Frauen und nachhaltige Entwicklung

21. Mär. 2016
Maria Cristina Rendón (LWB) (Mitte) forderte auf einer Podiumsdiskussion während der 60.Sitzung der UN-Frauenrechtskommission eine entschiedene Bekämpfung der weltweiten Armut. Weitere Rednerinnen: Lopa Banerjee (links), UN Frauen, und Caterina Tino, UNICEF. Foto: Nick Jaech

Maria Cristina Rendón (LWB) (Mitte) forderte auf einer Podiumsdiskussion während der 60.Sitzung der UN-Frauenrechtskommission eine entschiedene Bekämpfung der weltweiten Armut. Weitere Rednerinnen: Lopa Banerjee (links), UN Frauen, und Caterina Tino, UNICEF. Foto: Nick Jaech

LWB auf UN-Frauenrechtskommission in New York

New York, Vereinigte Staaten/Genf, 21. März 2016 (LWI) – Entschlossenere Initiativen für mehr Geschlechtergerechtigkeit forderten die Delegierten der glaubensbasierten Nichtregierungsorganisationen, darunter auch der Lutherische Weltbund (LWB), zum Auftakt der 60. Sitzung der UN-Frauenrechtskommission (CSW) in New York.

Das Schwerpunktthema der diesjährigen Sitzung, die vergangene Woche begann, lautet „Women’s empowerment and sustainable development” (Die Stärkung von Frauen und nachhaltige Entwicklung). Die Vereinten Nationen sehen die Geschlechtergleichstellung als einen entscheidenden Faktor für die Umsetzung der im September 2015 international vereinbarten Entwicklungsziele an.

Feministischer Diskurs für Gendergerechtigkeit

Auf einer von der Plattform Ökumenische Frauen organisierten Nebenveranstaltung diskutierte Pfarrerin Cibele Kuss, Exekutivdirektorin der Lutherischen Diakoniestiftung (FLD), die Frage, wie ein feministischer glaubensorientierter Diskurs einen Beitrag für mehr Gendergerechtigkeit leisten könnte. In der Geschichte der Kirche sei die Auslegung der Heiligen Schrift in erster Linie durch eine männliche religiöse Elite beeinflusst und in deren Sinne bestimmt worden, so Kuss. Sie setze sich für eine „demokratische Lesung“ der Bibel ein, bei der die Stimme aller Menschen Gehör findet und die Sichtweise von Männern und Frauen gleichermassen beachtet werde.

Kuss ist Mitglied einer sechsköpfigen Delegation der Lutherischen Gemeinschaft, die an den CSW-Sitzungen teilnimmt und Glaubensperspektiven aus den unterschiedlichen Weltregionen in die Diskussionen einbringt. Die FLD ist der diakonische Arm der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien, arbeitet mit mehr als 60 lokalen Netzwerken zusammen und befasst sich mit Themen wie häuslicher und gesellschaftlicher Gewalt, Rechten indigener Völker und der unsicheren Ernährungslage in weiten Teilen des Landes.

Frauen von Entscheidungsfindung ausgeschlossen

In einer der aktuellen Auseinandersetzungen weiblicher Theologen in Brasilien und anderen lateinamerikanischen Ländern geht um die religiöse Macht, „die über unseren [weiblichen] Körper bestimmt“, so Kuss, die auch Mitglied des LWB-Rates ist, in ihrer Präsentation. Frauen, so konstatierte sie, würden innerhalb von glaubensbasierten Organisationen zunehmend von Teilhabe und Entscheidungsfindung ausgeschlossen.

Glaubensgestützte Organisationen sollten sich für die Agenda 2030 einsetzen, die die Armut bekämpft und dafür sorgt, dass „niemand zurückbleibt“. Maria Cristina Rendón, LWB-Referat für Frauen in Kirche und Gesellschaft.

Sie forderte deshalb einen neuen glaubensorientierten Diskurs über die Vorstellung von Gott und Macht, der insbesondere die Meinungen von benachteiligten Frauen berücksichtigt. Die LWB-Richtlinie für Gendergerechtigkeit und parallel dazu die entsprechende Richtlinie der FLD würden konkrete Strategien anbieten, um strukturelle Hindernisse für den Zugang von Frauen zu Entscheidungsprozessen zu beseitigen.

Glaubensgemeinschaften spielten oft eine negative Rolle, wenn es um Frauenrechte geht, stellte Nyaradzayi Gumbonzvanda, Generalsekretärin des Weltbundes der Christlichen Vereine Junger Frauen, fest. Sie forderte ebenfalls Massnahmen für mehr Gendergerechtigkeit.

Einsatz für Agenda 2030

Maria Cristina Rendón, LWB- Programmassistentin im LWB-Referat für Frauen in Kirche und Gesellschaft, forderte glaubensgestützte Organisationen nachdrücklich auf, sich mit viel Engagement für die Agenda 2030 einzusetzen, die die Armut bekämpfen und darauf achten will, „dass niemand zurückbleibt“. Sie wies darauf hin, dass die Geschlechterungleichheit trotz der weltweit steigenden Anzahl gebildeter Frauen und wirtschaftlicher Entwicklungen immer weiter zunehme. Nach wie vor fänden sich zu viele Frauen in schlecht bezahlten und unqualifizierten Beschäftigungen.  

Rendón wies erneut auf die wichtige Rolle der Glaubensgemeinschaften hin und erinnerte in diesem Zusammenhang an die gemeinsame Erklärung des LWB, des ACT-Bündnisses und des Ökumenischen Rats der Kirchen an die CSW:  „Wir erkennen, dass religiöse Überzeugungen als positive Kraft für Transformation und Wandel genutzt werden können, und wir begrüssen den Beitrag für Geschlechtergleichheit, den die Glaubensgemeinschaften leisten.“

Der LWB ist Mitglied eines Bündnisses aus 18 Kirchengemeinden und ökumenischen Organisationen, die bei den Vereinten Nationen akkreditiert sind. Die 60. CSW-Sitzung schliesst am 24. März.
 

Ein Beitrag von Nicholas Jaech, Program Associate im Lutherischen Büro für Weltgemeinschaft