Kirchen weltweit feiern Reformationstag

31 Okt. 2019
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Gottesdienst anlässlich des 20. Jubiläums der gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre, im Juni 2019 in Genf. Die Liturgie dieses Gottesdienstes bildet auch die Grundlage für einen Reformationsgottesdienst in Stuttgart, an dem Vertreterinnen und Vertreter der fünf unterzeichnenden Kirchen teilnehmen. Foto: LWB/ A. Hillert

Gottesdienst anlässlich des 20. Jubiläums der gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre, im Juni 2019 in Genf. Die Liturgie dieses Gottesdienstes bildet auch die Grundlage für einen Reformationsgottesdienst in Stuttgart, an dem Vertreterinnen und Vertreter der fünf unterzeichnenden Kirchen teilnehmen. Foto: LWB/ A. Hillert

Gottesdienste mit gemeinsamer Liturgie, um ökumenischen Meilenstein zu feiern

(LWI) - Am 31. Oktober, dem Reformationstag, versammeln sich Kirchen in aller Welt, um ihr lutherisches Erbe zu feiern. Viele begehen den Tag gemeinsam mit ökumenischen Freunden, um das diesjährige 20. Jubiläum der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre (GER) zu feiern.

Diese Erklärung, die am 31. Oktober 1999 von Kirchenleitenden des Lutherischen Weltbundes (LWB) und der Römisch-Katholischen Kirche in Augsburg unterzeichnet wurde, beendete die Spaltung über der theologischen Kernfrage der Rechtfertigung oder Erlösung allein aus Gnade  – eine Frage, die die Kirche im Westen bis dahin tief gespalten hatte.

In der Vorbereitung auf den Reformationstag 2019 haben weltweit lutherische Kirchen, zusammen mit ökumenischen Partnern, feiern für den 20. Jahrestag der GER vorbereitet, und dabei eine gemeinsame Liturgie benutzt, die für den Festgottesdienst in der Genfer Kathedrale St Pierre am 16. Juni  2019 entwickelt worden war.

In einem gemeinsamen Brief an die LWB-Mitgliedskirchen und die katholische Bischofskonferenz bezeichneten der LWB-Generalsekretär Pfarrer Dr. h.c. Dr. h.c. Martin Junge und Kurt Kardinal Koch, Präsident des Päpstlichen Einheitsrates, die GER als "theologischen Meilenstein", und luden dazu ein, die gemeinsame Liturgie in Gemeindegottesdiensten zu nutzen.

Die Zukunft verändern

In Stuttgart werden der Vorsitzende des deutschen Nationalkommittees des Lutherischen Weltbundes, Bischof Dr. h.c. Frank Otfried July, und der Vorsitzende der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr Gerhard Feige, gemeinsam in einem ökumenischen Gottesdienst in der Stuttgarter Stiftskirche predigen. An dem Gottesdienst nehmen auch Vertreter der Anglikanischen, Methodistischen und Reformierten Kirche teil.

In Hannover bezeichnete der leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland (VELKD) die GER als „ Lehrstück, wie Konflikte aus der Vergangenheit im Dialog neu bewertet werden können.“ Er fügte hinzu: „Dass der Reformationstag mittlerweile in vielen Bundesländern Feiertag ist, zeigt, dass die Entdeckungen der Reformatoren bis heute Menschen über die Grenzen von Konfessionen hinweg in der Erinnerung an ihre Wurzeln miteinander verbinden können.“

In mehreren Kirchen in Lateinamerika und der Karibik haben Pfarrer und Kirchenpräsidentinnen und –präsidenten angekündigt, die gemeinsame Liturgie zum GER-Jubiläum für ihre Gottesdienste nutzen zu wollen.  Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Kolumbien feierte bereits am 18. Oktober, anlässlich des Besuchs der LWB-Vizepräsidentin Erzbischof Antje Jackelén (Schwedische Kirche), einen ökumenischen Gottesdienst mit Repräsentanten der katholischen, anglikanischen, methodistischen, presbyterianischen, orthodoxen und mennonitischen Kirchen.

In Kanada werden die Exekutivdirektorin von Canadian Lutheran World Relief, dem diakonischen Arm der Evangelisch-Lutherischen Kirche Kanadas (ELKK), Karin Achtelstetter, und der katholische Kardinal Thomas Collins bei einem gemeinsamen Erntedankgottesdienst am 8. November in der First Lutheran Church in Toronto sprechen. Die GER erinnere daran, dass „dass die Vergangenheit geändert werden kann, man aber die Zukunft verändern“ könne, so Dominikanerpater Prakash Anthony Lohale vom Erzbischöflichen Büro für ökumenische  und interreligiöse Angelegenheiten in Toronto. „In einer Stadt, die so divers ist wie Toronto, tun wir schon längst, was die GER beabsichtigt, und dieser Gottesdienst feiert das“, sagte Pfn Tuula van Gaasbek von der ELKK Eastern Synod.

Meilenstein im katholisch-lutherischen Dialog

Die GER markiert einen Höhepunkt nach 30 Jahren katholisch-lutherischen Dialogs, und erklärt, dass die gegenseitigen Verurteilungen der Vergangenheit nicht weiter gültig sind. Damit bereitet sie den Weg für engere ökumenische Zusammenarbeit, gemeinsame Gottesdienste und ein neues Zusammenwachsen im Glauben.

Während Kritiker die Methodik des differenzierten Konsensus in Frage stellen, begrüssten die meisten Kirchenleitenden die GER als „bedeutenden Meilenstein in der Versöhnung unserer beiden Kirchentraditionen.“ Viele sahen es sogar als Beginn einer neuen Epoche im ökumenischen Tauwetter der weiteren christlichen Welt.

In den vergangenen beiden Jahrezehnten haben sich Methodisten, Anglikaner und Reformierte Kirchen der GER angeschlossen und dabei einen „gemeinsamen ökumenischen Raum“ eröffnet, in dem Christen zusamen stehen können, wie es LWB-Generalsekretär Junge bezeichnete. Im Juni 2019 trafen sich Kirchenleitende dieser fünf Konfessionen in der Genfer Kathedrale St Pierre, um gemeinsam zu feiern und sich erneut zu verpflichten zu einer gemeinsamen Suche nach vollständiger, sichtbarer Einheit in Verkündigung und Sakrament.

 

Ökumenischer Gottesdienst in Stuttgart

 

Liturgie: Gottesdienst zum 20-jährigen Jubiläum der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre

 

Originaldokument: Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre

LWF/OCS