LWB und Taizé: Einheit und Hoffnung mit Sand aus Flüchtlingslagern künstlerisch zum Ausdruck gebracht

Abendmahlsgeschirr, das mit Sand aus Flüchtlingslagern glasiert ist: Mit Hilfe der Taizé-Gemeinschaft hat der LWB ein außergewöhnliches Geschenkset kreiert. 

24 Sep 2024
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Das Abendmahlsgeschirr bringt das Bekenntnis des LWB zu diakonischem Engagement und dem lebendigen Glauben zum Ausdruck; es soll im Gottesdienst und bei Feiern tatsächlich benutzt werden. Foto: LWB/S. Gallay

Das Abendmahlsgeschirr bringt das Bekenntnis des LWB zu diakonischem Engagement und dem lebendigen Glauben zum Ausdruck; es soll im Gottesdienst und bei Feiern tatsächlich benutzt werden. Foto: LWB/S. Gallay

Symbol für Bekenntnis zu diakonischem Engagement und Ökumene 

(LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) hat mit Unterstützung der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé eine Geschenk-Kollektion mit Keramikgefäßen geschaffen, die die zentralen Werte der Organisation unterstreichen. Die Gefäße wurden in der renommierten Keramikwerkstatt in Taizé geschaffen und haben eine einzigartige Glasur aus Sand, der in Flüchtlingslagern gesammelt wurde, in denen der LWB arbeitet. Das Projekt spiegelt das Bekenntnis des LWB zu ökumenischen Beziehungen, humanitärer Hilfe und der praktischen Umsetzung unseres Glaubens wider und stellt damit sicher, dass jede Geschenk-Kollektion ein lebendiges Zeugnis für die Mission der Organisation ist. 

Staub von ihren Füßen 

Ausgangspunkt für das Projekt waren vier Säcke Sand aus den vier Flüchtlingslagern, die zusammen das Flüchtlingslager Dadaab in Kenia nahe der Grenze zu Somalia bilden. Der Vertreter des LWB-Länderprogramms in Kenia hatte diese bei einem Besuch im Büro der Kirchengemeinschaft in Genf als Symbol für die schwierigen Lebensrealitäten der Menschen und die Herausforderungen im humanitären Engagement und der Entwicklungszusammenarbeit des LWB in 25 Ländern weltweit mitgebracht. 

Das LWB-Länderprogramm in Jordanien folgte dem Beispiel und schickte Sand aus dem Flüchtlingslager Zaatari, wo der LWB mit Flüchtlingen aus Syrien arbeitet. Daraufhin entstand die Idee, den Sand in etwas Sinnvolles zu verwandeln. Die ökumenische Gemeinschaft von Taizé erklärte sich bereit, Proben zu analysieren und eine Glasur daraus zu entwickeln. Die Gefäße der neuen Geschenk-Kollektion wurden aus Ton aus Taizé geformt und mit einer Glasur aus dem Sand aus den Flüchtlingslagern überzogen. 

„Diese Geschenke unterstreichen drei wichtige Aspekte der Arbeit des LWB“, erklärt Generalsekretärin Pfarrerin Dr. Anne Burghardt. „Hergestellt wurden sie von einem unserer ökumenischen Partner, der Gemeinschaft von Taizé in Frankreich, was das Bekenntnis des LWB zu ökumenischen Beziehungen unterstreicht.“ Die Gemeinschaft von Taizé in Burgund, Frankreich, ist wohl am besten bekannt für die spirituellen Jugendtreffen, die jedes Jahr tausende junge Erwachsene anziehen. In Taizé gibt es jedoch auch eine namhafte Töpferwerkstatt. 

Der Sand für die Glasur stammt aus den Flüchtlingslagern Dadaab und Zaatari, wo der LWB aktiv ist, und unterstreicht damit sein Bekenntnis zum Dienst an notleidenden Menschen. „Es ist, als ob wir jedes einzelne Keramikgefäß mit der Geschichte und der Resilienz der Menschen in diesen Flüchtlingslagern umhüllen“, sagt die Generalsekretärin weiter. „Das erinnert uns daran, dass die Arbeit des LWB, die Arbeit der Kirche nicht getrennt werden kann von dem Dienst an den vulnerabelsten unter uns.“ 

Es ist, als ob wir jedes einzelne Keramikgefäß mit der Geschichte und der Resilienz der Menschen in diesen Flüchtlingslagern umhüllen.

