Aktuelle Anti-Terror-Strategien provozieren noch mehr Gewalt

10. Dez. 2015
Eine ehrenamtliche tschechische Helferin (mit Warnweste) begleitet Flüchtlinge nahe dem serbischen Dorf Berkasovo zur Grenze nach Kroatien. Foto: Paul Jeffrey

Eine ehrenamtliche tschechische Helferin (mit Warnweste) begleitet Flüchtlinge nahe dem serbischen Dorf Berkasovo zur Grenze nach Kroatien. Foto: Paul Jeffrey

LWB: Gemeinsame Erklärung des Präsidenten und des Generalsekretärs zum Tag der Menschenrechte

Genf, 10. Dezember 2015 (LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) hat aus Anlass des Tags der Menschenrechte am 10. Dezember sowohl die jüngsten „teuflischen“ Terroranschläge „in vielen Städten auf verschiedenen Kontinenten“ als auch die „untragbar hohe Zahl an Todesopfern“ verurteilt, die die Anti-Terror-Massnahmen in Syrien fordern.

Mit den Worten der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte erinnern LWB-Präsident Bischof Dr. Munib A. Younan und LWB-Generalsekretär Pfr. Dr. Martin Junge die Völkergemeinschaft, dass „die Nichtanerkennung und Verachtung der Menschenrechte zu Akten der Barbarei geführt haben, die das Gewissen der Menschheit mit Empörung erfüllen.“

Sie erklären, der LWB sei zutiefst besorgt angesichts der Tatsache, dass die unverhältnismässig massiven Luftangriffe auf Syrien ohne Mandat der Vereinten Nationen stattfinden. Dieses Vorgehen höhle jene Rechtsinstrumente weiter aus, die die Völkergemeinschaft im Lauf der Jahre mühevoll entwickelt habe, um Konflikten und Kriegen zu begegnen.

Dem Terrorismus müsse zwar entgegengetreten und die ihm zugrundeliegenden Ursachen müssten behandelt werden, militärische Macht allein aber werde den Teufelskreis der terroristischen Gewalt nicht durchbrechen, so die führenden Vertreter des LWB.

Die Staaten müssten Lehren aus früheren Anti-Terror-Aktionen ziehen und Ansätze konzipieren, die in der aktuellen Situation anwendbar seien. Den sogenannten „Koalitionen der Willigen“ sei es nicht nur nicht gelungen, dem Extremismus Einhalt zu gebieten, man könne sogar sagen, sie hätten einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass er weiter zunehme.

Junge und Younan rufen dringend dazu auf, die Zivilbevölkerung in Kriegsgebieten zu schützen und, ohne zu diskriminieren, Opfern von Gewalt und Verfolgung „grosszügige“ humanitäre Hilfe zu leisten. Dazu gehöre auch, Flüchtlingen Schutz zu gewähren und sie willkommen zu heissen.

Der LWB unterstützt Flüchtlinge und Binnenvertriebene aus Syrien und anderen, von Konflikten heimgesuchten Ländern. Sein Präsident und Generalsekretär unterstreichen, dass militärische Interventionen den Druck auf die Zivilbevölkerung verschärfen. „Wenn sie dann fliehen, sind diese Flüchtlinge allzu oft in zu vielen Ländern mit verstärkten Einschränkungen konfrontiert.“

Die LWB-Vertreter fordern die VerantwortungsträgerInnen in Politik und Religion dazu auf, dort, wo Konflikte auch mit religiösen Motiven begründet werden, durch den interkulturellen und interreligiösen Austausch Frieden zu fördern.

„Gegen den Terrorismus muss vorgegangen und ihm muss ein Ende gesetzt werden. Aber es besteht das grosse Risiko, dass die derzeitigen Strategien das Gegenteil erreichen“, schliessen Younan und Junge.