Mittelbeschaffung für vergessene Krisen

26. Apr. 2024

Mitarbeitende der LWB-Abteilung für Weltdienst haben an hochrangigen Geberkonferenzen für die Sudanhilfe und zur Bewältigung der komplexen Krise im Äthiopien teilgenommen. Auf der Geberkonferenz für Äthiopien berichtete die LWB-Länderrepräsentantin Sophie Gebreyes in den Diskussionen über ihre Sicht der Situation vor Ort.

Das Flüchtlingslager Kumer in Nord-Gondar, Äthiopien

Das Flüchtlingslager Kumer in Nord-Gondar, Äthiopien, beherbergt etwa 8.000 Menschen. Die Hälfte davon sind Flüchtlinge aus dem Sudan. Foto: LWB/S. Gebreyes

LWB-Personal nimmt an hochrangigen Geberkonferenzen für Sudan und Äthiopien teil 

LWI – LWB-Mitarbeitende haben an hochrangigen Geberkonferenzen für zwei Länder teilgenommen, die bei den finanziellen Hilfen für humanitäre Notlagen die zwei letzten Ränge belegen

Vom 15. bis zum 17. April hat Allan Calma, der beim LWB für die Koordinierung humanitärer Aktionen zuständig ist, an der Internationalen humanitären Konferenz zu Sudan und seinen Nachbarländern in Paris teilgenommen. „Es gab nur Zusagen für fünf Prozent des mit insgesamt 2,7 Milliarden Euro bezifferten humanitären Notfallplans für den Sudan“, sagte Calma. „Das hat sich auf unsere Arbeit ausgewirkt." Die LWB-Länderprogramme haben sudanesische Geflüchtete und Heimkehrende in den Grenzgebieten des Tschad, Äthiopiens und des Südsudan unterstützt. Allerdings wird diese Arbeit durch eine zu geringe finanzielle Unterstützung erschwert.

Die LWB-Länderprogramme in den Nachbarländern sorgen für die Wasserversorgung und die sanitäre Grundversorgung, errichten Notunterkünfte und organisieren die Versorgung mit Nahrungsmitteln und den Schutz der Geflüchteten. Seit Beginn des Konflikts am 15. April 2023 hat es fast 15.000 Tote und mehr als 8.2 Millionen Binnenflüchtlinge gegeben. Daraus ist die größte Vertreibungskrise der Welt entstanden. Viele der Geflüchteten sind Frauen und Kinder, die Gräueltaten ansehen mussten oder selbst erlebt haben, darunter sexualisierte oder geschlechtsspezifische Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung. Die Kämpfe greifen regelmäßig über die Landesgrenze hinaus in den Tschad über und gefährden die Sicherheit der Einsatzkräfte des LWB und auch die Durchführung der humanitären Programme.

Auf der Konferenz haben die Regierungen Finanzhilfen in Höhe von 2,1 Milliarden Euro zugesagt, das sind 77 Prozent des UN-Hilfsappells.

„Die Folgen unterfinanzierter Hilfe in all ihren Konsequenzen“

Auf der Geberkonferenz für Hungerhilfe in Äthiopien, die am 16. April in Genf in der Schweiz stattfand, hat die LWB-Länderrepräsentantin Sophie Gebreyes in ihrer Rede auf die ständig zunehmende Zahl humanitärer Krisen und die düsteren Aussichten für die finanzielle Unterstützung 2024 hingewiesen.

Gebreyes sprach als Vertreterin all der internationalen humanitären Organisationen, die in Äthiopien im Einsatz sind, darunter auch 20.000 in erster Linie aus Einheimischen rekrutierte Helfer und Helferinnen, zu denen auch Personal des Länderprogramms des LWB für Äthiopien zählt.

„Viele kommen aus den Gemeinschaften selbst, in denen sie im Einsatz sind, und erleben aus erster Hand, welche dramatischen Folgen eine nicht bedarfsgerechte Unterstützung in einer Katastrophensituation hat“, sagte sie. „Unser Personal muss sich mit den betroffenen Gemeinschaften an einen Tisch setzen und erklären, dass es trotz aller Versuche nicht gelingt, für die fundamentalen Grundbedürfnisse dieser Menschen zu sorgen. Es ist nichts für sie da.“

Die multiple Krise in Äthiopien hat das Land zu einem der gefährlichsten Einsatzgebiete für humanitäre Hilfskräfte werden lassen. Gebreyes berichtete über riskante Fahrten zu entlegenen Gemeinschaften, über Autodiebstahl, Entführungen und sogar Todesfälle.

Gebreyes wies ebenfalls darauf hin, dass diese Situation negative Folgen für die körperliche und mentale Gesundheit der Einsatzkräfte habe. Mit den entsprechenden Mitteln könnten schnelle Wiederaufbaumaßnahmen finanziert werden. „Wir könnten Wasserstellen und Brunnen wieder instand setzen und so die kostspielige Trinkwasserversorgung mit Tankwagen vermeiden“, sagte Gebreyes. „Die Gemeinschaften wollen nicht auf humanitäre Hilfe angewiesen sein.“

Das Ziel der Konferenz war es, Zusagen über eine Milliarde US-Dollar zu bekommen. Das ist ein Drittel der Gelder, die zur Bewältigung der multiplen Krisen im Land erforderlich sind. Der von den Vereinten Nationen unterstützte Humanitäre Reaktionsplan für 2024 für Äthiopien ist von USD 3,24 Milliarden ausgegangen. Die Geberkonferenz hat insgesamt 630 Millionen US-Dollar zugesagt. Die Veranstaltung wurde durch Protestgruppen gestört, die auf die eskalierende Gewalt in der Region Amhara mit Hunderten von Getöteten, Verletzten und Vertriebenen hinwiesen. 

LWB/C. Kästner-Meyer