Religion in der Öffentlichkeit: Christen und Muslime suchen Verständigung

21. Jan. 2014
Dr. Dina El-Omari, ZIT. Foto: LWB/E. Gano

Dr. Dina El-Omari, ZIT. Foto: LWB/E. Gano

Erstmalig Kooperation zwischen LWB und einem Universitätsinstitut für Islamische Theologie

(LWI) – Eine christlich-muslimische Konsultation über die Rolle des Glaubens im öffentlichen Raum stellt den Beginn der Zusammenarbeit des Lutherischen Weltbunds (LWB) und einem Institut für islamische Theologie dar. Die Konferenz, die vom 9. bis 12. Januar 2014 in Münster (Deutschland) stattgefunden hat, wurde gemeinsam von der LWB-Abteilung für Theologie und Öffentliches Zeugnis und dem Zentrum für Islamische Theologie (ZIT) organisiert.

„Die Zusammenarbeit zwischen dem Zentrum für Islamische Theologie und dem Lutherischen Weltbund in Genf zeigt, dass wir nicht einen Dialog übereinander, sondern einen Dialog miteinander führen. Diese konstruktive Zusammenarbeit ist ein Beleg für unseren wichtigen Beitrag zur aktiven Beteiligung der Religionen in pluralistischen Gesellschaften“, betonte Professor Mouhanad Khorchide, Direktor des ZIT.

Intellektuelle und emotionale Akzeptanz

Während der Konsultation trugen ReferentInnen aus 15 Ländern ihre Analysen der Rolle der Religion in der Gesellschaft vor und diskutierten ihr Verständnis des „öffentlichen Raums“ aus der Perspektive ihres jeweiligen Glaubens. Die Konsultation war interreligiös und interdisziplinär, christliche und muslimische TheologInnen sowie WissenschaftlerInnen aus den Sozial-, Politik-, und Rechtswissenschaften nahmen an den Gesprächen teil. Lebhaft wurde diskutiert, wie in religiös-pluralistischen Gesellschaften und angesichts vieler Asymmetrien zwischen Religionsgemeinschaften gleiche Bürgerrechte für alle sichergestellt werden können.

In ihrem Hauptreferat betrachtete die muslimische Professorin Mona Siddiqui von der Universität Edinburgh religiös pluralistische Gesellschaften und erklärte: „Es geht darum, zu verstehen, dass, wenn Vielfalt auf allen Ebenen tatsächlich Gottes Wille und Segen für die Erden ist, dies sowohl intellektuell als auch emotional wirklich angenommen werden muss.“ Und sie fügte hinzu: „Eine solches Bekenntnis zu Vielfalt muss theologischen und politischen Raum schaffen für andere Lebensarten und Lebensentwürfe, unabhängig von den jeweiligen Unterschieden.“

Die Sprache der Hoffnung suchen

Bischöfin Dr. Antje Jackelén, designierte Erzbischöfin von Uppsala (Schweden) betonte, dass die Theologie in der Gesellschaft eine wichtige öffentliche Aufgabe habe. „Das ist sowohl möglich als auch notwendig.“ Sie sagte, dass die christliche Theologie seit ihren Anfängen im Dialog mit dem säkularen Wissen in der Gesellschaft stand. Sie erklärte die Bedeutung von 1.Petrus 3,15 und trat für eine Theologie ein, „die in der Öffentlichkeit eine Sprache sucht, die motivieren und Hoffnung schenken kann. Und das geschieht nicht durch eine Theologie, die absolut ist. Es braucht eine Theologie, die in ihrer kritischen und selbst-kritischen Reflektion entschlossen ist.“

Das Zentrum für Islamische Theologie in Münster wurde vor zwei Jahren gegründet, um die benötigten muslimischen ReligionslehrerInnen auszubilden. Deutschland ist ein säkularer Staat, in dessen Grundgesetz der Religionsunterricht an staatlichen Schulen garantiert ist und in dem theologische Fakultäten an staatlichen Universitäten möglich sind. Um die positive Neutralität, die der Staat Religionsgemeinschaften zusichert, praktisch umzusetzen, wurde in einigen Bundesländern in Deutschland muslimischer Religionsunterricht an den Schulen eingeführt. „Kompetente wissenschaftliche Forschung zum Islam, die junge muslimische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fördert, stellt einen unverzichtbaren Beitrag zur Integration und Gleichstellung des muslimischen Lebens in Deutschland dar“, erklärte Dr. Dina El Omari, Wissenschaftlerin am ZIT und Mitorganisatorin der Konsultation.