Voller Einsatz für den Planeten

3. Dez. 2012
LWB-Delegationsmitglied Raquel Kleber (aus Brasilien) spricht mit Botschafter André Corrêa do Lago, dem Leiter der brasilianischen Delegation auf dem COP18-Klimagipfel in Doha. © LWB/Sidney Traynham

LWB-Delegationsmitglied Raquel Kleber (aus Brasilien) spricht mit Botschafter André Corrêa do Lago, dem Leiter der brasilianischen Delegation auf dem COP18-Klimagipfel in Doha. © LWB/Sidney Traynham

Während in Doha die jüngsten Verhandlungen der Vereinten Nationen zum Klimawandel beginnen, sind junge LutheranerInnen aus der ganzen Welt in der Hauptstadt von Katar zusammengekommen, um sich aktiv für konkrete Massnahmen einzusetzen und bei ihrer Rückkehr ihren Kirchen und Gemeinschaften zuhause greifbare Lehren mitbringen zu können.

„Die Regierungen müssen Entscheidungen treffen, die der gesamten Menschheit nützen, und über den Tellerrand ihrer eigenen unmittelbaren nationalen Interessen hinausschauen“, sagt Tsiry Rakoto aus Madagaskar, eine der KoordinatorInnen der Delegation. „Wir fordern konkrete Zusagen zur Verringerung von Treibhausgasen und zur Verwendung sauberer Energiequellen.“

Sie betont wie wichtig ein stärkeres Engagement zur Unterstützung der Entwicklungsländer ist, weil viele Gemeinschaften bereits unter den katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels leiden. „Wenn überhaupt, dann erholen sich Entwicklungsländer allzu häufig nur langsam vom erlittenen Verlust und Schaden, weil ihnen die nötigen Mittel fehlen.“

Die neun jungen Leute im Alter von 21 bis 29 Jahren, die als Delegation des Lutherischen Weltbunds (LWB) mit Beobachterstatus an dem Gipfel teilnehmen, vertreten alle Regionen der Welt und kommen aus LWB-Mitgliedskirchen in Argentinien, Brasilien, Deutschland, Indien, Kanada, Madagaskar, Norwegen, Papua-Neuguinea und Polen. Durch ihre Teilnahme sollen sie unter anderem im Rahmen von Nebenveranstaltungen zum Thema Advocacy Kontakte knüpfen und sich mit VertreterInnen des ACT-Bündnisses, des Ökumenischen Rates der Kirchen und globaler Jugenddelegationen abstimmen.

Es wird mit insgesamt etwa 17.000 Teilnehmenden an der von 26. November bis 7. Dezember stattfindenden 18. Tagung der Konferenz der Vertragsparteien (COP) des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC) gerechnet.

Warime Guti, der für den Gipfel aus Papua Neuguinea angereist ist, ist der Ansicht, dass der Klimawandel für seine Generation das wichtigste Thema überhaupt ist. Er fragt: „Werden sich die Nationen wirklich zum Nutzen aller engagieren – in Wort und Tat, und sowohl für Industrieländer als auch für kleine Minderheitenländer, die sich noch in der Entwicklung befinden?“

Bei den Verhandlungen in Doha soll unter anderem ein neuer Vertrag ausgearbeitet werden, der das Kyoto-Protokoll ersetzen soll, denn dieses läuft 2015 aus und ist die einzige rechtlich verbindliche Vereinbarung, welche die Unterzeichnerstaaten dazu verpflichtet, ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Auf der Konferenz soll auch über Mechanismen zur Klimafinanzierung wie beispielsweise den Grünen Klimafonds gesprochen werden, mit deren Hilfe Länder unterstützt werden sollen, die von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind.

„Einige der wichtigsten Länder müssen noch neue Grenzwerte für den Ausstoss von Treibhausgasen und Zielsetzungen zu dessen Verringerung für einen neuen Vertrag vorlegen, während sich andere Länder nur bescheidene Ziele gesteckt haben“, merkt Rakoto an.

