Arabische ChristInnen wecken Hoffnung in hoffnungslosen Situationen

31. Mai 2013
Bischof Munib Younan hält im Rahmen der ÖRK-Konferenz zum Thema ChristInnen im Nahen Osten eine Rede. © LWB/H. Putsman Penet

Bischof Munib Younan hält im Rahmen der ÖRK-Konferenz zum Thema ChristInnen im Nahen Osten eine Rede. © LWB/H. Putsman Penet

LWB-Präsident Younan spricht auf Konferenz zum Thema ChristInnen im Nahen Osten

„Wir fühlen uns nicht wie Bewohnerinnen und Bewohner eines Ghettos, wir haben keinen Minderheitskomplex und wir sind auch keine ‚Dhimma‘ [abhängige Menschen]“, erklärte Bischof Dr. Munib A. Younan. „Als arabische Christinnen und Christen haben wir von jeher unsere Gesellschaft mitgestaltet, waren unseren Ländern und Nationalitäten treu und haben in hoffnungslosen Situationen Hoffnung vermittelt.“

Younan, Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land (ELKJHL), hielt anlässlich einer vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) und dem Rat der Kirchen im Mittleren Osten (Middle East Council of Churches – MECC) gemeinsam veranstalteten Konferenz zur Präsenz und zum Zeugnis von ChristInnen im Nahen Osten am 22. Mai in Beirut (Libanon) eine Rede.

Younan, der auch Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB) ist, erklärte, der Reformprozess sei allen Christen und Christinnen in den arabischen Ländern und im Nahen Osten weiterhin ein grosses Anliegen. Sie würden die Hoffnung nicht aufgeben, so Younan, bis sich der Nahe Osten im Sinne der von den arabischen Christinnen und Christen geschätzten Werte verändern würde.

Dazu sei insbesondere eine engere Zusammenarbeit zwischen MuslimInnen und ChristInnen notwendig, betonte er. „Der Dialog ist in einigen Kontexten von grossem Nutzen, doch uns geht es um uneingeschränktes Engagement. An diesem Engagement müssen sich alle monotheistischen Religionen beteiligen, insbesondere Musliminnen und Muslimen.“

Der Bischof der ELKJHL unterstrich auch die zentrale Rolle des MECC bei der Entwicklung eines „innerchristlichen“ Engagements hin, das auch die Beteiligung der evangelikalen Familie miteinschliesse.

Die Kirchen in der arabischen Welt müssten sich für engere Verbindungen mit der weltweiten Kirche einsetzen, insbesondere mit den Kirchen im Westen. „Wir sind von den Kirchen und kirchennahen Organisationen im Westen bisweilen enttäuscht. Wir sind ihrer Reden müde. Wir wollen Taten sehen“, erklärte er.

Im Hinblick auf den Konflikt zwischen Israel und Palästina verwies Younan auf ökumenische Initiativen wie das Ökumenische Begleitprogramm des ÖRK für Palästina und Israel, das dazu beigetragen habe, so Younan, einen gemeinsamen Aktionsplan für die ChristInnen auszuarbeiten, um für ein Ende der Besatzung einzutreten.

Die aktuelle Situation im Nahen Osten ist für Christinnen und Christen ein „Kairos-Moment“. „Sie bietet uns die Gelegenheit, die Welt daran zu erinnern, dass die Konflikte im Nahen Osten nicht religiöser Natur sind. Wir wissen, dass Extremismus nicht das Monopol einer einzigen Religion ist, und dass mehr als nur ein Volk zu Gewalt in der Lage ist.“

(Vom LWB bearbeitete Pressemitteilung des ÖRK)

Vollständiger Wortlaut der Rede von Bischof Munib A. Younan auf der ÖRK-Konferenz (in englischer Sprache)

 

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