwenden sollen, wenn es absolut keine Alternativen gibt, und dass es dann auf jeden Fall abgekocht werden muss. Jedes Gesundheitsteam kümmert sich um 60 Haushalte. Je nach Grösse der Kommune existieren bis zu zehn Gesundheitsteams pro Gemeinde.
Einige Kilometer weiter hütet Mama Sidona ihre Quelle mit sauberem Trinkwasser. „Das ist das beste Wasser, das hier in der Stadt zu bekommen ist“, sagt sie. „Mein Haus steht gleich hinter dem Hügel dort, und bevor diese Wasserstelle existierte, musste ich jeden Tag mehr als einen Kilometer laufen, um Wasser zum Kochen, Trinken und Waschen zu holen.“
An der Wasserstelle entsteht eine interessante Dynamik, denn sie wird täglich gemeinsam von den kongolesischen Flüchtlingen und von der ugandischen Gastgemeinde genutzt. Das Komitee, das sich um die Wartung des Bohrlochs kümmert, besteht aus Mitgliedern der Gast- sowie der Flüchtlingsgemeinde. Doch seit zwei kongolesische Mitglieder den Ort verlassen haben, kommen kongolesische wie ugandische Nutzer zu Mama Sidona, wenn sie ein Problem haben.
Mama Sidona, so genannt wegen ihrer vielen inzwischen erwachsenen Kinder, ist Schatzmeisterin des örtlichen Bohrloch-Komitees. Abgesehen von ihrer Verantwortung als Kassenwartin, Bäuerin und Hirtin kümmert sich die Uganderin auch um ihre neun Enkelkinder, die in die Grundschule von Ntenungi gleich neben dem Bohrloch gehen. Eine natürliche Führungsrolle und ein fast angeborenes Talent als Streitschlichterin sorgen dafür, dass die Menschen ihre Autorität akzeptieren. Wer seine Rechte an diesem Bohrloch behalten will, hält sich an Mama Sidonas Regeln. Sie ist es auch, die die Warteschlange an der Wasserstelle organisiert und darauf achtet, dass sich niemand vordrängelt, was der häufigste Grund für Streit ist.
Wenn sie gefragt werden, warum sie die Verantwortung für ihr Bohrloch übernehmen, geben Mama Sidona, Jean und Habyara ähnliche Gründe an. Obwohl sie aus unterschiedlichen Gemeinden stammen, teilen sie den Traum, mehr Tiere zu kaufen, um ihre Familien durch Landwirtschaft ernähren zu können. Wasser ist Leben, für sie alle.
(Beitrag von Gilles Ouedraogo, LWB Uganda)