Die Jugend in den Vordergrund und in den Mittelpunkt rücken

Junge LutheranerInnen engagieren sich seit langem auf örtlicher und internationaler Ebene auf dem Gebiet des Klimawandels; dennoch ist die Konferenz von Doha für den LWB eine Premiere. „Diese jungen Leute sind nicht nur Mitglieder der LWB-Delegation, die zum Doha-Gipfel geschickt wurde, sie sind die LWB-Delegation in Doha“, erklärt LWB-Generalsekretär Pfr. Martin Junge.

Er fügt hinzu: „Als Kirchengemeinschaft haben wir bewusst die Entscheidung getroffen, bei unserer Advocacy zum Klimawandel junge Menschen in den Vordergrund und in den Mittelpunkt zu rücken, denn sie haben in unseren Kirchen heute Führungspositionen inne und werden später den Planeten erben, den vorherige Generationen zurücklassen.“

Rakoto, die im LWB-Büro der Kirchengemeinschaft in Genf ein Praktikum im Büro für internationale Angelegenheiten und Menschenrechte macht, sagt, dass der LWB verstehe, dass „junge Menschen wichtige Akteure“ sind.

Wichtige neue Lehren

Zwei Mitglieder der LWB-Delegation nahmen in Doha an einer Jugendveranstaltung teil, auf der sich auch die oberste Klimaexpertin der UNO, Christiana Figueres, einfand. Sie sagte den Jugendvertretern aus der ganzen Welt: „Das Wichtigste, was Ihr tun könnt, ist eure Zeit und Energie dafür einsetzen, andere in diesem Prozess zu beraten.“

Die Delegation hält das, was zuhause geschieht, für ihre wichtigste Aufgabe. „Ich glaube, dass wir durch unsere Teilnahme am COP18-Prozess glaubwürdiger werden und unsere Kirchen, Gemeinschaften und Regierungen in Zukunft besser beeinflussen können“, meint Rakoto.

Chris Böer, Jugenddelegierter des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes, nimmt die Aussage von Figueres über die Beteiligung an diesem Ereignis sehr ernst. Die jungen Leute hätten zwar kein Stimmrecht, sie würden den Prozess jedoch als BeobachterInnen verfolgen und an Nebenveranstaltungen teilnehmen.

„Obwohl wir als Delegation noch vieles über die Prozesse und Strukturen lernen müssen, freuen wir uns über die Gelegenheit, dabei zu sein“, fügt Böer hinzu.

Die Teilnahme der LWB-Delegation am COP18-Gipfel baut auf die langjährige Advocacy-Arbeit der Organisation im Bereich Klimawandel auf. Dieses Engagement wurde auf der LWB-Vollversammlung 2010 und in der LWB-Strategie erneut bekräftigt. Ausserdem setzt der LWB durch sie sein Engagement fort, junge Menschen in seine Initiativen einzubeziehen, wie zum Beispiel im Frühjahr dieses Jahres durch die virtuelle Konferenz „ökologisch&gerecht“.

Auch wenn der Gipfel keinen entscheidenden Durchbruch schaffe, sei er für die Länder und Gemeinschaften, die bereits mit den Auswirkungen des Klimawandels leben müssten sehr wichtig, so Rakoto. „Das Treffen wird einen Rahmen für ein andauerndes Engagement der Staaten schaffen und Raum bieten für verstärktes und konkretes Handeln in der Zukunft.“

Für Guti, der auch Mitglied des LWB-Rates ist, ist der Klimawandel ein grösseres moralisches Problem als alle politischen oder wirtschaftlichen Themen. „Es läuft letztlich auf moralische Werte hinaus und darauf, ob wir uns für die Rechte der am stärksten Betroffenen – der Armen und Unterdrückten – einsetzen“, fügt er hinzu. (869 Wörter)

(Von Sidney Traynham, LWB-Kommunikationskoordinator auf dem Doha-Gipfel)

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