Über 24 Millionen Menschen in Äthiopien brauchen dringend Hilfe, sagte LWB-Länderrepräsentantin Sophia Gebreyes kürzlich in einem Interview mit der isländischen Rundfunkanstalt Icelandic National Broadcasting Service.
LWB-Länderrepräsentantin im Interview mit isländischem Rundfunk
Seit die von der äthiopischen Regierung ausgerufene fünfmonatige humanitäre Waffenruhe Ende August gebrochen wurde, ist keine Hilfe mehr zu den Menschen in Tigray durchgedrungen. Gebreyes bezeichnete die Lage in Tigray als besorgniserregend. „Wichtige Dienste wie Banken und Telekommunikation funktionieren noch nicht und seit dem Wiederaufflammen des Konflikts gelangen keine Lebensmittel mehr dorthin.“
Gebreyes fügte hinzu, das gelte auch für die Krankenhäuser in Tigray. „Es sterben Menschen, die eigentlich gar nicht sterben müssten. Das liegt daran, dass den Krankenhäusern die Grundmittel fehlen. Menschen sterben wegen fehlender Medikamente, fehlendem Sauerstoff.“
Fünf Millionen Binnenvertriebene
Durch den Konflikt wurden über fünf Millionen Menschen vertrieben oder obdachlos, und deshalb ist es unerlässlich, dass humanitäre Hilfe in die Konfliktzonen gelassen wird. Gebreyes wies darauf hin, dass Teile des Landes zusätzlich zu den Auseinandersetzungen von einer extremen Dürre betroffen sind. „Es handelt sich dabei um eine der schlimmsten Dürren in der Geschichte. Kurz bevor ich das Land verlassen habe, wurde in Äthiopien ein überarbeiteter Dürren-Notfallplan ausgegeben. Laut diesem Plan brauchen allein in Äthiopien 24,1 Millionen Menschen Hilfe.“
„Sollten die im Oktober erwarteten Regenfälle ausbleiben, wäre das das fünfte Mal in Folge. Das wäre verheerend“, sagte die Länderrepräsentantin.
Nimmt man dazu noch die hohen Inflationsraten, die allgemeine Armut und die durch den Konflikt und die Dürre zunehmende Unterernährung in der Bevölkerung, dann wird klar, dass große Not herrscht. „Wenn wir jetzt nicht helfen, werden wir einen katastrophalen Anstieg an unterernährten und unterentwickelten Kindern erleben, der sich auf die kommenden Generationen auswirken wird“, schloss Gebreyes.
Das Interview wurde von der isländischen Rundfunkanstalt Icelandic National Broadcasting Service (RUV) geführt und auf deren Webseite veröffentlicht.