Angetreten, um die Kirche in Ghana zu stärken

30 Nov. 2019
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Pfr. John Shadrack Donkoh, Präsident der Evangelisch-Lutherischen Kirche Ghanas. Foto: LWB/C. Kästner

Pfr. John Shadrack Donkoh, Präsident der Evangelisch-Lutherischen Kirche Ghanas. Foto: LWB/C. Kästner

Interview mit John Shadrack Donkoh, Präsident der Evangelisch-Lutherischen Kirche Ghanas

ACCRA, Ghana/GENF (LWI) – Pfr. John Shadrack Donkoh ist im März 2018 zum Präsidenten der Evangelisch-Lutherischen Kirche Ghanas und Nachfolger von Bischof Paul Fynn gewählt worden, der seit 1978 Oberhaupt der Kirche gewesen war.

In dem Interview mit den Lutherischen Welt-Informationen spricht er über aktuelle Arbeitsschwerpunkte und die Herausforderungen, die es mit sich bringt, in die Fußstapfen eines Mannes zu treten, der vier Jahrzehnte lang die Geschicke der Kirche in Ghana geleitet hat. „Ich glaube, Gott hat für jeden von uns einen eigenen Weg vorgesehen. Die Fußstapfen meines Vorgängers sind nicht meine, für mich ist der Weg passend, den Gott gnädiger Weise für mich vorgezeichnet hat, um die Kirche in die Zukunft zu führen“, sagt er.

Wie genau wollen Sie Ihre Kirche in die Zukunft führen?

Meine Vision ist es, das in den vergangenen Jahren Erreichte zu festigen und bei einigen der Schwächen, die wir herausgearbeitet haben, etwas zu verbessern. Dazu zählt für mich zum Beispiel insbesondere die Herausforderung, dass ich gerne qualifizierte Fachpersonen finden und einstellen möchte, die die Geschäfte der Kirche führen und die verschiedenen Bereiche unseres Dienstes betreuen können. Unsere neue Verfassung sieht vor, dass Pastoren mit 70 Jahren in den Ruhestand gehen: 15 unserer 43 Pfarrer haben dieses Alter schon erreicht. Wir müssen also dringend Nachfolger für etwa ein Drittel unserer Pfarrerschaft finden.

Aber natürlich können wir es auch nicht zulassen, dass diese 15 Männer einfach aus dem Dienst ausscheiden und weg sind. Sie haben im Laufe der Jahre so viele wertvolle Erfahrungen gesammelt. Wir versuchen, Möglichkeiten und Wege zu finden, wie sie mit den jüngeren Kollegen zusammenarbeiten können. Gleichzeitig wollen wir natürlich auch weitere Pfarrer für die Arbeit in unserer Kirche rekrutieren und ausbilden, denn unsere Vision ist es, dass wir letztlich alle 275 Distrikte in Ghana erreichen – derzeit sind wir nur in 30 Distrikten aktiv.

Eine der der größten Herausforderungen für uns ist auch, dass wir unseren Pfarrern einen Lohn zahlen wollen, von dem sie leben können. Die meisten leben allein, betreiben ein bisschen Ackerbau oder haben kleine Betriebe. Aber das hat natürlich Auswirkungen, weil es schwierig ist, eine gefestigte Gemeinschaft und Gemeinde aufzubauen, wenn der Pfarrer nicht immer vor Ort ist. Wir wollen eine Strategie entwickeln, wie wir unseren Pfarrern eine gewisse finanzielle Sicherheit geben können, damit sie sich dann auf die zentralen Aspekte ihrer Arbeit konzentrieren können.

Viele Pfarrer arbeiten in sehr ländlichen Gebieten: Welche besonderen Bedürfnisse haben die Menschen auf dem Land?

Eines der wichtigsten Dinge, die die Pfarrer auf dem Land tun müssen, ist, dabei zu helfen, neue Führungspersonen heranzubilden, denn die meisten Menschen auf dem Land haben keine gute Schulbildung erhalten und geringe Qualifikationen. Aber mit der richtigen Ausbildung können sie ihre Fähigkeiten nutzen und sich einen Lebensunterhalt verdienen. Pfarrer sollten den Menschen Bildung vermitteln, dazu wurden die Alphabetisierungsprogramme der Kirche eingerichtet.

Das Armutsniveau auf dem Land ist im Allgemeinen sehr hoch, die Menschen haben keinen Zugang zu Bildung, es fehlt an Gesundheitseinrichtungen und an sauberem Trinkwasser. Als Kirche versuchen wir, die Gemeinden, in denen wir aktiv sind, zum Beispiel wenigsten durch das Bohren von Brunnen mit sauberem Trinkwasser zu versorgen. Aber die Menschen zieht es immer öfter in die Städte – auf der Suche nach Jobs, die es dort auch nicht gibt. Wenn wir aber auf die konkreten Bedürfnisse der Menschen auf dem Land eingehen, können wir dieser Abwanderung vom Land in die Städte entgegenwirken, davon bin ich überzeugt.

