Ein Traum wird Wirklichkeit im Kirchendienst Indiens

18. Nov. 2015
Bischof Emmanuel Panchoo weiht Elizabeth Prasad zur Pfarrerin der Lutherischen Kirche in Madhya Pradesh. Im Vordergrund Pfarrerin L.K. Khakha. Foto: ELK-MP/Nima David

Bischof Emmanuel Panchoo weiht Elizabeth Prasad zur Pfarrerin der Lutherischen Kirche in Madhya Pradesh. Im Vordergrund Pfarrerin L.K. Khakha. Foto: ELK-MP/Nima David

Historische erste Ordination von Frauen durch die Evangelisch-Lutherische  Kirche in Madhya Pradesh

Chhindwara, Indien/Genf, 18. November 2015 (LWI) – Nach einer langen Zeit des Wartens ist für Pfarrerin L. K. Khakha aus Tumsar, einer Kleinstadt im indischen Zentralstaat Madhya Pradesh, „ein Traum in Erfüllung gegangen“. Am 1. November wurden sie und drei weitere Frauen zu den ersten Pfarrerinnen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Madhya Pradesh (ELK-MP) geweiht.

„Diese Ordination erfüllt uns mit Stolz, da zum ersten Mal in der Geschichte der ELK-MP, nur zwei Jahre vor dem 500. Jubiläum der Reformation im Jahre 1517, vier Frauen in das Amt eingesetzt wurden“, sagte ELK-MP-Bischof Emmanuel Panchoo. Er hatte den Vorsitz während dieser historischen Ordination auf der 91. Tagung des Synodalrates in der St John’s Church, Chhindwara.

In seiner Ansprache an die neu geweihten Geistlichen, zu denen auch vier Männer gehörten, beschrieb der Bischof sie als „zuverlässige Soldatinnen und Soldaten Christi, denen die Verantwortung für seelsorgerische Dienste und Diakonie aufgetragen wurde.” Neben Khakha wurden ebenfalls Pfarrerin Sundeepa Martin, Pfarrerin Elizabeth Prasad und Pfarrerin Isha Smitha ordiniert.

Frau Prasad, die ihre theologische Ausbildung 1976 beendet hatte, sagte, sie sei „überwältigt“, Teil dieser historischen Zeremonie zu sein. „Nachdem ich nach so langer Zeit zur Pfarrerin geweiht wurde, war mir klar, dass die Zeiten sich ändern. Es war ein Kampf, sich gegen die rigiden patriarchalischen Einstellungen durchzusetzen und auch Frauen einen Platz in der Kirche zuzugestehen“, stellte sie fest.

Für Pfarrer Dr. Augustine Jeyakumar, Generalsekretär der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirchen in Indien (VELCI), bot diese Zeremonie die Gelegenheit, die Verpflichtung der Kirche auf die Teilnahme von Frauen am Kirchendienst zu wiederholen. „Es ist wichtig für alle lutherischen Kirchen in Indien, auch Frauen zu ordinieren, denn dies ist ein Schritt in Richtung Geschlechtergerechtigkeit.“    

In der VELCI sind elf Kirchen vereinigt, die Mitglied im Lutherischen Weltbund (LWB) sind. Im September 1991 hat sie die ersten Frauen zu Pfarrerinnen geweiht, zehn ihrer Mitgliedskirchen ordinieren ebenfalls Frauen.  

„Frauenthemen müssen im Interesse der Emanzipation der Frauen angesprochen werden. Dies ist in der stark patriarchalisch geprägten indischen Gesellschaft nur schwer zu erreichen“, erklärte Jeyakumar.  

Zu denjeningen, die bei der Ordination in Madhya Pradesh zugegen waren, gehörte auch Pfarrerin  M. G. Basanthi, die erste Frau, die von der Evangelisch-Lutherischen Jeypore-Kirche im östlichen Bundesstaat Odisha ordiniert wurde. „Zu meiner Überraschung habe ich nie Probleme beim Kirchendienst oder beim Dienst für die Gemeinde erlebt. Inzwischen gibt es elf Pfarrerinnen in unserer Region“, bemerkte Basanthi, die 2009 nach 35 Jahren Arbeit für die Kirche in den Ruhestand ging.     

„Die in Indien zur alltäglichen Realität gehörende Ausgrenzung von Frauen hat dazu geführt, dass es fast zweieinhalb Jahrzehnte kritischer Selbstbetrachtung und zahlreicher Gespräche bedurfte, bis die Kirche in Madhya Pradesh diesen historischen Tag begehen konnte“, sagte Pfr. Dr. Chandran Paul Martin, Südasien-Regionalvertreter der Global Mission Unit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika.

Verpflichtung zur Integration

Die LWB-Referentin für Frauen in Kirche und Gesellschaft, Pfarrerin Dr. Elaine Neuenfeldt, zeigte sich „hoch erfreut“, als sie die „guten Nachrichten“ der Kirche in Madhya Pradesh vernahm. Sie wies darauf hin, dass die grosse Mehrheit der LWB-Mitgliedskirchen sowohl Frauen als auch Männer ordinierten und damit die „Selbstverpflichtung der lutherischen Gemeinschaft zur Integration“ unterstützten.

Unter Verweis auf die Vorbereitungen des LWB auf das 500. Reformationsjubiläum im Jahre 2017 sagte Neuenfeldt, dass die führende Rolle der Frauen im ordinierten Amt den semper reformanda [fortlaufende Reformation]-Aspekt der lutherischen Identität bestätige. „Die Ordination von Frauen bekräftigt unsere Überzeugung, dass die Mission der Kirche die Fähigkeiten sowohl von Männern als auch von Frauen für die das öffentliche Amt des Wortes und der Sakramente brauchen“, fügte sie hinzu.

(Beitrag von ELK-MP-Mitglied Dr. Nima David, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Center for Women’s Studies and Development in Nagpur, Indien).