Zeugnis ablegen, wo Kirche und Gesellschaft aufeinandertreffen

16. Mai 2013
Pfr. Nichiko Niwano (li.), Ehrenpräsident der Niwano-Friedensstiftung, überreicht Bischof em. Dr. Gunnar Stålsett (re.) in Tokio (Japan) den 30. Niwano-Friedenspreis. © Niwano Peace Foundation

Pfr. Nichiko Niwano (li.), Ehrenpräsident der Niwano-Friedensstiftung, überreicht Bischof em. Dr. Gunnar Stålsett (re.) in Tokio (Japan) den 30. Niwano-Friedenspreis. © Niwano Peace Foundation

LWB gratuliert norwegischem emeritierten Bischof Stålsett zu Niwano-Friedenspreis

Der lutherische Weltbund (LWB) hat den „aussergewöhnlichen Dienst und das Zeugnis“ des emeritierten Bischofs von Oslo, Dr. Gunnar Stålsett gelobt, der dafür am 16. Mai in Tokio mit dem Niwano-Friedenspreis ausgezeichnet wurde.

„Während Ihrer Amtszeit haben Sie stets Möglichkeiten gesucht, dort Zeugnis abzulegen, wo Kirche und Gesellschaft aufeinandertreffen“, erklärte der LWB-Generalsekretär Pfr. Martin Junge in einem Glückwunschschreiben an Stålsett, in dem er dessen Engagement in der Seelsorge und Ökumene, sein Leitungswirken beim LWB und in der Norwegischen Kirche sowie seine öffentliche Arbeit hervorhob.

„Indem Sie Kirche und Gesellschaft auf so bedeutende Art und Weise zusammengeführt haben, haben Sie überzeugend Zeugnis abgelegt für die zentrale Bedeutung der ‚Inkarnation‘ in der lutherischen Theologie. In unserer theologischen Tradition wird der Aufruf Gottes zur Mission stets als ein Aufruf verstanden, in die Welt hinauszugehen“, so Junge.

„Die Neuheit des Evangeliums von Jesus Christus steht im Zentrum der Themen Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung in unserer mit sich ringenden und verwundeten Welt, von dort spricht sie zu uns und wir nehmen sie an, um Verwandlung zuzulassen“, fügte er hinzu.

Der 78-jährige Stålsett wurde für seine „herausragende und andauernde Friedensarbeit“ mit dem 30. Niwano-Friedenspreis ausgezeichnet, so das Niwano-Friedenspreiskomitee. Er verbinde „eine tiefe Spiritualität und Leidenschaft für soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte mit der Entschlossenheit, Entscheidungsträger und Entscheidungsträgerinnen aus Politik, Religion, Zivilgesellschaft und Industrie zur Verantwortung zu ziehen“, so das Preiskomitee.

Der Preis wurde zu Ehren von Nikkyo Niwano, dem ersten Präsidenten der buddhistischen Laienorganisation Rissho Kosei-kai, ins Leben gerufen und zeichnet Einzelpersonen und Organisationen aus, die einen bedeutenden Beitrag zur interreligiösen Zusammenarbeit und zur Förderung des Weltfriedens geleistet haben. 1983 wurde dem brasilianischen römisch-katholischen Erzbischof Hélder P. Câmara der erste Niwano-Friedenspreis verliehen.

Stålsett, der von 1985 bis 1994 Generalsekretär des LWB war, habe der weltweiten lutherischen Gemeinschaft mit seiner Unterstützung für die Befreiungsbewegungen in Namibia und Südafrika sowie für dem Anstoß des Friedensprozesses in Guatemala wichtige Dienste geleistet, so Junge.

„Ihr Vermächtnis wird weiterleben, das kann ich bezeugen. Dabei denke ich insbesondere an das Engagement für die Ökumene, für interreligiöse Beziehungen und interreligiöses Verständnis sowie an den Grundsatz, dass wir Lutheranerinnen und Lutheraner jede Möglichkeit ergreifen sollten, uns für Versöhnung einzusetzen“, erklärte Junge.

Toleranz und Respekt

In seiner Dankesrede für den Niwano-Friedenspreis betonte Stålsett, dass die Auszeichnung anerkenne, dass „Frieden die Bewahrung der Schöpfung und Harmonie zwischen den Menschen bedeute“, Frieden sei Umweltschutz, Entwicklung, Menschenwürde und Gerechtigkeit.

Stålsett erzählte von einer Pilgerreise nach Hiroshima und der Erinnerung an die Angriffe auf Japan mit Atombomben während des Zweiten Weltkriegs und erklärte, gläubige Menschen und all diejenigen, „die die Heiligkeit des Lebens achten, dürfen nicht ruhen, bis die Welt zu einem verbindlichen Übereinkommen findet, das den Besitz und den Einsatz von Atomwaffen verbietet“.

In den vielen bewaffneten Konflikten in der Welt heute, so Stålsett, seien Frieden und ethnische Harmonie heute von Extremismus bedroht, und Religion werde dazu missbraucht, Krieg zu schüren statt Frieden zu stiften. Er nannte „Toleranz und Respekt eine der grössten Herausforderungen für religiöse Führungskräfte der heutigen Zeit“.

Stålsett war von 1998 bis 2005 Bischof von Oslo in der Norwegischen Kirche und war in den 1970er Jahren Generalsekretär des Rates dieser Kirche für ökumenische und internationale Beziehungen. Er war Mitglied der Weltkonferenz der Religionen für Frieden und Vorsitzender des „European Council of Religious Leaders“ (europäischer Rat religiöser Führungspersonen).

Des Weiteren war er Mitglied des Parlaments und der Regierung Norwegens sowie in diversen internationalen Kommissionen tätig, darunter auch im Beirat für Rüstungskontrolle und Abrüstung. Von 2006 bis 2010 war er Sondergesandter für Frieden und Aussöhnung in Osttimor (Timor-Leste). Er war mehrere Jahre Mitglied des norwegischen Nobelpreiskomitees.

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