Reformationstag: Verschiedene Traditionen der lutherischen Glaubensidentität feiern

Der Reformationstag ist Anlass für lutherische Gläubige überall auf der Welt, die eigene Glaubensidentität zu bekräftigen und sich Gedanken zu machen über die verschiedenen Chancen und Herausforderungen, die sie als Kirchen in der Gesellschaft haben bzw. mit denen sie konfrontiert sind.

31 Okt. 2024
Image
500 Jahre Reformation – 500 Bäume in Wittenberg: Der Luthergarten ist ein lebendiges, internationales und ökumenisches Denkmal, das zum Reformationsjubiläum 2017 gepflanzt wurde. Foto: LWB

500 Jahre Reformation – 500 Bäume in Wittenberg: Der Luthergarten ist ein lebendiges, internationales und ökumenisches Denkmal, das zum Reformationsjubiläum 2017 gepflanzt wurde. Foto: LWB

Lutherische Kirchen feiern Reformationsjubiläum in ihren vielen verschiedenen Lebenskontexten

(LWI) – Der Reformationstag am 31. Oktober erinnert an den Tag, an dem Martin Luther 1517 als Zeichen des Protests seine 95 Thesen an die Türen der Schlosskirche in Wittenberg, Deutschland, nagelte. Er wollte eine akademische Debatte anstoßen, weil er die damals vorherrschende Meinung ablehnte, dass die Menschen durch den Kauf von Ablassbriefen von der Sünde erlöst werden könnten. Er bestand stattdessen auf die Rechtfertigung durch den Glauben.

Am 31. Oktober 1999 unterzeichneten die lutherischen und die römisch-katholische Kirche in Augsburg, Deutschland, die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre (GER). Dieses historische Dokument legte jahrhundertealte Kontroversen und Missverständnisse in Bezug auf die „Grundwahrheiten“ im Zusammenhang mit dem Verständnis von Erlösung als freies Geschenk Gottes bei.

Einige Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB) greifen das Jubiläum dieses bedeutenden Ereignisses 2024 in ihren Feierlichkeiten zum Reformationstag auf.

Bedeutung der GER heute

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) stellte ihren traditionellen Empfang am Reformationstag unter das Motto „Gemeinsam unterwegs“ und feierte ihn zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern der Katholischen Kirche. „Inmitten einer Welt, die unter Kriegen und vielfältigen Formen von Gewalt und Polarisierungen leidet, die die Menschheitsfamilie spalten, ist die Gemeinsame Erklärung ein Zeichen des Friedens und dafür, dass Versöhnung gelingen kann“, sagte Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt, die auch LWB-Vizepräsidentin für die Region Mittel- und Westeuropa ist. Die Aufgabe heute sei die Frage, „wie es gelingen kann, in einer gnadenlosen Zeit auf die Kraft der Gnade zu vertrauen“.

Die Lutherische Gemeinschaft im Südlichen Afrika (LUCSA) beschäftigte sich unter der Überschrift „Heroes of the South“ (Helden des Südens) mit Reformerinnen und Reformern aus den LUCSA-Mitgliedskirchen, die in ihren Kirchen und darüber hinaus große theologische Bedeutung hatten und haben, und luden zu einer offiziellen Würdigung von Pfr. Dr. Johannes Lukas de Vries (1939-2001) ein, die am Reformationstag auch im Livestream auf Facebook verfolgt werden konnte. De Vries war der erste nichtweiße Präses der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Südwestafrika (ELK/SWA), der heutigen Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Republik Namibia (ELKRN). Er trat für die Black Theology in Namibia ein und setzte sich engagiert für eine friedliche Befreiung ein.

Glaube an Gott und Dienst am notleidenden Nächsten

Eine Gemeinde der argentinischen Evangelischen Kirche am La Plata (IERP) in Alto Uruguay in der Provinz Misiones hat sich am vergangenen Sonntag dem Thema „Die Reformation überträgt uns die Aufgabe, unseren notleidenden Nächsten zu dienen“ gewidmet. „In unserem Gottesdienst ist die tiefe Bedeutung dessen deutlich geworden, was es heißt, eine Kirche zu sein, die ihre Wurzeln in der lutherischen Reformation hat; er hat uns geholfen, uns daran zu erinnern, dass wir frei sind, zu dienen und zu lieben“, erklärte Distriktpastor Dario Dorsch.

Um diese Botschaft in die Tat umzusetzen haben sich die Gottesdienstteilnehmenden in Kleingruppen mit Themen rund um das diakonische Engagement ihrer Kirche in ihrem Distrikt beschäftigt. Eine Gruppe beschäftigte sich beispielsweise mit dem Besuchsprogramm für Patientinnen und Patienten in Krankenhäusern der Region und informierte sich über eine Initiative der Kirche zur Unterstützung von Menschen, die in Krankenhäusern mit schwierigen Situationen konfrontiert sind. Eine andere Gruppe konzentrierte sich auf die Unterstützung von indigenen Gemeinschaften und hob das Projekt „Tape Porá“ hervor, das bis heute 16 Gemeinwesen durch eine Verbesserung der Infrastruktur und des Zugangs zu sauberem Trinkwasser und Elektrizität unterstützt hat.

Den Abschluss des Tages bildete „Die Umarmung“ von jungen Menschen aus dem Distrikt, das die heilende und emotionale Kraft einer Umarmung als Ausdruck von Solidarität und Zusammengehörigkeit hervorhob. Im Gottesdienst wurde die Einheit der Kirche dadurch zum Ausdruck gebracht, dass die Teilnehmenden einander an den Händen hielten, sich in den Arm nahmen und gemeinsam das Vaterunser sprachen, ihr Bekenntnis zum Glauben und zum Dienst an der Gemeinschaft erneuerten.

Die Feiern zum Reformationstag in der Lutherischen Kirche in Singapur, an der anglikanische, methodistische, presbyterianische und lutherische Gläubige teilgenommen haben, sollten die Gemeinschaft von christlichen Gläubigen stärken. Sie umfassten ein gemeinsames Abendessen und im Anschluss ein Programm mit einer Botschaft von Bischof Lu Guan Hoe und Präsentationen von Gruppen wie beispielsweise „Frauen in Kirche und Gesellschaft“, einer generationenübergreifenden Gruppe und einer Tanzgruppe.

LWB/A. Weyermüller