45 Jahre für die Menschen in Uganda

Anlässlich des 45-jährigen Bestehens des LWB-Länderprogramms in Uganda blicken Mitarbeitende zurück auf vier Jahrzehnte Not-und Entwicklungshilfe in dem krisengebeutelten Land in Ostafrika.

01 Okt. 2024
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What began as urgent aid during a national crisis has evolved into livelihoods and protection work. As LWF Uganda marks its 45th anniversary, its legacy is evident in the thriving communities it has helped rebuild. Photo: LWF Uganda

Was als Nothilfe während einer Staatskrise begann, hat sich in ein Engagement für langfristige Existenzsicherung und Schutz verwandelt. Zum 45-jährigen Bestehen des LWB-Länderprogramms in Uganda zeigt sich dessen positiver Einfluss in den Gemeinschaften, an deren Wiederaufbau der LWB mitgewirkt hat. Foto: LWB-Uganda

Aus Nothilfe wird Zurüstung zu mehr Selbstbestimmung

(LWI) – „Das Vermächtnis, vor dem Uganda stand, [...] war ein schweres Erbe: eine vollkommen zerstörte Infrastruktur, eine Wirtschaft, die am Boden lag, und fehlende Sicherheit überall“, heißt es am Anfang des ersten Jahresberichts des LWB-Länderprogramms in Uganda aus dem Jahr 1981. Was als Nothilfe während einer landesweiten Krise begann, wandelte sich im Laufe der Zeit in Wiederaufbau und nachhaltige Entwicklungshilfe. Heute feiert das LWB-Länderprogramm in Uganda sein 45-jähriges Bestehen und sein positiver Einfluss zeigt sich in den Gemeinschaften, die der LWB mit aufgebaut hat.

Nothilfe

Der LWB begann sein Engagement in Uganda 1979 kurz nach der Entmachtung des Militärdiktators Idi Amin. Der Jahresbericht 1981 beschreibt die Zerstörung, die durch die Konflikte im Anschluss an die Entmachtung verursacht wurde, einschließlich weit verbreiteter Plünderungen im ganzen Land und des „Zusammenbruchs von Recht und Ordnung“.

Als Reaktion auf die Hungersnot und die schwierige Sicherheitslage in der Region Karamoja tat sich der LWB mit der Kirche von Uganda (COU) und dem Kirchenrat in Uganda (Uganda Council of Churches, UCC) zusammen, um Nothilfemaßnahmen, die Verteilung von Lebensmitteln, Medikamenten und anderen grundlegenden Versorgungsgütern in die Wege zu leiten. 1981 war aus dieser Nothilfe das Entwicklungshilfeprogramm „Karamoja Emergency Development Program“ (KEDP) erwachsen, das Menschen durch Landwirtschaftsprojekte unabhängig machen wollte von Lebensmittelhilfen.

Interner und externer Konflikt

In den Folgejahren führte der LWB seine Arbeit in Karamoja weiter, begann aber auch, sich in der Flüchtlingshilfe zu engagieren. Auf Ersuchen des Hohen Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) half der LWB bei der Ansiedlung und Unterstützung von Geflüchteten aus dem Sudan und Zaire (der heutigen Demokratischen Republik Kongo) in der Region West Nile in Uganda, errichtete Auffangzentren und versorgte die Menschen mit Hilfsgütern.

In den 1980er Jahre erlebte Uganda den Aufstand der Lord‘s Resistance Army (LRA), der viele Binnenvertriebene zur Folge hatte und den LWB veranlasste, seine Hilfe auf Menschen zu erweitern, die innerhalb des Landes auf der Flucht waren. Wichtige Initiativen – wie beispielsweise der Nothilfeeinsatz im Distrikt Katakwi 2004 – versorgten mehr als 21.000 Menschen mit sauberem Trinkwasser und Sanitäreinrichtungen, verteilten Lebensmittel und reagierten auf die HIV/Aids-Krise im Sudan und im Distrikt Rakai in Uganda.

