Der LWB unterstützt gefährdete Familien in Äthiopien mit Solarmodulen und Solarleuchten. Das Projekt liefert eine grüne Energiequelle und unterstützt die Entwicklung vor allem von Frauen und Kindern.
Von der Dunkelheit ins Licht
(LWI) – „Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich auch nach 11 Uhr abends noch Licht“, sagt Rukiya Mohamed und zeigt auf eine solarbetriebene Leuchte in ihrer traditionellen Rundhütte. Die 55 Jahre alte Frau lebt in einem der 57 Haushalte in der äthiopischen Verwaltungsregion Oromia, die vom Lutherischen Weltbund (LWB) ein Solarmodul und eine Solarleuchte erhalten haben. Mit diesen Fotovoltaikzellen hält eine grüne Energiequelle Einzug in die ländlichen Gemeinschaften und führt zu einer finanziellen Entlastung zahlreicher einkommensschwacher Haushalte.
Teures Kerosin
Rukiya ist alleinerziehende Mutter von fünf Kindern und muss allein für den Unterhalt ihrer Familie aufkommen, seit sie vor zehn Jahren geschieden wurde. Landwirtschaft für den Eigenbedarf und Nutzviehhaltung sind die wichtigsten wirtschaftlichen Tätigkeiten in Gololcha, wo Rukiya lebt. Die Existenzgrundlage ihrer Familie ist allein die Landwirtschaft. Deshalb bauen sie Feldfrüchte wie Mais an und halten zusätzlich Ziegen und Hühner. In Äthiopien verfügen nur 44 Prozent der Bevölkerung über elektrischen Strom. Marginalisierte, von Frauen geführte Haushalte mit geringem Einkommen wie der von Rukiya gehören meistens nicht zu dieser Gruppe.
Vier von fünf Familien in der Gemeinschaft sind auf Feuerholz, Blätter, Holzkohle und Tierdung zum Kochen und Heizen angewiesen. Aufgrund der stetig wachsenden Bevölkerung wurde Feuerholz zu einem knappen Gut, und die meisten Haushalte müssen Kerosin kaufen. Die Region ist zudem besonders von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen und wurde bereits von zahlreichen Dürreperioden heimgesucht. Nachdem es mehrere Jahre hintereinander zu Missernten gekommen ist und die Energiepreise weltweit steigen, ist es für die von der Landwirtschaft abhängigen Familien zunehmend schwieriger geworden, über die Runden zu kommen.
Die Bereitstellung von Solarleuchten gehört zu den Maßnahmen, um grüne Energie zu fördern und die Kosten für die Haushalte zu verringern. Der LWB hat Rukiya und ihre Nachbarinnen und Nachbarn darin geschult, diese Solartechnik zu nutzen und kleinere Reparaturen selbst auszuführen. Der LWB stellt diese Solarleuchten auch bedürftigen Familien in der Provinz Tigray zur Verfügung.
Licht verlängert den Tag
Solarmodule und Solarleuchten stellen den am stärksten gefährdeten Familien nicht nur Licht und Energie zur Verfügung. Sie bieten besonders Frauen auch einen Vorteil beim Zeitmanagement: Viele Mädchen müssen nachmittags bei der täglichen Hausarbeit helfen und haben erst nach Sonnenuntergang Zeit für ihre Schulaufgaben. Aufgrund der Nähe zum Äquator wird es schon um 6 Uhr nachmittags dunkel. Das Sammeln von Feuerholz ist ebenfalls traditionell die Aufgabe von Frauen und Mädchen, die viel Zeit dafür aufwenden müssen. Wenn sie unterwegs sind, besteht immer die Gefahr, dass sie Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt werden.
„Das Solarmodul, das ich vom LWB erhalten habe, sorgt dafür, dass ich auch nachts über Licht im Haus verfüge. Zwei meiner Kinder nutzen diese Beleuchtung, um zu lesen und ihre Schulaufgaben zu machen“, sagt Rukiya. „Ich nutze die Leuchte, um das Abendessen zuzubereiten und mich später abends um andere Aufgaben zu kümmern. Früher bin ich bis um 8 Uhr abends aufgeblieben und habe in vollkommener Dunkelheit gearbeitet. Jetzt kann ich viel länger bis spät in die Nacht aufbleiben und habe genug Zeit, um alle meine anstehenden Arbeiten zu erledigen.“
Rukiya Mohamed schätzt, dass sie mit der Solarleuchte ca. 200 Äthiopische Birr in der Woche spart, das sind etwa vier Dollar. Diese Einsparungen haben eine große Bedeutung in einer Gemeinschaft, in der zahlreiche Familien mit 6.000 Äthiopischen Birr (113 US-Dollar) im Monat auskommen müssen. „Ich freue mich darüber, denn ich kann das eingesparte Geld nutzen, um für meine Kinder Nahrungsmittel und Kleidung zu kaufen“, sagt Rukiya.
11 519 Menschen im Distrikt Gololcha in der östlichen Bale Zone in der Verwaltungsregion Oromia nehmen am Resilienzprojekt gegen den Klimawandel teil. Das Projekt läuft über drei Jahre und wird gemeinsam von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELKA) und ACT Church of Sweden (Act CoS) finanziert.
Eine Familie wie die Rokiyas mit einer Solarleuchte und einem Solarmodul auszustatten, kostet ca. 205 US-Dollar.