Viele lutherische Kirchen unterstützen die Ziele für nachhaltige Entwicklung
PARAMARIBO, Suriname/GENF, 2. September 2016 (LWI) — Viele Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB) unterstützen bereits die globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals/SDG), mithilfe derer die Ursachen von Armut, Marginalisierung und Exklusion in Gemeinschaften auf der ganzen Welt bekämpft werden sollen.
Bei einem öffentlichen Forum zu den SDG der Vereinten Nationen, das im Rahmen der Vorbereitenden Konsultationen für Lateinamerika und die Karibik (LAK) stattfand, wurde von der Arbeit aus Gemeinden und kirchlichen Institutionen in Brasilien, Costa Rica und den Vereinigten Staaten berichtet. Diese versorgen Tausende von Menschen mit Nahrung sowie sauberem und sicherem Wasser und unterstützen lokale Netzwerke bei der Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen.
Die im Rahmen der regionalen Vorbereitenden Konsultationen stattfindenden Foren haben das Ziel, einen gemeinsamen Rahmen für die Unterstützung der SDG durch die globale Gemeinschaft zu schaffen. Die Delegierten der Mitgliedskirchen stellen gemeinsame Überlegungen zur theologischen Grundlage eines solchen Engagements an und diskutieren mögliche Partnerschaften mit ökumenischen und zivilgesellschaftlichen Akteuren.
Bei der Mehrheit der Menschen, die in Brasilien in Armut leben, handele es sich um Frauen, so Pfarrerin Cibele Kuss, Exekutivdirektorin der Lutherischen Diakoniestiftung (FLD), der für Sozialdienste zuständigen Organisation der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (EKLBB).
Der Schwerpunkt ihres Referats beim SDG-Forum lag auf der Kooperation der FLD mit mehr als 60 gemeindenahen Organisationen und Netzwerken, die das Ziel haben, die Geschlechterungerechtigkeit zu verringern, die zu erhöhter Armut und immer stärkerer Marginalisierung von Frauen sowie Kindern und Jugendlichen führt. „Wir möchten aufzeigen, dass die Kirche eine Stimme hat, eine transformative Entwicklungsperspektive, die durch unsere Strukturen systematisiert wird“, fügte sie hinzu.
Keine Hungersnot
Mikka McCracken, Planungsdirektorin beim Welthungerprogramm der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELKA) sprach über die Unterstützung der Kirche für Gemeinden, die chronischen Hunger in den USA und auf der ganzen Welt bekämpfen.
„Die Ursache von Hunger ist nicht Mangel, sondern Ungleichheit. Jeder siebte Mensch in den USA ist von Ernährungsunsicherheit betroffen“, sagte sie und fügte hinzu, dass viele Familien nicht wüssten, wie sie ihre nächste Mahlzeit bezahlen und sich angemessen ernähren sollten. „Die heutigen Probleme werden immer komplexer; Reiche und Arme müssen zusammen arbeiten, um das zweite SDG-Ziel, 'keine Hungersnot', zu erreichen“, betonte McCracken.
Seit seiner Einrichtung in den 1970er Jahren hat das Welthungerprogramm der ELKA mehr als 500 Millionen US-Dollar für lokale und globale kirchliche diakonische Dienste gesammelt. Die ELKA hofft nun, im Jahr 2016 ihr Ziel von 24 Millionen US-Dollar zu erreichen. Zu den Einrichtungen im Rahmen des Programms zählt in den USA zum Beispiel „Shobi's Table“, ein mobiler Service, der Essen bereitstellt und Menschen, die in St. Paul (Minnesota) am Rande der Gesellschaft leben, dabei unterstützt, ihr Leben besser in die Hand zu nehmen. Zu den mehr als 250 Diensten in aller Welt zählen auch solche von LWB-Migliedskirchen.
McCracken rief die Kirchen auf, die Hoffnung zu spenden, dass ein Ende des Hungers „nicht nur möglich, sondern tatsächlich machbar ist, da Gott für uns sorgt. … Als gläubige Menschen können wir ja sagen zu 'keine Hungersnot' sowie zu Geschlechtergleichheit, und dazu, dass wir unserem Nachbarn noch mehr dienen können.”
