Schwedische Bischöfin besucht Gemeinden auf Sizilien und Lampedusa

29 Juli 2022

Ökumenisches Zeugnis angesichts der Notlage von Mittelmeer-Migrierenden

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Bishop Karin Johannesson and Rev. James Hadley with the parish priests of Lampedusa

Bischöfin Karin Johannesson (2.v.r.) und Pfarrer James Hadley mit den Pfarrern von Lampedusa, Pater Carmelo Rizzo und Pater Luca Camilleri. Foto: J. Hadley und A. Johannesson

(LWI) – Ökumene in die Tat umsetzen und Zeugnis ablegen von der Notlage der übers Mittelmeer geflohenen Migrantinnen und Migranten: das wollte die Bischöfin Karin Johannesson von der Schwedische Kirche mit ihrem Besuch auf der südlichsten italienischen Insel Lampedusa. Lampedusa liegt in der Höhe von Tunesien vor der nordafrikanischen Küste.

Johannesson ist Bischöfin von Uppsala und hat es sich seit ihrer Amtseinführung 2019 zur Priorität gemacht, die ökumenischen Beziehungen zu festigen. Im Zuge der Porvoo-Vereinbarung zwischen den lutherischen und anglikanischen Kirchen in Europa leitete sie den Sonntagsgottesdienst am Weltflüchtlingstag in der anglikanischen Gemeinde vom Heiligen Kreuz in Palermo und hielt dort die Predigt.

Während ihrer Reise vom 18. bis 21. Juni nahm sie auch an einer katholischen Messe in der Gemeinde San Gerlando auf Lampedusa teil und besuchte einen antiken Schrein, der seit Jahrhunderten sowohl von den christlichen als auch den muslimischen Überlebenden von Schiffbrüchen in der Region genutzt wird. Die Insel ist seit Beginn der 2000er zu einem Haupttransitpunkt für Migrierende aus Afrika, dem Nahen Osten und Asien geworden, die auf der Suche nach Sicherheit und besseren Lebensbedingungen versuchen, nach Europa zu gelangen.

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Lampedusa: Door to Europe

In der Nähe des kleinen Flughafens, unweit der Ruinen einer militärischen Anlage, steht eine große Tür aus Keramik und Eisen als Mahnmal für die Tausenden von Männern, Frauen und Kindern, die jedes Jahr auf der gefährlichen Reise ertrinken. Ein Museum auf der Insel beherbergt viele Habseligkeiten von Migrierenden, die aus gekenterten Booten geborgen wurden, darunter Briefe, Kochutensilien und Ausgaben der Bibel oder des Korans.

Pater Carmelo Rizzo zeigte Johannesson bei ihrem Besuch eine vom Wasser beschädigte Bibel, die auf dem Boden eines Flüchtlingsboots gefunden worden war. „Das war für mich eine sehr berührende Erfahrung“, sagte sie, als sie sah, dass Seiten fehlten, und sie die Worte betrachtete, die der Besitzer oder die Besitzerin unterstrichen hatte. „Die Bibel gehörte einer Familie. Ich frage mich, wer sie waren und was mit ihnen geschehen ist. Wenn ich an diese Menschen denke, verstehe ich umso mehr, mit was für einer panischen Angst die Flüchtlinge auf dem Mittelmeer zurechtkommen müssen.“

Auf dem Friedhof von Lampedusa traf Johannesson Ehrenamtliche des Projekts Mediterranean Hope, das von der Föderation der evangelischen Kirchen in Italien betrieben wird. Eines der Hauptziele des Projekts ist es, humanitäre Korridore einzurichten, über die Immigrierende sicher anreisen können, ohne Menschenschmugglern und Menschenhändlerringen zum Opfer zu fallen. Die Mitglieder des Projekts arbeiten auch eng mit der örtlichen Gemeinde zusammen, um Spannungen abzubauen und bei der Bestattung der Toten zu helfen. Dabei versuchen sie, Informationen über die Verstorbenen zusammenzutragen und die Familien der Opfer zu kontaktieren.

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Lampedusa: Waldensian cemetary

„Auf dem Friedhof besuchten wir die Gräber von zwei Menschen, die auf dem Weg nach Schweden waren, aber unterwegs gestorben sind“, berichtete die Bischöfin. „Welela wollte zu ihrem Bruder nach Schweden. Yassin befand sich vermutlich auf dem Weg zu seiner Frau und seinem Kind, als er starb. In meinem Land leben und arbeiten Menschen, die um sie trauern und sich fragen, was ihren Angehörigen zugestoßen ist“, so Johannesson.

Johannesson und der Vikar der Kirche zum Heiligen Kreuz in Palermo, Pfarrer James Hadley, hatten eigentlich vorgehabt, die Migrantenunterkünfte und Abfertigungseinrichtungen auf der Insel zu besuchen. Wegen der Zustände durch die massive Überbelegung hatte man ihnen aber davon abgeraten. Die Gebäude, ehemalige Militärbarracken, sind für die Unterbringung von rund 300 Menschen eingerichtet. Es leben jedoch regelmäßig über Tausend dort. Vor der Pandemie konnten sich die Bewohnerinnen und Bewohner frei bewegen und mit der Gemeinde vor Ort Umgang pflegen. Jetzt dürfen sie das nicht mehr; die umliegenden Hänge sind eingezäunt und werden von bewaffneten Grenzschützern bewacht.

Auf ihrer Reise trafen sich Hadley und Johannesson mit drei katholischen Ordensschwestern, die die Neuankömmlinge, deren Zahl während der Sommermonate zunimmt, betreuen. Die Ordensschwestern sind seit einem Besuch von Papst Franziskus im Jahr 2014 auf der Insel, um allen, die auf die Bearbeitung ihrer Asylanträge durch die Behörden warten, praktische Unterstützung und Begleitung anzubieten.

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Bishop Johannesson meet with Catholic sisters

„Als ich die Pfarrer von Lampedusa, die Ehrenamtlichen und die drei Ordensschwestern traf, die hier leben“, sagte Johannesson, „da verstand ich, wie wichtig Ökumene für das menschliche Überleben ist. Bei der Ökumene geht es nicht nur um Gespräche über dogmatische Aspekte. Es geht auch – und das ist vielleicht das wichtigste – um Menschen christlichen Glaubens, die gemeinsam unser soziales Wirken so gestalten, dass es Menschen hilft zu überleben. Das ist unsere gemeinsame Berufung.“

„Es war uns eine Freude, Bischöfin Karin zu empfangen und sich mit den Kirchen in Palermo über ihre seelsorgerische Tätigkeit auszutauschen“, sagte Pfarrer Hadley und merkt an, sie sei „die erste Bischöfin einer historisch episkopal beauftragten Kirche, die Sizilien besucht hat.“ Abschließend unterstrich er, dass die Vereinbarung zwischen anglikanischer und lutherischer Kirche dringend in die Praxis umgesetzt werden müsse: „Der Besuch stellte den besten Beweis dafür dar, dass zwei Kirchen, von denen sich die eine im obersten Norden und die andere am südlichsten Zipfel Europas befindet, in der Porvoo-Gemeinschaft als ein Leib zusammenleben und Zeugnis ablegen.“

LWF/P. Hitchen