Theologisches Seminar Mekane Yesus: Herausforderungen des Wachstums meistern
Addis Abeba, Äthiopien/Genf (LWI) – Die Einwohnerzahl in Äthiopien steigt unaufhörlich. Das Land entwickelt sich schnell, aber durch Armut, Konflikte zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen und Naturkatastrophen leben auch viele Menschen in prekären Verhältnissen.
Die Äthiopische Evangelische Kirche Mekane Yesus (ÄEKMY) agiert im Kontext dieses schnellen Wandels. Die Mitgliederzahl der Kirche wächst schnell: Aktuell sind es mehr als 9,3 Millionen Mitglieder und Gemeinden finden sich in allen neun Verwaltungsregionen des Landes.
Wie aber kann man das Evangelium in einem Land verkündigen, in dem mehr als 80 Sprachen gesprochen werden? Und wie kann sichergestellt werden, dass diejenigen, die diese Aufgabe der Verkündigung übernehmen, eine solide theologische Ausbildung erhalten haben?
Pfr. Dr. Bruk Ayele Asale ist der Rektor des Theologischen Seminars Mekane Yesus in Addis Abeba, einer Einrichtung der ÄEKMY mit einer Geschichte fast so lang wie die der Kirche selbst.
Pfr. Dr. Bruk Ayele Asale, Rektor des Theologischen Seminars Mekane Yesus.
Bruk berichtet über die Geschichte einer Einrichtung, die in diesen Zeiten des Wandels vor vielen Herausforderungen steht und sich diesen stellt, einer Einrichtung, die fest davon überzeugt ist, dass die theologische Ausbildung eine Grundvoraussetzung für den Dienst der Kirche und das Fundament ist, auf dem die Kirche diesen aufbauen muss.
Aktuell studieren in den vier Fachbereichen der Einrichtung – Theologie, Musik und Medien, Management und Mitarbeiterführung sowie Theologische Studien – rund 1.400 Studentinnen und Studenten.
Bei einem Besuch des Seminars Anfang dieses Jahres äußerte sich der LWB-Generalsekretär Pfarrer Dr. h.c. Dr. h.c. Martin Junge über die Bedeutung theologischer Ausbildung im Leben der Kirche: „Die Geschichte zeigt, dass die Kirche ohne theologische Ausbildung auf Irrwege gerät.“
„Die Reformation hat uns mit aussagekräftigen theologischen Leitsätzen gesegnet: sola scriptura, solus christus und sola fide (allein durch die Schrift, allein durch Christus, allein durch Glauben). Und die lutherische Theologie und Praxis wird diesen Leitsätzen in ihrem Zusammenspiel und in ihrem Wirkungszusammenhang immer verpflichtet bleiben“, so Junge weiter.
Herausforderungen annehmen, Visionen stärken
„Es gibt so viele junge Menschen, die dafür brennen, in Kirche Dienst zu tun und das Evangelium zu verkündigen“, sagte Bruk und erklärte gleichzeitig, dass dies auch einige Herausforderungen mit sich bringe.
Das Seminar habe seine Kapazitätsgrenzen erreicht; zudem stehe es am Ende einer Übergangsphase, in der sich die Finanzierungsstrukturen und Stipendienmodelle verändert hätten.
Weiter hob Bruk die besondere Herausforderung für Frauen hervor, die den Verkündigungsdienst der Kirchen anstrebten. „Frauenordination ist in der ÄEKMY uneingeschränkt akzeptiert, aber leider sind Frauen im Verkündigungsdienst immer noch unterrepräsentiert“, sagte er. „Wir drängen jetzt verstärkt auf die Einrichtung von Vollstipendien für Frauen.“
Bezüglich der Rolle des Theologischen Seminars in einer Kirche mit ihren mehr als 9.000 Gemeinden berichtete Bruk über den Wunsch und die Vorstellung des Seminars, über akademisch besser qualifiziertes Lehrpersonal, einen besser ausgebauten Campus und noch größere Kapazitäten zu verfügen.
Die Vizepräsidentin des Seminars, Dr. Haragewen Abraham Kinde.
Die Vizepräsidentin des Seminars, Dr. Haragewen Abraham Kinde, erzählte von den jüngsten Arbeiten für den Wiederaufbau des Campus in Bishoftu im Bundesstaat Oromia, wo nach 40 Jahren Unterbrechung der Lehrbetrieb wieder aufgenommen werden soll. „Aus der Bibel wissen wir, dass die Wunder Gottes oftmals nach 40 Jahren geschehen“, sagte sie.
„Die Einwohnerzahl in Äthiopien steigt unaufhörlich und es ist immer noch weit verbreitet, die Kinder mit in die eigene Kirche zu nehmen. Wenn also die Eltern Mitglieder der Kirche Mekane Yesus sind, werden auch die Kinder hier Mitglieder. Daher wächst unsere Kirche und darauf müssen wir uns vorbereiten“, so Bruk.