Der deutsche lutherische Theologe Oliver Schuegraf wurde zum Canon Theologian der anglikanischen Kathedrale von Coventry ernannt. Dies ist eine Anerkennung seines ökumenischen Engagements, unter anderem in der Nagelkreuzgemeinschaft.
OKR Dr. Schuegraf für sein langjähriges Engagement für Verständigung, Frieden und Versöhnung ausgezeichnet
(LWI) - In Anerkennung seines Engagements wurde Oberkirchenrat Dr. Oliver Schuegraf am 25. Mai zum Canon Theologian der Anglikanischen Kathedrale von Coventry, England, ernannt. Coventry bildet den Ausgangspunkt der weltweiten Nagelkreuzgemeinschaft, die sich für Frieden und Versöhnung einsetzt.
Schuegraf ist damit einer der vier ehrenamtlichen Canon Theologians der Kathedrale. Er arbeitet als Referent für ökumenische und theologische Grundsatzfragen beim Deutschen Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes (DNK/LWB) und ist seit 2011 Vorsitzender der Deutschen Nagelkreuzgemeinschaft sowie Mitglied im internationalen Nagelkreuzvorstand.
Der Geschäftsführer des DNK/LWB, Oberkirchenrat Norbert Denecke, würdigte Schuegrafs Verdienste um die anglikanisch-lutherischen Beziehungen und die Versöhnungsarbeit: „Schuegraf verbindet mit seinem Wirken alle Ebenen des kirchlichen Lebens. Er ist Mitglied der internationalen anglikanisch-lutherischen Kommission des LWB ebenso wie Förderer der Versöhnungsarbeit und angesehener Ökumeniker auf nationaler Ebene. Nicht zuletzt ist er auch ein engagierter Prediger in Gemeinden vor Ort. Wir freuen uns mit ihm über die Ernennung zum Canon Theologian der Kathedrale von Coventry.“
„Wir sind unendlich dankbar für die Erfahrung, die Oliver aus seiner Arbeit als Oberkirchenrat für ökumenische und theologische Grundsatzfragen beim DNK/LWB mitbringt,“ so der Dean der Kathedrale von Coventry, The Very Reverend John Witcombe. Das sei „eine sehr glückliche Verbindung, für die er aufgrund seiner tiefen Kenntnis über und Sympathie für die Kirche im Vereinigten Königreich, ganz besonders für Coventry, und in Deutschland bestens qualifiziert ist.”
Aktive Verbindungen seit vielen Jahren
„Der Nagelkreuzgemeinschaft bin ich verbunden, seit ich von 2002 bis 2006 in Coventry als Studierendenseelsorger an der Universität Coventry und Koordinator der Internationalen Nagelkreuzgemeinschaft an der Kathedrale von Coventry gearbeitet habe“, berichtet Schuegraf.
Die Nagelkreuzgemeinschaft ist in rund 250 Zentren in 45 Ländern tätig und setzt sich vor Ort für Versöhnung ein. Zu ihren Aufgaben gehört es zudem, „Möglichkeiten schaffen, um miteinander im Gespräch und Gemeinschaft zu bleiben, Erfahrungen von Leid und geglückter Versöhnung zu teilen und füreinander beten“, so Schuegraf. „Weiterhin ist es eine zentrale Aufgabe neben dem Heilen der Wunden der Geschichte sensibel, dafür zu sein, wo es heute gilt, sich für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen.“
Vom Nagelkreuz zur Nagelkreuzgemeinschaft
Die Nagelkreuzgemeinschaft hat ihren Ursprung im Zweiten Weltkrieg. Am 14. November 1940 flog die deutsche Luftwaffe einen schweren Luftangriff auf Coventry, der weite Teile der Stadt zerstörte und die meisten Todesopfer aller deutschen Luftangriffe in England forderte. Dennoch rief Dompropst Richard Howard am Weihnachtstag 1940 in einer landesweiten Rundfunkübertragung aus der Ruine der Kathedrale dazu auf, keine Rache zu üben, sondern sich für Versöhnung einzusetzen. Zeichen dieser Verpflichtung ist das aus drei Zimmermannsnägeln aus den Dachbalken der verbrannten mittelalterlichen Kathedrale zusammengefügte „Nagel-Kreuz“.
Als Symbol wachsenden Vertrauens und gemeinsamer Verantwortung für den Frieden wurden Nagelkreuze nach Kiel, Dresden, Berlin und in viele andere im Krieg zerstörte Städte gebracht. Im Laufe der Zeit kamen Orte in anderen Ländern und in neuen Krisengebieten hinzu. Es entwickelte sich ein internationales Netzwerk für Frieden und Versöhnung, aus dem 1974 die internationale Nagelkreuzgemeinschaft entstand. Nagelkreuzzentren gibt es mittlerweile in vielen Ländern der Welt. Zum Beispiel in Australien, Bosnien-Herzegowina, Canada, Cuba, Großbritannien, Indien, Jordanien, Neuseeland, den Niederlanden, Nigeria, Rumänien, der Slowakei, dem Sudan, und den USA.