Beten und Handeln für die, die Zuflucht suchen

21. Feb. 2017
Eine Frau, die aus Mossul, Irak, geflüchtet ist, meldet sich für Unterstützung an, die sie im Dibaga Flüchtlingslager in Makhmur, Irak, erhalten kann. Foto: LWB/ Seivan M.Salim

Eine Frau, die aus Mossul, Irak, geflüchtet ist, meldet sich für Unterstützung an, die sie im Dibaga Flüchtlingslager in Makhmur, Irak, erhalten kann. Foto: LWB/ Seivan M.Salim

Leitende Bischöfin der ELKA sendet Hirtenbrief

CHIKAGO, Vereinigte Staaten/GENF (LWI) – Die Leitende Bischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika ruft die Gemeinden der ELKA dazu auf, „zu lernen, zu beten und zu handeln für diejenigen, die bei uns Zuflucht suchen“.

Elizabeth Eaton, die Leitende Bischöfin der ELKA, hatte die Regierung von US-Präsident Trump bereits dazu aufgefordert, weder das US-amerikanische Flüchtlingsaufnahmeprogramm zu stoppen noch die Umsiedlung aus anderen Ländern – auch für einen begrenzten Zeitraum – auszusetzen.

„Die Bibel ruft uns dazu auf, Fremde willkommen zu heißen und Gäste genauso zu behandeln wie unsere eigenen Bürger“, sagte Eaton in ihrem Hirtenbrief vom 30. Januar. „Ich stimme zwar zu, dass es, wie die Regierung in ihrem Dekret erklärt, wichtig ist, für die Sicherheit unseres Landes zu sorgen“, schreibt Eaton, „aber ich bin auch davon überzeugt, dass ein vorübergehendes Einreiseverbot für gefährdete Flüchtlinge weder unsere Sicherheit erhöht noch unseren christlichen Werten entspricht. Stattdessen wird es unmittelbaren Schaden anrichten, indem es Familien auseinanderreißt, Leben durcheinanderbringt und unseren bereits notleidenden Brüdern und Schwestern Sicherheit und Hoffnung versagt.”

Zum Zeitpunkt des Schreibens, das an 9.300 ELKA-Gemeinden gerichtet ist, werden Präsident Trumps Versuche, die Einreise aus mehreren Ländern in die USA zu verhindern, in der Bevölkerung breit diskutiert und sind Gegenstand gerichtlicher Anfechtungen.

„Flüchtlinge, die in die USA umgesiedelt werden, sind geflohen, weil sie aufgrund ihrer Rassenzugehörigkeit, Religion, Nationalität, politischen Ansichten bzw. Zugehörigkeit zu Vereinigungen verfolgt wurden“, erklärte Eaton. „Sie warten jahrelang auf eine Gelegenheit, nach Hause zurückzukehren. Doch manchmal gibt es kein Zuhause mehr, in das sie zurückkehren könnten.”

„Wir wissen von unseren Partnern im Lutherischen Immigrations- und Flüchtlingsdienst (Lutheran Immigration and Refugee Service, LIRS), dass der Antrag auf Umsiedlung nur bei einem Prozent aller Flüchtlinge genehmigt wird”, hieß es in dem Schreiben.

Eaton verwies die 3,7 Millionen Mitglieder der ELKA auf die von ihrer Kirche verfassten Botschaft zum Thema Einwanderung (Social Message on Immigration) und auf die AMMPARO-Strategie, ein LIRS-Programm zur Unterstützung Minderjähriger, die aus Ländern südlich der USA in die Vereinigten Staaten fliehen. Der LIRS, eine Körperschaft, in der die ELKA, die Lutherische Kirche – Missouri-Synode und die Lettische Evangelisch-Lutherische Kirche im Ausland (mit Sitz in Amerika) mitarbeiten, sei auch an Bemühungen um Schulbildung, Anwaltschaft und Umsiedlung beteiligt, so Eaton.

Die Freude, gastfreundlich aufgenommen zu werden

„Das Umsiedlungsprogramm für Flüchtlinge wurde in den Vereinigten Staaten im Anschluss an den Zweiten Weltkrieg von Gläubigen ins Leben gerufen und wird von ihnen nach wie vor getragen“, sagte Eaton in ihrem Schreiben. „Gerade wir Lutheraner haben häufig Vorfahren, die dem Schmerz ausgesetzt waren, aus ihrer Heimat fliehen zu müssen, und die Freude erleben durften, überall in den Vereinigten Staaten in neue Gemeinschaften aufgenommen zu werden. Wie wir das im Laufe der Geschichte immer wieder getan haben, so bieten Millionen von Lutheranerinnen und Lutheranern überall im Lande – getreu unseren gemeinsamen biblischen Werten und den besten Traditionen unserer Nation – auch jetzt den Bedürftigsten Zuflucht.“

„Wir engagieren uns dafür, unsere Willkommensaktivitäten fortzusetzen, die überall im Land Gemeinschaften unterstützen und aufbauen, und die sich standhaft gegen jegliche Politik zur Wehr setzen, die zu Einschränkungen im Umsiedlungsprogramms für Flüchtlinge führt”, sagte sie.

Der Versuch des US-Präsidenten, Flüchtlingen aus bestimmten Ländern die Einreise zu verweigern, wird weitgehend als Ächtung muslimischer Flüchtlinge verstanden.

Eaton erklärte, ein Teil dieses Versuchs richte sich „gegen die grundlegenden Werte unserer Nation bezüglich Religionsfreiheit“, und erklärte, die Vereinigten Staaten „müssen Menschen, die vor Verfolgung aus religiösen Gründen fliehen, Schutz bieten, egal welcher Glaubensrichtung diese Menschen angehören.“

„Unser Glaube ruft uns dazu auf, Fremde gastfreundlich aufzunehmen“

In Eatons Erklärung spiegeln sich Anliegen wider, wie sie vom Lutherischen Weltbund (LWB), vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) und von ACT Alliance in einer gemeinsamen Stellungnahme zum Dekret des US-Präsidenten formuliert wurden, in der es heißt: „..., dass wir und alle Christinnen und Christen aufgrund unseres Glaubens verpflichtet sind, Fremde, Flüchtlinge, Binnenvertriebene, den ‚Anderen‘ zu lieben und willkommen zu heißen.“

In den USA wird das Dekret des Präsidenten zur Eindämmung des Zustroms von Flüchtlingen gerichtlich angefochten und geht nun in einem komplizierten juristischen Verfahren den Weg durch die Instanzen. Ein Richterspruch gebietet dem absoluten Verbot der Umsiedlung von Flüchtlingen aus den in der Verfügung genannten Ländern jedoch vorläufig Einhalt. Weitere Gerichtsbeschlüsse werden erwartet, doch ist es möglich, dass die Angelegenheit bis vor den Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten gelangen wird.