Eine lutherische Kirche im Hochland Boliviens

20. Dez. 2013
Pfr. Emilio Aslla, Leiter der Bolivianischen Evangelisch-Lutherischen Kirche. Foto: LWB/S. Gallay

Pfr. Emilio Aslla, Leiter der Bolivianischen Evangelisch-Lutherischen Kirche. Foto: LWB/S. Gallay

Kirchenleiter Aslla: Wir sind voller Hoffnung

(LWI) – Das Eintreten für die Rechte marginalisierter Bevölkerungsgruppen in abgelegenen Gebieten Boliviens bleibe auch weiterhin eine wichtige Aufgabe der Bolivianischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (IELB), erklärt Pfr. Emilio Aslla, der Leiter der Kirche, deren Mitglieder hauptsächlich indigene Menschen aus den ländlichen Gegenden des Landes sind.

„Wir sind zwar nicht Teil der Regierung, machen den Menschen aber deutlich, dass Veränderungen möglich sind. Als Kirche sind wir überzeugt, dass der Staat die Bevölkerung in den ländlichen Gebieten anerkennen muss“, sagte Aslla gegenüber der Lutherischen Welt-Information (LWI) nach seinem jüngsten Besuch im Büro der Kirchengemeinschaft des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Genf.

Die bolivianische lutherische Kirche unterstütze den Reformprozess in dem lateinamerikanischen Land und schule ihre Mitglieder, die 2009 verabschiedete Verfassung anzuwenden, die allen BürgerInnen ihr demokratisches Wahlrecht sowie die Möglichkeiten zur Geltendmachung ihrer Rechte garantiert, erläutert Aslla.

Erstmals in der Geschichte bringe die Verfassung der indigenen Bevölkerung Anerkennung und Respekt entgegen und erteile ihr damit das Recht, ihre Sprachen weiter zu pflegen und eigene VertreterInnen in den Kongress zu wählen, so der Kirchenleiter der IELB.

Fast 70 Prozent der zehn Millionen EinwohnerInnen Boliviens gehören der indigenen Bevölkerung an. Obwohl das Land reich an Mineralien und Kohlenwasserstoffen ist, lebt die Mehrheit der Bevölkerung von landwirtschaftlicher Selbstversorgung und in grosser Armut.

Solidarität mit den Ausgegrenzten

Die lutherische Kirche begann ihren Dienst für die Bevölkerung im Hochland Boliviens, der der Zugang zu Bildung, Arbeit und politischem Engagement in dem überwiegend katholischen Land verwehrt blieb, bereits 1938. „Sie [die IELB] war ausgegrenzt“, erklärte Aslla.

Diese frühe Erfahrung der Ausgrenzung habe das Engagement und die Partnerschaften der IELB geprägt, so Aslla. „Unsere Arbeit hat sich auf die marginalisierten Bevölkerungsteile wie die Menschen in den ländlichen Gebieten konzentriert. Dies hat dann auch zum Wachstum der lutherischen Kirche geführt.“

Heute ist die IELB mit ihren 22.000 Mitgliedern eine kulturell vielfältige Kirche, in der die indigenen Völker der Aymara, Eko, Guaraní und Quechua mit der Spanisch sprechenden Bevölkerung zusammenkommen. Rund 30 PfarrerInnen und über 100 nicht ordinierten Führungspersonen sind in den 105 Gemeinden tätig, die vorwiegend im Hochland wie zum Beispiel der Anden-Region zu finden sind.

Aslla bekräftigte das Engagement der Kirche für mehr Gemeinschaftssinn, Integration und Solidarität auf der Grundlage des christlichen Glaubens. „Wir sind voller Hoffnung: die lutherische Kirche in Bolivien ist eine Kirche des Volkes. Sie ist eine Kirche der Reformation: eine sich reformierende, integrative und auf Hoffnung basierende Kirche.“

In Bolivien werde im Rahmen der Feierlichkeiten zum 500. Jubiläum der Reformation 2017 das Projekt „Following the Footprints of the Reformation“ („Auf den Spuren der Reformation“) veranstaltet, bei dem Musik und Liturgie im Vordergrund stünden, denn „Singen macht uns Hoffnung fürs Leben“, so der Leiter der IELB.

Vielfalt in der LWB-Kirchengemeinschaft

Der Kirchengemeinschaft des Lutherischen Weltbundes anzugehören, sei wichtig, sagt Aslla mit Blick auf seine Kirche, die dem LWB seit 1975 angehört. „Das Kreuz unseres Herrn Jesus Christus verbindet uns in unserer Vielfalt und das gibt uns Kraft. Andernfalls wären wir isoliert“, fügte er hinzu.

Asllas Botschaft an die Kirchen der LWB-Gemeinschaft lautet: „Wir müssen innehalten und uns daran erinnern, was der barmherzige Samariter getan hat, um uns gegenseitig zu respektieren, ob gross, ob klein, ob stark, ob schwach. Auf diese Weise können wir uns gemeinsam auf die Reise in Richtung des ‚guten Lebens‘ begeben. Trotz unserer Unterschiede sind wir eine starke Gemeinschaft und wir müssen uns gemeinsam auf dem Weg machen und zusammenarbeiten. Als Teil der LWB-Gemeinschaft fühlen wir uns nicht ausgegrenzt.“