Tätige der Diakonie in Asien zeigen, warum beste Praktiken oft auf lokalen Lösungen beruhen

Diakonische Akteure und Akteurinnen in Asien zeigen beispielhaft, wie die Integration von Beiträgen der Mitglieder ihrer Gemeinschaften in Projekten dazu führt, dass besonders vulnerable Gruppen selbstbestimmt handeln und nachhaltige Lösungen für alltägliche Probleme gefunden werden können. 

30 Okt. 2024
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Mitglieder der Adompur Indigenous Women Laborers' Cooperative, deren kleine wöchentliche Ersparnisse Kapital generiert haben, das Kredite sowie Gesundheits- und Bildungsdarlehen ermöglicht. Foto: BNELC

Mitglieder der Adompur Indigenous Women Laborers' Cooperative, deren kleine wöchentliche Ersparnisse Kapital generiert haben, das Kredite sowie Gesundheits- und Bildungsdarlehen ermöglicht. Foto: BNELC

Diakonie-Workshop fördert Zusammenarbeit und Lernprozesse innerhalb der Kirchen in Asien 

(LWI) – Junus Ricardo Purba von der Indonesischen Christlich-Lutherischen Kirche (Gereja Kristen Lutheran Indonesia – GKLI) berichtet, dass seine Teilnahme an einem vor kurzem durchgeführten Workshop für Tätige der Diakonie junge Menschen dazu inspiriert habe, „unsere eigenen Themenworkshops zu organisieren, auf denen es z. B. um die Sensibilisierung für psychische Gesundheitsprobleme und die Vermittlung von Kenntnissen im Umgang mit Geld und Finanzen geht. Dies entspricht genau der Nachfrage, die in unserer Beurteilung der Situation in unserer Gemeinschaft ermittelt wurde.“ 

Der GKLI-Jugendleiter gehörte zu den 50 Teilnehmenden aus 21 lutherischen Kirchen in Bangladesch, Kambodscha, Indien, Indonesien, Malaysia, Myanmar, Nepal und Thailand, die an dem vom 22.–24. Oktober online durchgeführten Workshop mit dem Thema „Ermächtigung von Gemeinschaften durch Diakonie: Glaube, Aktion und Zusammenarbeit“ teilgenommen haben. Der Lutherische Weltbund hat damit den Koordinatoren und Koordinatorinnen der vom LWB unterstützten Projekte und Stipendiaten und Stipendiatinnen ein Forum zur Verfügung gestellt, auf dem sie bewährte Praktiken vorstellen und darüber diskutieren können, wie die diakonische Arbeit der Kirchen auf die strategischen Prioritäten des LWB im Bereich Gendergerechtigkeit abgestimmt werden kann, wie wir mit indigenen Bevölkerungsgruppen zusammenarbeiten können und wie wir mit Menschen mit Behinderungen umgehen. 

Shamson Soren von der Nördlichen Evangelisch-Lutherischen Kirche Bangladeschs (Northern Evangelical Lutheran Church – BNELC) berichtete ausführlich über die Adompur Indigenous Women Laborers’ Cooperative, eine Genossenschaft indigener Arbeiterinnen, die ihren 62 Mitgliedern durch Sparprogramme, Mikrokredite und Darlehen für Gesundheits- und Bildungsprogramme zu mehr Selbstbestimmung verhilft. Diese Initiative fördert wirtschaftliche Unabhängigkeit, verbessert die Wohnungssituation und die Gesundheitsversorgung und ermöglicht Frauen die Übernahme von Führungsfunktionen besonders in der marginalisierten indigenen Ethnie der Santal. „Es ist unglaublich, dass aus so geringen Sparguthaben ein so großer Kapitalstock für die Frauen in der Kirche geworden ist“, sagte er. Er fügte hinzu, dass jede Frau einen wöchentlichen Beitrag von 10 bangladeschischen Taka geleistet habe, das ist weniger als 1 Euro. Daraus sind 458,054 Taka Kapital geworden (540 Euro). 

Die Vereinigte Protestantische Kirche Indonesiens (Gereja Protestan Persekutuan – GPP) leitet das Projekt Hospitality Church for People with Disabilities, bei dem es in erster Linie um die Inklusion von Menschen mit Behinderungen geht. Pfarrer Lukman Pasaribu erklärte, wie ein fast fertiggestelltes Schulungszentrum Menschen mit Behinderungen durch Programme zum Erwerb von Kompetenzen unterstützen wird und wie sie Einnahmen aus dem Verkauf von Messwein und Kunsthandwerk erzielen können. Die GPP-Initiative fördert einen barrierefreien Zugang ebenfalls durch die Unterweisung von Geistlichen in Gebärdensprache als exemplarisches Beispiel für eine durch den Glauben motivierte Inklusion. 

