Brücken bauen zwischen Einheimischen und Flüchtlingen

21. Okt. 2014
Workshop zur Friedensstiftung in Al Mafraq. Foto: LWB/ H. Martinussen

Workshop zur Friedensstiftung in Al Mafraq. Foto: LWB/ H. Martinussen

LWB und Islamic Relief Worldwide starten gemeinsames Projekt

(LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) und Islamic Relief Worldwide (IRW) haben ihr erstes gemeinsames Projekt im jordanischen Al Maraq gestartet. Das Projekt sieht einwöchige Workshops in Hygieneaufklärung und friedliche Konfliktlösungsmechanismen vor. Die 300 Teilnehmer sind zu gleichen Teilen syrische Flüchtlinge in jordanische Einwohner von Al Mafraq. Der erste Workshop startete vor einer  Woche.

Al Mafraq ist die Aufnahmegemeinde, die sich am nächsten zum Za'atari-Flüchtlingslager für syrische Bürgerkriegsvertriebene befindet. Während in Za'atari 85.000 Menschen untergebracht sind, leben etwa eine halbe Million weiterer SyrerInnen in den angrenzenden Städten. Das Zusammenleben mit der örtlichen Bevölkerung ist nicht konfliktfrei, insbesondere Wohnraum und Schulen sind knapp. „Die Jordanier  sind sehr gute GastgeberInnen“, sagt Muna, Mutter zweier Kinder. „Doch es gibt zwei grosse Probleme: Zwischen unseren und den einheimischen Kindern gibt es Konflikte in der Schule, und die Miete steigt jedes Jahr.“ Eltern sprechen von langen Wartelisten für die örtlichen Schulen, von getrennten Klassen für jordanische und syrische Kinder und von körperlicher Gewalt zwischen den SchülerInnen.

Konflike mit der Aufnahmegemeinde

„Es gibt einen Wettstreit um die vorhandenen Ressourcen“, erklärt Dr. Gideon Saad, LWB-Programmmanager für das Landesprogramm in Jordanien. „Durch die Kombination dieser beiden sehr unterschiedlichen Themen – Hygiene und Konfliktlösung – gehen wir das Problem von zwei unterschiedlichen Seiten an: Wir helfen Menschen, ihren Lebensstandard zu verbessern und lösen gleichzeitig Spannungen.“

Das Projekt, in dessen Rahmen Männer und Frauen beider Nationalitäten in wöchentlichen Kursen Hygieneaufklärung erhalten, wird insgesamt drei Monate dauern. Am Ende der Projektlaufzeit dürfen 25 ausgewählte TeilnehmerInnen an einem „Train the Trainer“-Workshop teilnehmen, um später selbst solche Schulungen durchzuführen.

„Ziel des Projekts ist, das gegenseitige Verständnis zwischen syrischen Flüchtlingen und den jordanischen Aufnahmegemeinden zu verbessern. Sie sollen gegenseitig ihre Lebenssituation, ihre mentalität, ihre Werte und Kultur kennen lernen“, sagt Elhadi Abdalla Mohammed, Landesdirektor von IRW Jordanien. „Wir wollen die Ortsvertreter und die syrischen Eltern in die Lage versetzen, die auftretenden Probleme gemeinsam zu lösen.“

Brücken bauen

Die Resonanz der TeilnehmerInnen auf den Workshop ist positiv. „Am Anfang habe ich mich nicht um die Syrerinnen gekümmert, die in die Umgebung meines Hauses gezogen waren“, sagt eine jordanische Workshopteilnehmerin. „Doch dann haben unsere Kinder angefangen, miteinander zu spielen. Die syrische Mutter hat meinen Kindern belegte Brote gegeben und mir Grüsse ausrichten lassen. Mit der Zeit hat sich der Kontakt dank unserer Kinder vertieft.“

Andere TeilnehmerInnen sagten, dass sie sich durch die gemeinsame Schulung besser kennen gerlernt hätten. Die Workshops finden in einer sehr offenen Atmosphäre statt, in der jedeR zu Wort kommt. Die TeilnehmerInnen teilen hier ihre Erfahrungen und Eindrücke zur Situation in Al Mafraq. So entstehen Brücken, deren Fundamente auf der persönlichen Ebene gelegt werden, die sich dann aber positiv auf die gesamte Gemeinde auswirken.

 

LWF / C. Kästner