Team des UN-Menschenrechtsrates soll mögliche ISIS-Kriegsverbrechen im Irak untersuchen

5. Sep. 2014
Nordirakische Binnenvertriebene auf dem Gelände einer Schule. Foto: ankawa.com

Nordirakische Binnenvertriebene auf dem Gelände einer Schule. Foto: ankawa.com

LWB fordert Hilfe und Schutz für bedrohte Minderheiten

Genf, 4. September 2014 (LWI) – Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen entsendet ein Team in den Irak, um von der militanten sunnitisch-muslimischen Gruppe „Islamischer Staat im Irak und in der Levante“ (ISIS) begangene mögliche Kriegsverbrechen untersuchen soll. Menschenrechtsvertreter hatten dem Rat von einem „unvorstellbaren Ausmass“ an Massenmord, Zwangskonversionen und anderen Gräueln berichtet. Der in Genf ansässige Menschenrechtsrat beschloss daraufhin in seiner Sondertagung am 1. September 2014, umgehend ein Ermittlungsteam zu entsenden, das sich mit den von ISIS begangenen Übergriffen befassen soll. Das schliesst Morde, Sklaverei, Übergriffe und gezielte Gewalt gegen ganze Bevölkerungsgruppen ein.

„Wir fordern die Völkergemeinschaft auf, umgehend alle von dieser Krise betroffenen und der humanitären Hilfe bedürftigen Menschen mit Wasser, Nahrung und anderen lebensrettenden Hilfsgütern zu versorgen“, erklärte Ojot Ojulu, Referent für Advocacy beim Lutherischen Weltbund (LWB), im Namen des LWB, des ACT-Bündnisses und acht weiterer bei der Sondertagung vertretener Organisationen aus dem religiösen Bereich.

„Möglicherweise ethnische Säuberung“

Es müssten „humanitäre und diplomatische Sofortmassnahmen (…) zum Schutz aller von diesem Konflikt Betroffenen“, wie JesidInnen, ChristInnen, TurkmenInnen und anderer Gruppen ergriffen werden, ergänzte Ojulu. Die Völkergemeinschaft müsse eine „dauerhafte Lösung“ finden, „die allen Menschen in der Region Frieden, Versöhnung und Gerechtigkeit bringt“.

Die Stellvertretende Hohe Kommissarin für Menschenrechte, Flavia Pansieri, erklärte, ChristInnen, JesidInnen, TurkmenInnen, Schabak, Kaka’i, SabierInnen und SchiitInnen würden „besonders brutal verfolgt“. Das schonungslose Vorgehen von ISIS sei „möglicherweise als ethnische und religiöse Säuberung zu bewerten“.

Pansieri rief die Völkergemeinschaft auf, „die irakischen Behörden bei Schutz und Hilfe für die Flüchtlinge aus den von Terrorismus betroffenen Gebieten“ zu unterstützen. Der LWB ist bereits vor Ort und versorgt Binnenvertriebene im Gouvernement Dahuk im Nordirak mit Nahrungsmitteln, Hygienepaketen und anderen Hilfsgütern.

1,5 Millionen auf der Flucht

Angesichts der fortschreitenden Gebietsgewinne der ISIS sind inzwischen mehr als 1,5 Millionen Menschen im Irak dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen. Nachdem die Organisation grosse Teile des irakischen Nordens und Westens unter ihre Kontrolle gebracht hat, sind innerhalb des Irak nach Informationen des Amtes der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) aktuell so viele Menschen auf der Flucht wie in kaum einem anderen Land weltweit.

„Viele werden direkt getötet, andere werden von der Versorgung abgeschnitten und erhalten dadurch weder Wasser noch Nahrungsmittel oder Medikamente. Hunderttausende haben sich an entlegene, unwirtliche Orte geflüchtet, wo nach unbestätigten Berichten eine grosse Zahl Kinder, Alte und Menschen mit Behinderungen an Entkräftung und Entbehrungen sterben“, beschrieb Pansieri die Situation.

Mehr Informationen zum Einsatz des LWB im Nordirak (in englischer Sprache)