Äthiopien: Bewässerungsprojekt hilft Landwirten mit Klimawandel umzugehen
Lalibela, Äthiopien/Genf, 4. April 2016 (LWI) – (LWI) – Für Kassa Adane, 63, gibt es jeden Tag einen Grund, sich für das Wasser dankbar zu sein. Adane ist Bauer in Nord-Wollo, Äthiopien, und Vater von acht Kindern. Er ist ausserdem einer von 94 Teilnehmenden eines Bewässerungsprojekts unter der Leitung des Lutherischen Weltbundes (LWB) im Verwaltungsbezirk (kebele) Midaghe der Zone Nord-Wollo in Äthiopien.
Adane gehört etwa ein Hektar Land. Seit Jahrhunderten betreiben die Menschen in Wollo Landwirtschaft. Aufgrund des Klimawandels fällt jedoch immer weniger Regen, und das Land wird immer öfter von Trockenzeiten heimgesucht. Die Wassermenge, die Adane und die anderen Bauern zur Bewässerung ihrer Felder zur Verfügung haben, ist drastisch zurückgegangen. Die Menschen machen sich Sorgen.
Bewässerungssysteme sind die Rettung
Nord-Wollo ist eine der Regionen, die schwer von dem extremen Wetter- und Klimawandel betroffen sind. Das El-Niño-Phänomen, schon heute eine schwere Prüfung für die örtliche Landwirtschaft, führt in Kombination mit dem Klimawandel zu extremen Wetterverhältnissen. Die Regenfälle im Frühjahr, die wichtig für die Saat- und Wachstumsperiode sind, sind 2015 vollständig ausgeblieben. Der Sommerregen kam zu spät und erreichte nicht die erhofften und für das Pflanzenwachstum erforderlichen Mengen. Die Folge: Missernten.
Trotzdem gehört Adane zu denen, die Glück hatten.
Im Rahmen des LWB-Projekts haben die Landwirte einen Bewässerungskanal aus Zement gebaut. Adane konnte damit von der regenabhängigen Landwirtschaft auf ein System umstellen, das Wasser aus einer Reihe kleiner Quellen ableitet, so dass er auf seiner Parzelle Land unterschiedliche Gemüse und Feldfrüchte anbauen kann. „Der Vorteil, den wir durch diese Bewässerungssysteme haben, ist gar nicht zu bemessen“, sagt er.
„Einige der Landwirte, die mit ihrer Landwirtschaft allein auf den Regen angewiesen waren, hatten dieses Jahr eine schlechte Ernte. Sie hatten keine Wahl und mussten sich Arbeit in anderen Regionen suchen. Ich gehöre zu den Glücklichen, die Zugang zu diesem Bewässerungssystem haben, und musste deshalb bisher mein Land noch nicht verlassen.“
Ein besseres Leben
Schon bevor die Brunnen wegen anhaltender Dürre begannen auszutrocknen und immer mehr Wasser in rissigen, alten Kanälen versickerte, bedeutete die traditionelle Bewässerung extrem viel Arbeit für die Bauern. „Das ist eine schwere Aufgabe. Sie erfordert ständigen Einsatz, um das Wasser zur Bewässerung auf die Felder zu lenken“, sagt er.
„Das neue System kann Wasserläufe, die ein grösseres Wasservolumen führen, anzapfen und umlenken. Es gibt zusätzliche Tanks, in denen wir nachts Wasser speichern können. Dadurch haben wir mehr Wasser zur Verfügung. Die neue Zementkonstruktion ist auch effektiver als unser traditioneller Kanal, weil hier das Wasser nicht mehr versickert. Die ganze Bewässerung wird effizienter.”
Sobald das Bewässerungsssystem funktioniert, plant Adane den Anbau hochwertigerer Feldfrüchte. „Mein Leben und das unserer Nachbarn wird sich zum Besseren wenden“, sagt er.
Adane mahnt seine Enkelkinder, das Bewässerungswasser nicht als selbstverständlich anzusehen: „Wir müssen Wasser weise und sparsam gebrauchen“.
Beitrag von Abdelkader Ibrahim, LWB-Referent für Lebensmittelsicherheit und Lebensgrundlagen in Lalibela, Äthiopien. Bearbeitung LWB Kommunikationsabteilung.