Pfarrerin Dr. Anne Burghardt, LWB Generalsekretärin

Der dritte Aspekt sei die Nutzung der Gaben, insbesondere des Abendmahlsgeschirrs. „Wir schenken dieses Abendmahlsgeschirr unseren Partnern und Mitgliedskirchen nicht, damit sie es in einem Regal präsentieren, vielmehr sollen sie es in ihren Gottesdiensten und sonstigen Feiern tatsächlich benutzen“, erklärt die Generalsekretärin. „Sie rufen uns in Erinnerung, dass unser Glaube in unserem Leben lebendig werden muss.“ 

Schönheit und Funktionalität 

Die Keramikwerkstatt in Taizé wurde in den 1950er von Mitgliedern der Gemeinschaft gegründet, um zum Lebensunterhalt der Gemeinschaft beizutragen und andere an ihrer Kreativität teilhaben zu lassen. Die Keramik symbolisiert Schlichtheit, Zweckmäßigkeit und eine gewisse Spiritualität. In der Werkstatt werden hübsche, funktionale Keramikgegenstände wie Teller, Schüsseln, Becher und liturgische Gegenstände wie Kelche und Kerzenhalter hergestellt. Das Design ist minimalistisch, meist in Erdtönen mit sanften Glasuren gehalten, und versucht Zweckmäßigkeit und Schönheit zu verbinden. 

Die Keramikware verbindet das Bekenntnis der Gemeinschaft von Taizé zu Handarbeit mit den Werten Bescheidenheit und innerer Einkehr. Jedes Teil wird von Hand gefertigt; die Arbeit wird als eine Form des Gebets und der Meditation angesehen. 

„Das Projekt liegt uns sehr am Herzen, denn es gibt uns die Chance, etwas Wunderschönes und Zweckmäßiges aus Rohmaterial herzustellen, das eine tiefergehende Bedeutung hat“, sagt Bruder Bart, der das Projekt auf Seiten der Gemeinschaft von Taizé leitet. „Eine ganze Reihe von Brüdern hat in den verschiedenen Phasen der Herstellung dieser Teile einen Beitrag geleistet und das spiegelt unser Leben in dieser Gemeinschaft sehr schön wider.“ 

Für den LWB wurden in Taizé Becher, Schälchen, Teller und eine größere Servierplatte sowie ein Abendmahlsgeschirr kreiert. 

LWB in Jordanien und Kenia 

Der Sand für die Glasur kommt von zwei LWB-Länderprogrammen: Kenia und Jordanien. 

Das LWB-Weltdienstprogramm in Kenia wurde 1992 mit der Einrichtung des Flüchtlingslagers Kakuma begründet. 2008 ersuchte das Hohe Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) den LWB um Unterstützung in Dadaab nahe der Grenze zu Somalia. In beiden Flüchtlingslagern ist der LWB der führende Implementierungspartner im Bereich Bildung und managt somit alle Grund- und weiterführenden Schulen. Rund 100.000 Flüchtlingskinder lernen in den beiden Flüchtlingslagern in den vom LWB betriebenen Schulen. Eine davon ist das „Angelina Jolie Mädcheninternat“, das von der Sonderbotschafterin des UNHCR gegründet wurde, um sich um Mädchen zu kümmern, die besonderen Schutz brauchen. 

Das Weltdienstprogramm in Jordanien ist 2012 als Antwort auf die Flüchtlingskrise nach dem Bürgerkrieg in Syrien begründet worden. Schwerpunkte des Programms sind vulnerable Gemeinwesen von Geflüchteten und Einheimischen gleichermaßen. Die „Oase des Friedens“ im Flüchtlingslager Zaatari ist ein Zentrum für psychosoziale Unterstützung von Kindern und jungen Menschen. Viele von ihnen kennen nur das Leben im Flüchtlingslager. Der LWB bietet dort Musik- und Kunstkurse an, vermittelt praktische Fertigkeiten wie Computerkenntnisse und bietet Fußballmannschaften. Das Mädchen-Fußballteam der „Oase des Friedens“ hat international Anerkennung erhalten, weil es ein sicherer Ort für junge Mädchen ist, um Fußball zu spielen und ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu schaffen. 

LWB/C. Kästner-Meyer