Äthiopien nimmt weiterhin Menschen auf, die vor Konflikten und Gewalt im Sudan fliehen. Das neu errichtete Geflüchtetenlager Kumer, das 70 Kilometer vom Grenzübergang Metema entfernt liegt, hat fast 8.000 Menschen aufgenommen, aber es fehlt an grundlegenden Gütern und Dienstleistungen.
Unzureichende Versorgung mit Nahrungsmitteln und Wasser
„Ich hätte nie gedacht, dass ich eines Tages auf der Flucht sein würde“, sagt Dr. Samah Kail Hussein. Bis vor kurzem noch als Ärztin im Militärkrankenhaus von Khartum tätig, findet sie sich jetzt gemeinsam mit ihrer kranken Mutter im Geflüchtetenlager Kumer wieder, 70 Kilometer hinter der Grenze zu Äthiopien.
Der Ausbruch des Konfliktes im Sudan Mitte April hat Samahs Leben völlig auf den Kopf gestellt. Als die Sicherheitslage immer prekärer wurde, ging sie nicht mehr zur Arbeit. Gemeinsam mit ihrer Mutter suchte sie an unterschiedlichen Orten der Stadt Zuflucht, immer auf der Suche nach einer sicheren Bleibe. Schließlich packte sie ein paar Kleidungsstücke und Arzneimittel zusammen und machte sich vier Tagesreisen lang auf den Weg nach Metema an der Grenze zu Äthiopien. Die Tage unterwegs waren lang, und Samah und ihre Mutter waren hungrig und fürchteten um ihre Sicherheit.
Grundlegende Dienste werden gebraucht
Die Krise im Sudan hat fast drei Millionen dazu gezwungen, ihre Heimat aufzugeben. Zwei Millionen zählen zu den Binnenvertriebenen, und mehr als 700.000 Menschen haben den Sudan seit Beginn der Krise Mitte April verlassen. Davon sind 25.000 nach Äthiopien geflohen. Im Geflüchtetenlager Kumer leben 7.659 Menschen, während der Rest der Geflüchteten nach wie vor in den Transitzentren lebt und auf den Umzug in das Lager wartet.
Nach Aussagen des UNHCR-Büros in der Region fehlt es in dem im Juni 2023 erbauten Geflüchtetenlager an dringend gebrauchten essenziellen Dienstleistungen: Es gibt nicht genügend Nahrungsmittel oder Trinkwasser, die Unterkünfte sind überfüllt, und es gibt keine Gesundheitsversorgung. Samah Mutter, die unter Diabetes leidet, hat seit dem Ausbruch des Konfliktes kein Insulin mehr erhalten.
Es gibt nicht genügend Sanitäreinrichtungen, und zu Beginn der Regenzeit sind Wasserpfützen und Tümpel entstanden, die eine ideale Brutstätte für Moskitos sind. Im Lager besteht deshalb ein hohes Risiko, sich wasserverursachte Krankheiten zuzuziehen.
Der LWB verteilt Hilfsgüter, Hygieneartikel und Bargeld, um die grundlegenden Bedürfnisse der Menschen zu erfüllen. „Wenn wir mehr Geld hätten, können wir im Lager eine Wasserversorgung einrichten“, sagt Sophia Gebreyes, LWB-Länderrepräsentantin in Äthiopien. Die Trinkwasserversorgung wird zwar durch LKW aufrechterhalten, aber die gelieferten Mengen reichen bei weitem nicht aus. „Zurzeit nutzen zahlreiche Menschen das schlammige Flusswasser, das durch das Lager fließt, zum Waschen und Kochen.“
Die Versorgung mit Nahrungsmitteln ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt ein weiteres kritisches Problem. Aufgrund der ausgesetzten humanitären Hilfe kann die Organisation, die Nahrungsmittel verteilt, dies nur noch bis zum Monatsende gewährleisten. Der LWB hat gemeinsam mit den Kirchen und Partnerorganisationen in Äthiopien USAID und das WFP aufgefordert, die Lebensmittelhilfe für Äthiopien wieder aufzunehmen.
Samah, die Ärztin aus Khartum, hat bereits Pläne, um die Situation im Lager zu verbessern. „Ich brauche medizinische Behandlung für meine Mutter, aber ich möchte meine Fähigkeiten auch nutzen, um den anderen Geflüchteten hier im Camp zu helfen.“
Das ACT-Bündnis hat am 8. Juni 2023 nach Ausbruch der Sudankrise um Hilfe gebeten und erhält bis zum 31. Dezember 2023 Hilfslieferungen. ACT Church of Sweden, der Australische Lutherische Weltdienst, die Isländische Kirchenhilfe und das isländische Außenministerium unterstützen die Arbeit des LWB mit den sudanesischen Geflüchteten in Äthiopien.