Inklusive Gemeinschaften
Pfarrerin Geraldine Alvarez, Vizepräsidentin der Lutherischen Kirche in Costa Rica (ILCO) sprach über die Arbeit der Kirche mit anderen christlichen Organisationen und Nichtregierungsorganisationen zur Förderung von Gerechtigkeit und zum Aufbau inklusiver Gemeinschaften in einer vielfältigen Gesellschaft.
„Trotzdem es sich um eine kleine Kirche handelt, hat die ILCO in den letzten 28 Jahren hervorragende Arbeit geleistet“, sagte sie über die 500 Mitglieder zählende Kirche, bei der es sich um eine der am offensivsten arbeitenden Organisationen des Landes handelt. Sie kümmert sich um die Bedürfnisse von Flüchtlingen und Migranten aus den angrenzenden Ländern, um Jugendliche, um Menschen mit HIV und AIDS, um aufgrund ihrer sexuellen Orientierung ausgegrenzte Menschen und sie hilft Menschen aus armen Verhältnissen, ihre Rechte in Bezug auf reproduktive Gesundheitsdienste wahrzunehmen.
„Für eine kleine Kirche ist das eine sehr grosse Aufgabe. Wir können vielleicht noch nicht alle Ergebnisse unserer Arbeit sehen, doch es ist wichtig, dran zu bleiben, damit die Jugendlichen, Frauen und jene, die sozial ausgegrenzt sind, eine Zukunft haben können, in der ihr Leben nicht mehr so schwierig ist“, fügte sie hinzu.
Verschmutztes Wasser
Pfarrerin Monica Villarreal, Pastorin der Lutherischen Kirche Salem, einer Mitgliedskirche der ELKA, referierte über die Gesundheitsrisiken, denen die Bürger der Gemeinde Flint ausgesetzt sind. Seit die Behörden die Wasserversorgung im Jahr 2014 umgestellt haben, kommt das Wasser nicht mehr aus der Stadt Detroit, sondern aus dem Fluss Flint. Die Einwohner, von denen viele zur spanischsprachigen Gemeinschaft zählen, sind dadurch einer hohen Bleiverseuchung des Trinkwassers ausgesetzt.
In den letzten drei Jahren sind bereits 12 Menschen aufgrund des bleiverseuchten Wassers gestorben und Kinder sind der Bedrohung durch das kontaminierte Wasser nach wie vor ausgesetzt, so Villarreal. Die Massnahmen der ELKA umfassen die tägliche Verteilung tausender Flaschen Trinkwasser an die Haushalte zum täglichen Gebrauch, sowie die Ausgabe spezieller Armaturen, um Wasser zu filtern. Jedoch haben die Behörden das Problem, von dem mehr als 99.000 Menschen betroffen sind, noch nicht gelöst, fügte sie hinzu.
Die Pastorin selbst war gezwungen, ihre Arbeit in der Praxis an die neuen Umstände anzupassen. „Wasser ist die Grundlage unseres Lebens miteinander. Ich taufe nun mit abgefülltem Wasser aus Flaschen, das von der Kirche gespendet wird.“
Verpflichtung zu Partnerschaften
Die 17 globalen Ziele umfassen auch die Verpflichtung zu Partnerschaften, um die Umsetzung der Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erleichtern. Marci Gompers vom Büro für Umweltkoordination im Kabinett des Präsidenten der Republik Suriname erläuterte, dass die Regierungsarbeit in Hinblick auf die SDG auch Bemühungen umfasst, die direkte Bedrohung der Biodiversität und des Ökosystems zu reduzieren und nachhaltige Nutzung zu fördern, von der die gesamte Bevölkerung profitiert. Die Regierung sei offen für Partnerschaften innerhalb der Zivilgesellschaft sowie mit den Kirchen, fügte sie hinzu.
LWB-Jugendsekretärin Caroline Bader, die das Forum koordinierte, betonte, der Erfahrungsaustausch bestärke das Engagement der Kirchen für „die Vision des LWB von einer Welt, in der niemand zurückgelassen wird“.
Im Juni 2016 hatte sich der LWB-Rat dafür ausgesprochen, die 17 SDG innerhalb der gesamten LWB-Gemeinschaft umzusetzen.
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