(LWI) – Jede Frau, jeder Mann und jedes Kind auf der Flucht vor einem Krieg oder einer Naturkatastrophe, vor Verfolgung oder extremer Armut hat ein Gesicht, einen Namen, eine Geschichte und eine Familie, die zurückbleibt. Es ist die Pflicht aller großen religiösen Traditionen, sich diese Geschichten anzuhören und den zwangsvertriebenen Menschen Schutz und Hilfe anzubieten. Als Partner von Regierungen und internationalen Einrichtungen können glaubensbasierte Organisationen in der weltweit zunehmenden Flüchtlingskrise wesentlich mehr bewirken.
So lautete die Botschaft der Angehörigen verschiedener Glaubenstraditionen, die in örtlichen und globalen Flüchtlingshilfen tätig sind und vom 20. bis 21. Juni an einer internationalen Konferenz teilnahmen, auf der Möglichkeiten zur verstärkten Zusammenarbeit untersucht wurden. Unter dem Titel „Fremde willkommen heißen, Zukunft gestalten“ brachte die religionsübergreifende Veranstaltung über 80 religiöse Führungspersonen, nationale und lokale Aktivistinnen und humanitäre Helfer aus 37 Ländern neben Funktionären des Hochkommissariats der Vereinten Nationen für Flüchtlinge (UNHCR) an einen Tisch.
Die vom Lutherischen Weltbund (LWB) unter Mitwirkung von Islamic Relief Worldwide (IRW) und dem jüdischen Flüchtlingshilfswerk HIAS organisierte Genfer Konferenz schloss mit einer Botschaft der Hoffnung und einem Appell an die internationalen Instanzen, dass sie begreifen sollen, welch unverzichtbare Rolle der Glaube bei der Heilung von Traumata, dem Aufbau von Widerstandskraft und der Integration von Flüchtlingen in ihre neuen Gastgebergemeinschaften spielt.
Der deutsche Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und ehemaliger Vorsitzender des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) reflektierte über die Worte aus der hebräischen Bibel, in denen betont wird, dass die Pflicht, Immigrierende und Flüchtlinge zu schützen, aus den Erfahrungen der Menschen Israels herrührt, „denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland“. „Das ist kein aufgezwungenes Gesetz, sondern etwas, das aus dem Herzen kommt, aus dem Wissen, wie es sich anfühlt, wenn man einen sicheren Hafen sucht“, sagte er.