In der Zwischenzeit vermittelt die Lutheran Community Welfare Society der Evangelisch-Lutherischen Kirche Nepal örtlichen Gemeinschaften das Know-how, um sich besser auf die nächsten Naturkatastrophen vorzubereiten. Koordinator Suman Rai berichtete, dass 710 Personen aus 142 Haushalten Unterstützung durch Saatgutbanken erhalten hätten und in Kursen Techniken zur Bewältigung von Katastrophen gelernt hätten, so dass besonders die Distrikte Jhapa und Morang besser für Notfallsituationen gerüstet seien. 

Hoffnung und gemeinsame Werte 

Während der Diskussionen über die neue LWB-Strategie 2025-2031 ging es den Teilnehmenden besonders um das Thema Hoffnung und auch darum, dass die Werte und Prioritäten des LWB bei der Planung von Kirchenprojekten berücksichtigt werden. 

„Das wichtige Ziel Hoffnung in Verbindung mit den damit einhergehenden Werten sind die Leitprinzipien der diakonischen Arbeit unserer Kirche“, sagte Dr. Milton Sastry von der Evangelisch-Lutherischen Kirche Andhra in Indien. 

„Die Veranstaltungen, auf denen wir unsere Erfahrungen austauschen konnten, haben zu wertvollen Erkenntnissen geführt. Wir haben gelernt, wie wir insbesondere gefährdete Frauen unterstützen können, die missbraucht und vernachlässigt wurden; ebenfalls junge Mädchen, die ungewollt schwanger geworden sind und von ihren Familien und der Gesellschaft verstoßen wurden“, berichtete Daphne Annamal Abraham von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Malaysia.

Eine Theologie des Mitgefühls und der Transformation 

Pfarrerin Katariina Kiilunen, LWB-Programmreferentin für Kapazitätsaufbau und Führungsentwicklung, hat eine Sitzung über die biblischen Dimensionen von Diakonie geleitet, die zu wertvollen Einsichten in die Theologien der Inklusion, der Befreiung, des Mitgefühls, der Reue, der Erlösung und der Erweckung geführt hat. „Jesus hat in einer Zeit gewirkt, in der er Missfallen in Mitgefühl verwandelt hat: er brach mit den Normen, und wir sind aufgerufen, es ihm gleichzutun“, berichtete eine Gruppe nach einer Diskussion über Jesu Begegnung mit Zachäus und über die Heilung der verkrümmten Frau (Lukas 13, 10-13; 19,1-10). 

Viele Teilnehmende wiesen nachdrücklich darauf hin, dass ein Mangel an Ressourcen nicht als Grund für eine Einschränkung der diakonischen Arbeit angesehen werden sollte. „Diakonie soll uns die Einsicht vermitteln, dass wir alles haben und dass jeder Mensch in der Lage ist, etwas zu geben. Wir können nicht warten, bis wir reich sind. Jesus ruft uns auf, zu handeln, und wir müssen handeln, wenn wir Menschen in Not sehen; wir können sie nicht einfach wegschicken“, stellte eine andere Gruppe fest. 

„Gesehen zu werden“ könnte ein Slogan sein und die Akteure und Akteurinnen der Diakonie daran erinnern, Menschen in unserem Kontext zu sehen – unterdrückte, an den Rand gedrängte und leidende Menschen. „Dies führt zu einem Wandel, der wiederherstellt, reformiert und verändert“, merkte Kiilunen an, die den Workshop gemeinsam mit Rebekka Meisner, Programmreferentin für Projekte der Mitgliedskirchen, und Ashenafi Haile, LWB-Programmreferent für Diakonie und Entwicklung, moderiert hat. 

Theology of compassion and transformation

Rev. Katariina Kiilunen, LWF Program Executive for Capacity Building and Leadership Development led a session on biblical dimensions of diakonia, which brought out valuable insights on the theology of inclusion, liberation, compassion, repentance, redemption and restoration. “Jesus operated in an era where he moved criticism to compassion: he broke the norms and we are called to do the same,” reported one group following discussions on Jesus’ encounter with Zacchaeus and healing the crippled woman (Luke 13: 10-13; 19:1-10).

Many of the participants emphasized that scarcity of resources should not be viewed as a constraint in diaconal work. “Diakonia is to realize that we have everything, that everyone has something to give. We cannot wait until we are rich. Jesus calls us to action, and we must act when we see people in need, we cannot just send them away,” another group noted.

“‘To be seen’ could be a slogan, reminding diaconal actors to see the people in our context—the oppressed, marginalized and suffering. It leads to change that restores, reforms and transforms,” remarked Kiilunen, who co-facilitated the workshop with Ms Rebekka Meissner, Program Executive for Member Church Projects and Mr Ashenafi Haile, Program Executive for Diakonia and Development.

LWB/P. Mumia