Viele Ihrer Pfarrer haben neben ihrer Tätigkeit als Geistliche auch noch mindestens einen anderen Job, aber Sie sagen, dass Sie persönlich all Ihre Energie in Ihr Pfarrersein stecken. Wie funktioniert das?

Meine Frau ist Lehrerin an einer lutherischen Schule und auch meine Freunde unterstützen mich. Die Kirche versucht, wenigstens für meine Reisekosten aufzukommen, aber dieses Glück und diesen Luxus haben nicht alle Pfarrer. Tatsächlich haben einige von ihnen so gut wie gar nichts und darüber machen wir uns als Kirchenleitung viele Gedanken. Wir wollen unsere Bildungsangebote ausbauen, damit einige dieser Pfarrer – wenn sie eine entsprechende Ausbildung durchlaufen haben – an unseren Schulen unterrichten und sich so einen kleinen Lebensunterhalt verdienen können. Außerdem wollen wir noch ein paar weitere Projekte konzipieren, die unsere Pfarrer dann leiten könnten, um ein gewisses Einkommen zum Unterhalt ihrer Familien zu generieren.

Als ich noch als Pfarrer gearbeitet habe, war ich nur für eine Ortsgemeinde zuständig. Als Präsident der Kirche bin ich sehr viel auf Reisen, weil wir mehr als 150 Predigtstätten im ganzen Land haben und alle natürlich wollen, dass ich zu ihnen komme. An all diese Orte zu reisen, ist für mich zwar nicht immer ganz einfach. Aber es macht mir gleichzeitig viel Freude, weil ich, wo immer ich in die Dörfer komme, mit eigenen Augen sehen kann, wie sehr die Menschen sich nach spiritueller Nahrung sehnen. In einigen Gemeinden zum Beispiel habe ich festgestellt, dass es seit mehr als zwei Jahren keinen Abendmahlsgottesdienst mehr gegeben hat. Es ist also gut, dass ich diese Besuche mache. Aber ich bin auch bemüht, dass die für die jeweilige Region zuständigen Pfarrer jetzt mit ins Boot geholt werden, damit ich auch ein bisschen Zeit für meine Familie habe.

Erzählen Sie uns doch bitte, was genau für die Ausbildung neuer Führungspersonen in Ihrer Kirche gemacht wird?

Vor Kurzem haben wir ein Programm zur Ausbildung von Diakoninnen eingerichtet und daran nehmen aktuell 40 Frauen teil, die an unserem Seminar studieren. Das Programm, das wir in Zusammenarbeit mit unseren Partnerkirchen in Großbritannien und den USA durchführen, dauert zwei Jahre. Wir hoffen, dass wir einige dieser Frauen nach Abschluss ihrer Ausbildung beauftragen und entsenden können, um an der Seite der Pfarrer zu arbeiten und mit Barmherzigkeit und Gnade die Bereiche abzudecken, auf die die Pastoren keinen Schwerpunkt legen können.

Zudem versuchen wir, unser Seminar auszubauen und aufzuwerten, um auch akademische Abschlüsse anbieten zu können. Denn viele junge Menschen beenden zwar erfolgreich die weiterführende Schule, wollen dann aber nicht zu uns ans Seminar, weil wir nicht akkreditiert sind. Wenn wir akkreditiert werden und etablierte Institutionen für eine Kooperation gewinnen können, wird unser Seminar für junge Leute hoffentlich attraktiver und wir können mehr Menschen zu zukünftigen Pastoren ausbilden.

Was macht Ihnen mit Blick auf Ihre Kirche aktuell am meisten Hoffnung?

Wir lassen uns von Jesu Worten inspirieren und motivieren. Er sagte: „Darum gehet hin und lehret alle Völker“ und „ich werde bei euch sein alle Tage bis an der Welt Ende“. Das ist eines der Elemente, die uns Kraft und Hoffnung geben. Aber auch durch die Akkreditierung und die Verbesserungen an unserem Seminar, durch die Tatsache, dass wir Frauen ausbilden, um als anerkannte Kräfte für unsere Kirche zu arbeiten, und weil viele junge Menschen beginnen Interesse zu zeigen, glaube ich, dass unsere Kirche eine aussichtsreiche Zukunft vor sich hat. Wir hoffen, dass alles, was wir in den Bereichen Lehre, Ausbildung und Zurüstung tun, letztlich der ganzen Kirche in Ghana zugutekommen wird.

 

Stimmen aus der Kirchengemeinschaft:

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine weltweite Gemeinschaft, deren Mitglieder sich gemeinsam für das Werk und die Liebe Christi in der Welt einsetzen. In dieser Reihe präsentieren wir Kirchenleitende und Mitarbeitende, die über aktuelle Themen sprechen und Ideen entwickeln, wie Frieden und Gerechtigkeit in der Welt geschaffen werden und die Kirchen und die Gemeinschaft in ihrem Glauben und ihrem Engagement wachsen können.

 

LWF/OCS