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A group of South Sudanese refugee women from the Kuku ethnic group - lead by Margaret Konga (centre) - dance and sing as they gather at the 'God's Grace' women's self-help group in the Palorinya refugee settlement. Palorinya is the second largest refugee settlement in Uganda. Photo: LWF/Albin Hillert

Eine Gruppe sudanesischer Flüchtlingsfrauen vom Volk der Kuku – unter Leitung von Margaret Konga (Mitte) – tanzt und singt beim Treffen der Selbsthilfegruppe „Gottes Gnade“ von und für Frauen in der Flüchtlingssiedlung Palorinya. Palorinya ist die zweitgrößte Flüchtlingssiedlung in Uganda. Foto: LWB/Albin Hillert

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1998: Counseling courses for awareness building among HIV/AIDS affected persons. In this picture, newly trained LWF volunteer counselors are being awarded certificates after completing their one-year counseling courses. Photo: LWF Uganda

1998: Beratungslehrgänge für die Sensibilisierung von Menschen, die von HIV/Aids betroffen sind. Hier im Bild: Ehrenamtliche zeigen nach erfolgreichem Abschluss der einjährigen Schulung ihre Zertifikate. Foto: LWB-Uganda

„Als der LWB in unser Leben kam, veränderte sich alles“, erzählt ein Bewohner im Flüchtlingslager Palabek bei einem Besuch im August 2024 und unterstreicht damit das enge Verhältnis zwischen den Mitarbeitenden vor Ort und den Menschen, denen die Hilfe zugutekommt. Das Länderprogramm in Uganda hatte immer gleichzeitig die unmittelbaren humanitären Bedürfnisse der Menschen im Blick, wie auch die dahinter liegenden systemischen Ursachen. Seit 2010 verfolgt es einen rechtebasierten Ansatz, um marginalisierte Bevölkerungsgruppen zu ermutigen, selbst für ihre Rechte einzutreten und sich in die Entscheidungsprozesse einzubringen.

Engagement für Resilienz

„Unser Engagement in Uganda begann mit einer Notlage, weil sehr viele Menschen hilfebedürftig waren“, sagt Adriana Franco Chitanana, die Vertreterin des LWB-Länderprogramms in Uganda. „Was zunächst als Nothilfe startete, entwickelte sich zu einem langfristigen Engagement für Resilienz, die Befähigung von Frauen, jungen Erwachsenen und Kindern und gesellschaftlichem Zusammenhalt in den Gemeinschaften, in denen wir 

Das Länderprogramm in Uganda hat seine Arbeit immer wieder an die sich verändernden Bedürfnisse des Landes angepasst, insbesondere aufgrund der wachsenden Flüchtlingsbevölkerung. Von den Flüchtlingen aus dem Südsudan und Ruanda in den 1990er Jahren bis zu den Flüchtlingen aus dem Kongo in jüngerer Vergangenheit – ihnen allen hat der LWB Schutz, Bildungsangebote und Möglichkeiten für die Existenzsicherung zur Verfügung gestellt. Er hat Systeme zur Versorgung der Menschen mit sauberem Trinkwasser installiert, zahlreiche Gebäude für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben gebaut und sogar eine Landebahn für die Versorgung des Flüchtlingslagers in Adjumani geschaffen und an die Behörden des Distrikts übergeben. Die ökologischen Initiativen des LWB wie beispielsweise die Wiederherstellung von Ökosystemen und die Reduzierung der Abholzung haben zur langfristigen Resilienz der Menschen beigetragen.

Verdienst der örtlichen Bevölkerung

Länderrepräsentantin Adriana Chitanana unterstreicht die Flexibilität des LWB, schreibt den Erfolg der langjährigen Arbeit aber auch der Unterstützung durch die örtliche Bevölkerung in Uganda zu, die die Flüchtlinge bei sich aufgenommen hat. „Die Menschen in Uganda sind für die erfolgreiche Integration der Flüchtlinge von zentraler Bedeutung. Ihre Bereitschaft, die geflüchteten Menschen an den vorhandenen Ressourcen, dem Land und senen Möglichkeiten teilhaben zu lassen, hat einzigartige Rahmenbedingungen für eine friedliche Koexistenz geschaffen.“

Die Resilienz und Belastbarkeit der örtlichen Bevölkerung und der Geflüchteten stand auch im Mittelpunkt der diesjährigen „Refugees Got Talent“-Show im Flüchtlingslager in Adjumani, die den Startschuss für die Jubiläumsfeierlichkeiten gab. Die Veranstaltung offenbarte, wie sehr die Entschlossenheit der Geflüchteten zusammen mit der Großherzigkeit der örtlichen Bevölkerung die Gemeinwesen voranbringen – Konflikte in Hoffnung verwandeln und den Weg in eine bessere Zukunft ebnen.

LWF/C. Kästner-Meyer
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Uganda
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